Neuberufene 2024
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Keyvan Allahyari
Denomination: Anglophone Literatures in a Global Environment
zuvor: Universit?t Oslo | NOR
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Patricia Alonso Ruiz
Denomination: Wahrscheinlichkeitstheorie
zuvor: Texas A&M University | USA
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Stefanie Bachnick
Stefanie Bachnick
Foto: Inka Rodigast/UKJSie sind unerwünscht und werden auch so genannt: Wenn Patientinnen oder Patienten im Rahmen ihrer Versorgung im Krankenhaus Sch?digungen erleiden, die nicht auf ihre eigentliche Krankheit zurückgeführt werden k?nnen, spricht man von unerwünschten Ereignissen. Diese k?nnen unvermeidbar sein, beispielsweise eine erstmals auftretende Antibiotikaunvertr?glichkeit. Andere – etwa, wenn durch zu langes Liegen in einer Position Dekubitus entstehen– k?nnen vermieden werden. Genau das ist das Ziel von Behandlungs- und Pflegestandards.?
?Bis zu dreiviertel aller unerwünschten Ereignisse in Krankenh?usern gelten als pflegespezifisch“, so Prof. Dr. Stefanie Bachnick. ?Neben der unn?tigen Belastung der Betroffenen verursachen sie zus?tzliche pflegerische und medizinische Ma?nahmen und damit Kosten.“ Die 40-j?hrige Pflegewissenschaftlerin hat seit diesem Wintersemester die erste Professur für Pflegewissenschaft am Universit?tsklinikum Jena (UKJ) inne. Sie baut an der Klinik für An?sthesiologie und Intensivmedizin eine Arbeitsgruppe in der Pflegeforschung auf.
Patientensicherheit und Versorgungsqualit?t
Im Mittelpunkt ihrer Forschung werden die Patientensicherheit und die Versorgungsqualit?t auf der Intensivstation stehen. ?Die Dokumentation auf der Intensivstation ist digital gut erschlossen und bieten eine gute Datengrundlage“, begründet Prof. Bachnick diesen Fokus, ?und hier sind unerwünschte Ereignisse besonders kritisch.“ Ihre wichtigsten Partner sind die pflegerischen und ?rztlichen Teams auf den Intensivstationen. Bislang gibt es wenige Studien über unerwünschte Ereignisse auf den Intensivstationen in deutschen Krankenh?usern. Information über H?ufigkeit, Art und Vermeidbarkeit solcher Ereignisse sind jedoch Voraussetzung für die Entwicklung von Pr?ventionskonzepten, die die Intensivversorgung noch sicherer machen sollen. ??
Stefanie Bachnick wurde in Rostock geboren und hat eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Hamburg absolviert, wo sie auch in einer geriatrischen Klink arbeitete. W?hrend ihres anschlie?enden Pflegep?dagogikstudiums an der Charité in Berlin arbeitete sie als Forschungspraktikantin an der Psychiatrischen Universit?tsklinik in Bern und entwickelte hier in ihrer Diplomarbeit ein Schulungskonzept für Pflegende zur Begleitung psychiatrischer Patientinnen und Patienten nach der station?ren Entlassung. Sie wechselte dann an das Institut für Pflegewissenschaft der Universit?t Basel und wurde dort im Rahmen einer gro?angelegten multizentrischen Beobachtungsstudie promoviert, die die Auswirkungen der DRG-Einführung in der Schweiz auf Strukturen und Prozesse in der Pflege sowie auf patientenbezogene Behandlungs- und Pflegeergebnisse untersuchte.?
Zwei Drittel vermeidbare unerwünschte Ereignisse
Zuletzt leitete Stefanie Bachnick eine vom BMBF gef?rderte Nachwuchsgruppe an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. ?Wir betrachteten pflegespezifische unerwünschte Ereignisse, die in den Patientenakten der beteiligten Krankenh?user dokumentiert waren.“ Die Forschenden fanden in fast der H?lfte der betrachteten F?lle unerwünschte Ereignisse, von denen zwei Drittel als vermeidbar eingestuft wurden.
Als examinierte Pflegende und studierte Pflegep?dagogin sieht Prof. Bachnick zudem die Chancen, die eine Akademisierung der Pflege mit sich bringt. Langfristig m?chte sie einen Masterstudiengang Advanced Practice Nursing mit Schwerpunkt in der Intensivpflege etablieren. Nach Abschluss des klinisch ausgerichteten Studienganges arbeiten die Pflegefachpersonen mit Masterabschluss zur H?lfte in der direkten Patientenversorgung. Ihre erweiterten pflegerischen und wissenschaftlichen Kompetenzen bef?higen sie, neue Versorgungskonzepte für Patienten und Patientinnen auf der Intensivstation zu entwickeln. Damit erschlie?en sich auch neue Karrierem?glichkeiten in der Intensivpflege am UKJ und darüber hinaus. Zudem wird sich Stefanie Bachnick vor allem bei interprofessionellen Lehrprojekten an der Medizinischen Fakult?t einbringen.
Uta von der G?nna
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Dirk Bauerschlag
Dirk Bauerschlag
Foto: Heiko Hellmann/UKJ?ber 40 % aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland entfallen auf b?sartige gyn?kologische Erkrankungen. Damit z?hlen Tumore in Brust, Geb?rmutter, Eierst?cken oder Geb?rmutterhals zu den h?ufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Die Behandlung und Erforschung dieser Krebserkrankungen sind der Schwerpunkt von Prof. Dr. Dirk Bauerschlag, der mit dem startenden Sommersemester die Professur für Allgemeine Gyn?kologie an der Medizinischen Fakult?t der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena antritt. Gleichzeitig übernimmt er auch die Leitung der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin am Universit?tsklinikum Jena.
In der Forschung widmet sich der 51-j?hrige Gyn?kologe translationalen Projekten vor allem zur Therapie von Eierstock- und Brustkrebs. So untersucht er im Labor die Mechanismen der Resistenzentwicklung beim Ovarialkarzinom und forscht an der Entwicklung eines neuen Chemotherapeutikums. Sehr aktiv ist Dirk Bauerschlag auch im Bereich der klinischen Forschung; er ist Mitglied in der Studienleitgruppe der Arbeitsgruppe Gyn?kologische Onkologie in Deutschland und erstellt die Leitlinien für die Behandlung des Eierstockkrebses. ?Das Mitteldeutsche Krebszentrum gemeinsam mit Leipzig bietet beste M?glichkeiten, um die Studienbeteiligung der Jenaer Frauenklinik weiter auszubauen, um den Patientinnen allerneueste Therapien zug?nglich zu machen“, betont Prof. Bauerschlag. ?
Dirk Bauerschlag studierte in Kiel und Nottingham Medizin und wurde hier mit einer Arbeit zur Zellbiologie von Geb?rmutterkrebszellen promoviert. In Kiel absolvierte er die Facharztaus?bildung im Fach Gyn?kologie und Geburtshilfe, unterbrochen von einem zweij?hrigen Forschungsaufenthalt in den USA. Dann wechselte er an das Universit?tsklinikum Aachen, wo er unter anderem molekulare Prognosemarker für die Behandlung von Eierstockkrebs erforschte und sich zu diesem Thema habilitierte. Er folgte dann dem Ruf auf die Professur für Gyn?kologische Onkologie zurück nach Kiel und war zuletzt stellvertretender Klinikdirektor für Gyn?kologie und Geburtshilfe am Universit?tsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Kiel.
Für die chirurgische Gyn?kologie in Jena m?chte Dirk Bauerschlag den neuen Da Vinci-OP-Roboter vermehrt zum Einsatz bringen, mit dem er bereits viel Erfahrung besitzt. Als neue Methode bei der operativen Behandlung von gyn?kologischen Tumoren bringt Dirk Bauer?schlag die Anf?rbung der W?chterlymphknoten durch einen Fluoreszenzfarbstoff mit, so dass diese sicher und vollst?ndig erkannt und entfernt werden k?nnen. Ein zentrales Qualit?tsziel ist die Fortsetzung der Zertifizierung bei der Deutschen Krebsgesellschaft als Brustkrebs?zentrum und Zentrum für Gyn?kologische Tumore.?
In der Versorgung der Patientinnen ist neben den Mitgliedern des Universit?tstumorzentrums die Geburtsmedizin der wichtigste Partner der Frauenheilkunde. Gemeinsam gestalten die beiden Kliniken die Studierenden- und die fach?rztliche Ausbildung. Dirk Bauerschlag ist es dabei besonders wichtig, die Breite des Fachgebietes in Wissenschaft und Versorgung zu vermitteln. Aus Kiel bringt er dafür die Idee einer ?Summer School Gyn?kologie“ für Studie?rende und eines speziellen Zertifikatsstudiengang Onkologie mit abschlie?ender Promotions?arbeit mit.
Zum Wechsel von Kiel nach Jena hat der radsportbegeisterte dreifache Vater nicht nur seine Familie, sondern auch ?rztinnen als Verst?rkung für das Team der Jenaer Klinik begeistern k?nnen. ?Wir wollen die Klinik zu einem spitzenmedizinischen gyn?kologischen Zentrum weiterentwickeln, das den Frauen in Jena, der Region und in ganz Thüringen eine leitlinien?gerechte und patientenorientierte Versorgung nach den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen gepaart mit den modernsten Operationstechniken anbieten kann“, so der neue Klinikdirektor.?
Uta von der G?nna
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Thomas Bocklitz
Denomination: Datenwissenschaften in der Photonik
zuvor: Universit?t Bayreuth
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Diana Feick
Denomination: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache mit Schwerpunkt auf empirischer Unterrichtsforschung
zuvor: Universit?t Auckland | NZL
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Susanne Fritz
Denomination: Biodiversit?t im Anthropoz?n
zuvor: Universit?t Frankfurt/Main und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
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Matthias Gawlitza
Matthias Gawlitza
Foto: Michael Szabó/UKJSchon früh in seiner beruflichen Laufbahn ist Matthias Gawlitza von den M?glichkeiten der Neuroradiologie fasziniert, da sie wie nur wenige andere medizinische Disziplinen Diagnostik und Therapie vereint – und gleichzeitig die Fachbereiche Neurologie und Neurochirurgie mit bildgebenden Untersuchungstechniken erg?nzt, um Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, das hei?t von Gehirn und Rückenmark, optimal behandeln zu k?nnen. ?Viele wichtige Entwicklungen der Medizin kamen aus den bildgebenden F?chern. Denn ein genauerer Blick in den K?rper erm?glicht noch bessere Diagnosen und Behandlungen“, ist sich Prof. Dr. Matthias Gawlitza sicher. Zum aktuellen Wintersemester hat der 41-J?hrige die Professur für Neuroradiologie an der Medizinischen Fakult?t der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena angetreten. Gleichzeitig übernimmt er die Leitung der Sektion Neuroradiologie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universit?tsklinikum Jena (UKJ). ?
Matthias Gawlitza studierte Humanmedizin in Mainz, wo er mit seiner Arbeit zum Schmerzged?chtnis promoviert wurde. Seine Facharztausbildung für Radiologie sowie seine Spezialisierung in Neuroradiologie absolvierte er am Universit?tsklinikum Leipzig, unterbrochen durch einen mehrmonatigen Aufenthalt im Universit?tsklinikum Toulouse. Nach seinem dreij?hrigen Auslandsaufenthalt im Universit?tsklinikum Reims war er als Oberarzt und stellvertretender Leiter der Neuroangiographie am Universit?tsklinikum Dresden t?tig, bevor er zurück nach Leipzig wechselte und dort bis zuletzt leitender Oberarzt und Leiter des Bereichs Interventionelle Neuroradiologie war.?
Seinen Forschungsschwerpunkt hat der gebürtige Saarl?nder in der bildgestützten Diagnostik und der minimal-invasiven Therapie von Schlaganf?llen und Aneurysmen, das sind Aussackungen von Arterien. Vor allem die Entwicklung und der Test neuer Devices stehen dabei im Mittelpunkt. In Dresden gründete und leitete er die Arbeitsgruppe ?Experimentelle Neurointervention“, mit der er weiterhin verbunden ist. Nach Jena bringt er neben einer Fach?rztin auch ein Forschungsprojekt zur Individualisierung von Gef??stützen, sogenannter Stents, mit. ?In dieser pr?klinischen Studie untersuchen wir mit mehreren Partnern aus Forschung und Industrie, wie individuell auf die Patientenanatomie abgestimmte Stents mithilfe von 3D-Druckverfahren angefertigt werden k?nnen“, beschreibt der Neuroradiologe. Au?erdem arbeitet er in einem weiteren Forschungsprojekt an optimierten Stent-Beschichtungen, um die Vertr?glichkeit für das Gerinnungssystem zu verbessern.?
Matthias Gawlitza sieht das UKJ im Bereich der Bildgebung nicht nur durch das 7- und das 3-Tesla-MRT im Werner-Kaiser-Forschungszentrum hervorragend aufgestellt. ?Der Neubau am Standort Lobeda bietet durch kurze Wege und neuste Technik auch perfekte Bedingungen für die klinische Arbeit“, sagt er. In der Patientenversorgung fokussiert der Neuroradiologe die vaskul?re und interventionelle Neuroradiologie, das hei?t vor allem die Diagnostik und Therapie des Schlaganfalls sowie von angeborenen oder erworbenen Gef??fehlbildungen des zentralen Nervensystems, vor allem von Aneurysmen. Dabei setzt er Verfahren ein, bei denen von der Leiste des Patienten aus über einen Katheter die Blutgef??e des Gehirns erreicht und therapiert werden. So k?nnen bei Schlaganfallpatienten h?ufig die Gerinnsel entfernt werden, die die Blutzufuhr zum Gehirn unterbinden, Aneurysmen und krankhafte Kurzschlussverbindungen werden durch diese minimal-invasiven Verfahren verschlossen. ?Ich m?chte noch mehr auf neuartige Methoden setzen – in Zukunft wird unser Fachgebiet sicherlich eine gr??ere Rolle bei der Therapie von Subduralh?matomen, das sind Einblutung zwischen zwei Hirnh?uten, erh?htem Hirndruck, wir sprechen auch von intrakraniellen Druck oder Pseudotumor cerebri, und pulssynchronen Ohrger?uschen spielen“, blickt Matthias Gawlitza in die Zukunft.
Anne Curth
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Jay Gopalakrishnan
Jay Gopalakrishnan
Foto: Inka Rodigast/UKJPluripotente Stammzellen sind offen für alles – jeder Zelltyp des K?rpers kann sich aus diesen entwickeln. Jay Gopalakrishnan und seine Arbeitsgruppe nutzen diese Allesk?nner und züchten daraus kleine dreidimensionale Zellgebilde, die viele Merkmale von Hirngewebe aufweisen. Mithilfe dieser Organoide erforscht der 48-j?hrige Zellbiologe, der seit Anfang des Jahres eine Professur am Institut für Humangenetik des Universit?tsklinikums Jena innehat, die Mechanismen der Entwicklung, Reifung, Alterung und Degeneration des menschlichen Gehirns. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Zilien, dünnen haar?hnlichen Forts?tzen auf den Zellen. ?Wir untersuchen, welche Rolle die Zilien bei der Organisation der Zellen im Gewebe und für die Funktion des Gewebes spielen. Dabei interessiert uns insbesondere, wie sich eine durch genetische Ver?nderungen gest?rte Zilienfunktion auf die Entwicklung und Funktion des Organs auswirkt und zum Beispiel mit Hirnfehlbildungen zusammenh?ngt“, so Prof. Dr. Jay Gopalakrishnan, Professor für die Zellbiologie erblicher Erkrankungen.
Jay Gopalakrishnan studierte in Chennai, der Hauptstadt des ostindischen Bundesstaates Tamil Nadu, Pharmazie und Biochemical Engineering. Anschlie?end promovierte er mit einem DAAD-Stipendium an der TU Berlin in Biochemie und ging dann als PostDoc in die USA an die Harvard Medical School. Am Zentrum für Molekulare Medizin in K?ln baute er seine erste eigene Arbeitsgruppe auf und konnte eine F?rderung im Human Frontier Science Program einwerben. Vor fünf Jahren wechselte er an die Universit?t Düsseldorf, wo er auf eine Professur am Institut für humane Genetik berufen wurde.
Nach Jena bringt Jay Gopalakrishnan mehrere Forschungsprojekte mit, die in Verbünde der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingebunden sind. Er ist Sprecher einer Forschergruppe, die sich der Zellbiologie der Zilien und der Erforschung von Netzhauterkrankungen widmet. Seine Arbeitsgruppe wird ihre Labore im Laufe des Jahres im Cetramed-Neubau beziehen. Sie nutzt modernste Bildgebungstechniken wie Lichtblatt- und konfokale Lasermikroskopie. Inhaltlich und methodisch passt die Gruppe ideal in die lebenswissenschaftliche Forschungslandschaft an der Jenaer Universit?t und den Beutenberg-Instituten. Mit Lehrveranstaltungen im Masterstudiengang Molekulare Medizin und Angeboten für forschungsinteressierte Medizinstudierende m?chte Professor Gopalakrishnan die Methodik der Stammzellforschung den Studierenden nahebringen.
Ein weiterer Schwerpunkt von Professor Gopalakrishnan, in dem er gro?e von der EU und vom BMBF gef?rderte Netzwerke koordiniert, ist die Biologie von Glioblastomen. Diese b?sartigen Hirntumore entstehen aus dem Stützgewebe des Gehirns, den Gliazellen. Gopalakrishnan arbeitet dabei mit Patientenzellen, um individuelle Tumormodelle untersuchen zu k?nnen. ?Es ist unser Ziel, die molekulare Entwicklung und Ausbreitung der Glioblastome im Hirngewebe zu verstehen und im Sinne einer personalisierten Medizin Angriffspunkte für eine patienten-spezifische Therapie zu finden“, sagt Gopalakrishnan.
Uta von der G?nna
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Johannes Greifenstein
Johannes Greifenstein
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)?Ich bin kein typisch kirchlicher Mensch“, sagt Prof. Dr. Johannes Greifen?stein von der Universit?t Jena, der gerade die Professur für Praktische Theologie übernom?men hat. Der 43-j?hrige Neu-Jenaer meint damit, dass er die kirchliche Praxis immer auch kritisch reflektiert. Dies will er seinen Studierenden ebenso vermitteln wie ein perma?nen?tes Hinterfragen der theologischen Inhalte und Praktiken. Die Studierenden sollen sich zur Kirche, ihrer Tradition und dem eigenen Bild davon eine gewisse Distanz bewahren, um einmal zu selbstst?ndiger Urteilsbildung f?hig zu sein. Dies geht allerdings nur, wenn man die Kirche auch genau kennt, was Greifenstein tut: Er hat ein Vikariat absolviert und wurde ordi?niert. Die N?he zur kirchlichen Praxis erlebt er au?erdem durch seine Frau, die Pfarrerin ist.
Doch vor allem ist Prof. Greifenstein Wissenschaftler. An seinem Theologiestudium, das der gebürtige Erlanger an der Uni Halle-Wittenberg und der Humboldt-Uni Berlin absolviert hat, sch?tzt er besonders ?den kritischen Geist, den dieses Studium vermitteln kann“. Dies habe ihn früh dazu gebracht, sich wissenschaftlich mit Religion und Kirche sowie ihren Ritualen und Verhaltensmustern auseinan?derzusetzen. So hat Greifenstein beispielsweise an der LMU München in seiner Dissertation ?Ausdruck und Darstellung von Religion im Gebet“ interdiszi?plin?r analysiert. Wobei Beten für ihn ein ?sthetisches Handeln ist, bei dem Gefühle ausge?drückt werden. Dieser kulturwissenschaft?liche Ansatz führte aber auch zu der Erkenntnis, dass Religion durch das Beten erzeugt wird. Diese Gedanken hat der liberale Protestant in seiner Habilitation ?Vom Text zur Predigt“ erweitert und den Bezug der Bibel auf die Predigt analysiert.
An der Universit?t Jena, wo er nun nach mehreren Lehr?stuhlvertretungen seine erste eigene Professur angetreten hat, will Prof. Greifenstein zu kulturwissenschaftlichen Fragestellungen forschen und sich u. a. mit Kirchenmusik und Kirchenrecht auseinandersetzen.?
Wenn er nicht forscht oder lehrt, f?hrt Johannes Greifenstein gerne mit seinen beiden S?hnen Rad oder kocht. Viel Zeit dazu und zum Erkunden der ?tollen Universit?tsstadt Jena“ bleibt ihm derzeit nicht. Erst will er ganz an seiner neuen Fakult?t und dann ?in den Netzwerken der Voll-Universit?t Jena“ ankommen.
Axel Burchardt
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Michael Habeck
Denomination: Mikroskopische Bildanalyse
zuvor: Universit?t Jena
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Victoria Hegner
Victoria Hegner
Foto: Nicole Nerger/Universit?t JenaHexen und Magie kennen die meisten wohl aus den klassischen M?rchen oder etwas neumodischer aus dem Harry-Potter-Universum. Doch wer h?tte gedacht, dass Berlin die gr??te Hexendichte Mitteleuropas aufweisen soll? Diese neuzeitlichen oder auch neuheidnischen Hexen zeichnen sich durch eine starke Hinwendung zur Natur aus, sie vertreten feministische Positionen und sind in unterschiedlichen sozialen Milieus zu Hause. ?Hexen wollen gefunden werden, sie missionieren nicht“, sagt Prof. Dr. Victoria Hegner von der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Die neue Jenaer Professorin für Kulturanthropologie hat sich deshalb unter die Hexen gemischt, sie bei ihren Ritualen begleitet und so teilneh?mend erforscht. ?Diese Hexen k?nnen als feministische Revolte gegen das Patriarchat verstanden werden“, sagt Prof. Hegner. Der tradierte Begriff ?Hexe“ werde dabei umgedeutet, passender sei eher ?selbsterm?chtigte Frau“.?
Jüdische Einwanderer in der einstigen Machtzentrale des NS?
Eines der Arbeitsgebiete von Victoria Hegner ist die ethnographische Stadtforschung. ?Es geht um die Frage, was die jeweils singul?re Stadtkultur ausmacht“, sagt sie. Wie pr?gt die Geschichte eine Stadt, wie l?sst sie sich durch soziale Strukturen beschreiben? Einen speziellen Aspekt von Stadtgeschichte hat Victoria Hegner in Berlin und vergleichend in Chicago untersucht: jüdisches Leben und jüdische Zuwanderung. Victoria Hegner: ?Was bedeutet es für Jüdinnen und Juden, in das Land der T?ter einzuwandern und noch dazu nach Berlin, der einstigen Machtzentrale der Nationalsozialisten?“ Wie gelingt es den alteingesessenen Juden die Eingewanderten zu integrieren, obwohl die ?Neuen“ in der Mehrheit sind? Anlass des Forschungsprojekts war der Zuzug jüdischer Menschen aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten nach dem Ende der DDR. Am Ende der Studie stand die Promotion unter dem Titel ?Gelebte Selbstbilder. Gemeinden russisch-jüdischer Migran?ten in Chicago und Berlin“. Zu den spannenden Ergebnissen z?hlt die Erkenntnis, dass die S?kularisierung keineswegs unaufhaltsam voranschreitet: ?Wir haben eine Vielzahl von neuen Wegen der Religiosit?t und Spiritualit?t gefunden“, sagt Victoria Hegner. Angesichts von Klimawandel und Artensterben ringen die Religionen um ein neues Weltverst?ndnis, konstatiert sie. Im Judentum werde etwa das Konzept ?koscher“ neu verhandelt, bei den neuheidnischen Religionen gebe es das Anliegen, den gefühlten Riss zwischen Mensch und Natur zu heilen. Da sei vieles in Bewegung, so die Kulturanthropologin von der Universit?t Jena. Mancherorts werde ein Handschlag zwischen Naturwissenschaften und Spiritualit?t versucht.
Neue Forschungen in den ?Herzkammern der Universit?ten“
Studiert hat Victoria Hegner in Berlin. Geboren in der DDR hatte die heute 53-J?hrige pl?tzlich die Freiheit, ein Fach ihrer Wahl zu studieren. Nachdem zun?chst ?gyptologie ihr Favorit war, entschied sie sich für Ethnografie (= Kulturanthrologie/Volkskunde) an der Humboldt-Universit?t. Berlin nach dem Mauerfall sei ein wunderbares Experimentierfeld gewesen, mit Freiheiten selbst für ausgefallene Forschungsprojekte. ?Bei Projekten wie ,der Sound der U-Bahn? habe ich gelernt, die Welt mit anderen Augen zu sehen“, sagt Victoria Hegner. Studien?aufenthalte führten sie zudem für ein Jahr nach Toronto (Kanada) und ein halbes Jahr an die Duke University in North Carolina (USA). Heute, als Lehrende, gibt sie ihr Wissen an die Stu?dierenden weiter. Dabei sei es wichtig, den Studierenden auf Augenh?he zu begegnen, sie ernst zu nehmen und zu best?rken.?
Mit ihrem aktuellen Forschungsprojekt ist sie ins renommierte Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen worden. Dies beinhaltet, dass auch ihre Professur für drei Jahre vollumf?nglich von der DFG finanziert wird. In ihrer derzei?tigen Studie rücken Fragen der Gleichberechtigung in den Fokus: Victoria Hegner plant eine ?Ethnografie der Gleichstellungspraxis in der Wissenschaft“. Untersuchungsgegenstand sind Berufungsverfahren an verschiedenen Hochschulen, die Einblicke in die ?Herzkammern der Universit?ten“ erlauben. Die Ergebnisse versprechen spannend zu werden, ganz ohne Magie und Hexerei. ?
Stefan Laudien
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Jens Oliver Krüger
Denomination: Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt P?dagogische Beratung
zuvor: Universit?t Koblenz-Landau?
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Edwin Lim
Edwin Lim
Foto: Inka Rodigast/UKJWer wüsste nicht gern, was in den K?pfen von Heranwachsenden vorgeht: Wenn junge Menschen Grenzen austesten, sie lernen, die Konsequenzen ihres Handelns abzusch?tzen und ihren Platz in der Gesellschaft finden. Auf der Ebene der Biochemie ist genau das das Forschungsgebiet von Prof. Dr. Edwin Lim. Als neuer Professor für Translationale Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena untersucht der 44-j?hrige Biomediziner, welchen Ver?nderungen der Stoffwechsel des Gehirns w?hrend des Erwachsenwerdens unterliegt. ?Das Ziel dabei ist es Biomarker zu finden, die für sich entwickelnde seelische St?rungen eine frühzeitige Diagnose und personalisierte Behandlung erm?glichen“, so Edwin Lim.?
Der zentrale Forschungsgegenstand seiner an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universit?tsklinikums Jena angesiedelten Arbeitsgruppe ist der Tryptophan-Stoffwechsel. Aus dieser essenziellen Aminos?ure stellt der K?rper Botenstoffe und Hormone wie Serotonin und Melatonin her. Mit ausgefeilten chromatografischen und spektroskopischen Analytikverfahren erfasst das Team eine Vielzahl von Reaktionsstufen des Stoffwechsels und wertet deren Korrelationen zu erhobenen klinischen Daten, aber auch zu Ern?hrungs- und Umweltdaten mit KI-Ans?tzen aus. Edwin Lim hat viel Erfahrung in Studienprojekten mit jungen Erwachsenen, diese wird er in das Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit einbringen, das unter anderem in Jena ausgebaut wird. Er sagt: ?Kinder und Jugendliche sind anf?llig für psychische Probleme, die bis ins Erwachsenenalter anhalten k?nnen, wenn sie unbehandelt bleiben.?Aus unseren Daten soll perspektivisch ein individualisiertes Behandlungsmodell für psychische St?rungen im ?bergangsalter entstehen. Damit wollen wir dazu beitragen, dass sich junge Menschen zu mental widerstandsf?higen Erwachsenen entwickeln k?nnen.“
Geboren und aufgewachsen ist Edwin Lim in Singapur. Er absolvierte ein Bachelorstudium in Pharmakologie und Biochemie an der University of New South Wales im australischen Sydney. Hier arbeitete er anschlie?end in verschiedenen Forschungsgruppen, eignete sich Kenntnisse in hochspezialisierten Analysemethoden an und fertigte seine Doktorarbeit in Neurowissenschaften an. Mit einem Postdoc-Stipendium erforschte er den Tryptophan-Stoffwechsel bei Multipler Sklerose, bevor er an die Macquarie University in Sydney wechselte. Hier leitete er zun?chst das Analytiklabor der Forschungsgruppe für Neurodegenerative Erkrankungen und baute dann eine eigene Arbeitsgruppe zur translationalen Metabolomforschung auf. Um die Planung seiner Studienprojekte und die Auswertung der gewonnenen Datenmengen zu optimieren, absolvierte er an der University of Sydney zus?tzlich ein Biostatistik-Masterstudium. Für Studierende m?chte er deshalb Kurse sowohl in Biostatistik, als auch in Metabolomics-Methoden anbieten.?
Für die Forschungsarbeit zieht Edwin Lim Parallelen zu seinem Hobby, dem Kochen: Auch da komme es vor allem auf Geduld und Exaktheit an. Vor wenigen Monaten ist er mit seiner Familie nach Deutschland umgezogen und sein jüngstes Kind ist schon ein gebürtiger Thüringer.?
Uta von der G?nna
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Julia Lübke
Denomination: Bürgerliches Recht und Gesellschaftsrecht
zuvor: EBS Universit?t für Wirtschaft und Recht gGmbH, Wiesbaden
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Peter Micke
Denomination: Laserspektroskopie in Ionenfallen
zuvor: Max-Planck-Institut für Kernphysik Heidelberg
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Till Milde
Till Milde
Foto: Michael Szabó/UKJDie Kinderheilkunde hat für ihn zwei Seiten: Sie kann sehr viel Freude in den Alltag bringen, wenn die kleinen Patienten unbekümmert ihre Gefühle zeigen und ganz direktes Feedback geben. Sie kann aber auch sehr herausfordernd sein, insbesondere, wenn Kinder und Jugendliche leiden und chronische, mitunter t?dliche Krankheiten haben. Beides macht für Professor Till Milde sein Fachgebiet aus.
Der 50-J?hrige tritt zum 1. Juni die Professur für P?diatrie an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena an und ist damit gleichzeitig der neue Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universit?tsklinikum Jena (UKJ). ?Ich begreife es als Teil meiner Aufgabe, nicht nur die Kinder und Jugendlichen bestm?glich zu versorgen, sondern die gesamte Familie im Blick zu haben“, so Milde. In Jena freut er sich auf das gute kollegiale Miteinander in seiner künftigen Klinik und die interdisziplin?re Zusammenarbeit über die Kinderheilkunde hinaus.
Till Milde studierte Humanmedizin in Lübeck, wo er auch promoviert wurde. Seine Facharztausbildung für Kinder- und Jugendmedizin begann er in G?ttingen und wechselte dann nach einem zweij?hrigen Forschungsaufenthalt in New York an das Universit?tsklinikum Heidelberg. Dort schloss er seine Facharztausbildung sowie seine Spezialisierung in der P?diatrischen-H?matologie und -Onkologie ab und war bis zuletzt als Oberarzt t?tig.
Seinen Forschungsschwerpunkt hat der gebürtige Freiburger in der Diagnostik und Behandlung von Hirntumoren. ?Hirntumoren machen zwischen einem Viertel und einem Fünftel der Krebserkrankungen bei Kindern aus. Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen das Glioblastom dominiert, ist bei Kindern die Bandbreite an Hirntumor-Diagnosen sehr gro?. Umso wichtiger ist hier eine entsprechende pr?zise Diagnostik“, erkl?rt der Spezialist für P?diatrische Neuro-Onkologie. Insbesondere die molekulare Diagnostik, also die genetische Charakteristik von Hirntumoren, ist sein Steckenpferd.
In Heidelberg leitete er seine eigene Forschungsgruppe ?Translationale Hirntumormodelle“, die sich neben der Entwicklung von neuen Therapien mit molekularen Analysetechniken von kindlichen Hirntumoren besch?ftigte. ?Als wir 2007 mit unserer Arbeit begonnen haben, war das noch ein ganz neues Forschungsgebiet, in dem wir mit unserer Arbeitsgruppe Ma?st?be setzen konnten. Die M?glichkeiten der molekularen Diagnostik haben sich in atemberaubender Geschwindigkeit entwickelt. Zu sehen, wie schnell sich die Erkenntnisse aus dem Labor in die Klinik übertragen lassen und Patienten in der Behandlung direkte Vorteile bringen, ist schon beeindruckend“, findet Milde.
Diese Translation m?chte Milde in Jena im Bereich der P?diatrischen Onkologie und der P?diatrie insgesamt st?rken und dafür nationale und internationale Netzwerke aus- und aufbauen. Zur Verst?rkung seines Vorhabens bringt er eine Biologin und einen Biologen aus Heidelberg mit nach Jena, die hier als Arbeitsgruppe ?Programm für Molekulare P?diatrische Onkologie“ die pr?klinische Forschung st?rken sollen.
Gerade für frühe klinische Studien, die er im Mitteldeutschen Krebszentrum fortführen m?chte, sei ein gro?es Forschungsnetzwerk essentiell: ?Wir müssen auch international zusammenarbeiten, damit entscheidende wissenschaftliche Fragen nicht erst in zehn, sondern eben schon in zwei Jahren beantwortet werden k?nnen und so den Patientinnen und Patienten schneller geholfen werden kann.“ Brücken bauen m?chte Milde aber auch über die Kinder- und Jugendmedizin und Neurop?diatrie hinaus mit anderen Fachdisziplinen, insbesondere der Kinderchirurgie, der Kinderradiologie und der Neurochirurgie.
Nach au?en will der Familienmensch Milde, der mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Jena zieht, sichtbarer und verl?sslicher Partner sein für niedergelassene Kinder?rztinnen und -?rzte, andere Kliniken und Universit?tskliniken. Und natürlich auch für die vielen sozialen Partner, die die Kinderklinik unterstützen, seien es die Kinderhilfestiftung Jena, die Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena oder das Ronald McDonald Haus. ?Ich freue mich sehr darauf, die vielen engagierten Menschen in den kommenden Wochen pers?nlich kennenzulernen und bin mir sicher, dass wir gemeinsam für die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien unser Bestes geben.“
Katrin Bogner
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Doreen Mollenhauer
Denomination: Simulation und Modellierung von Polymeren für Anwendungen in der Energiespeicherung und -wandlung
zuvor: Universit?t Gie?en
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Andrea Pannwitz
Andrea Pannwitz
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Mit Sonnenenergie Kohlendioxid in nutzbare Verbindungen umzuwandeln und gleichzeitig Wasserstoff zu gewinnen, das ist das ambitionierte Forschungsziel von Andrea Pannwitz. Sie ist neue Juniorprofessorin für Anorganische Chemie an der Universit?t Jena und wird von der Carl-Zeiss-Stiftung gef?rdert.
?Idealerweise würde beides gleichzeitig ablaufen“, erkl?rt die Chemikerin. ?Das hei?t, wenn wir das Kohlendioxid umwandeln, entsteht dabei sogenanntes Synthesegas. Dieses Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid ist ein wertvoller industrieller Ausgangsstoff, um daraus neue Kohlenwasserstoffe herzustellen.“ Diese k?nnen im einfachsten Fall als Kraft?stoff verwendet werden. ?Das w?ren dann sogenannte Solarfuels, also Treibstoffe aus Sonnenergie. Es sind aber auch wertvolle Grundchemikalien denkbar, etwa um daraus pharmakologische Wirkstoffe herzustellen“, erg?nzt Pannwitz.
So vielversprechend die m?glichen Anwendungen sind, so wichtig ist es, diesen Umwand?lungsprozess m?glichst genau zu verstehen. ?Wir betreiben die Grundlagenforschung dafür“, ordnet die Wissenschaftlerin ein. ?Lichtenergie chemisch nutzbar zu machen, ist hochkom?plex: Es braucht geeignete Farbstoffe, die das Licht absorbieren und es braucht einen Katalysator, der die gewünschte Reaktion effizient betreibt. Beides muss aufeinander abgestimmt sein. Und das ganze System muss stabil gegenüber Wasser sein.“
Daher arbeiten sie und ihr Team mit von der Natur inspirierten Nano-Membranen. Pannwitz erkl?rt: ?Pflanzen haben in ihren Zellen Chloroplasten, in denen die Photosynthese abl?uft. Diese Chloroplasten bestehen aus Doppel-Lipid-Schichten, in denen die aktiven Chlorophyll-Einheiten eingebettet sind, die letztendlich die chemische Reaktion betreiben. Entsprechend nutzen wir in unserer Forschung von der Natur abgeleitete Lipid-Membranen. In diese betten wir die katalytisch aktiven Einheiten ein und untersuchen auch, wie diese lokale chemische Umgebung die Effizienz der Katalyse beeinflusst.“
Für die Arbeit findet sie in Jena ein ideales Umfeld vor: ?Dieser Ort hat eine gro?e St?rke in Verbundprojekten, wie etwa dem Sonderforschungsbereich CataLight, an dem mein Team beteiligt ist“, urteilt Pannwitz. ?Zukünftig m?chte ich mich auch in weitere Verbundprojekte einbringen, die ebenfalls mit Licht zu tun haben. Und das passt in der Lichtstadt Jena perfekt.“
In der Lehre legt Andrea Pannwitz gro?en Wert darauf, Studierende konkret an aktuelle Themen der Forschung heranzuführen. ?Mir ist wichtig, dass die Studierenden im Master- oder schon im fortgeschrittenen Bachelorstudium die Forschung verstehen, auch anhand des Wissens aus Vorlesungen und Seminaren.“ Für Pannwitz bedeutet das, beispielsweise Seminare besonders interaktiv anzulegen und Formate einzuführen, die zum Forschungs?alltag geh?ren. ?Das kann eine Poster-Pr?sentation sein oder ein Vortrag, wie man sie von Konferenzen kennt“, sagt sie. ?Auch eine kleine Publikation mit einem internen Begutach?tungsprozess bringt Elemente aus der aktiven Forschung hautnah ins Studium.“
Nach ihrem Chemiestudium in G?ttingen wurde Andrea Pannwitz 2017 an der Universit?t Basel in der Schweiz promoviert und forschte anschlie?end an der Universit?t Leiden in den Niederlanden. Von 2020 bis 2024 war sie Juniorprofessorin und Nachwuchsgruppenleiterin an der Universit?t Ulm. In Jena l?uft ihre Juniorprofessur nach dem sogenannten Tenure-Track-Verfahren und kann perspektivisch 2026 in eine volle Professur umgewandelt werden. ?Natürlich m?chte ich gerne in Jena bleiben, auch weil ich die Stadt noch gut kenne“, betont sie schmunzelnd. ?Ich bin hier zur Schule gegangen, und zwar auf das Carl-Zeiss-Gymna?sium.“ Dass ihre Juniorprofessur nun ausgerechnet durch die Carl-Zeiss-Stiftung gef?rdert wird, sieht die Jenenserin als gutes Omen.
Marco K?rner
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Sebastian Reinartz
Denomination: Non-invasive kardiovaskul?re Bildgebung
zuvor: Universit?t Düsseldorf
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Tabea Rohr
Tabea Rohr
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Der Mathematiker und Philosoph Friedrich Ludwig Gottlob Frege (*1848) hat Prof. Dr. Tabea Rohr von der Universit?t Jena seit ihrem Studium begleitet und fasziniert. Daher plant die neue Juniorprofessorin für Philosophie mit Schwerpunkt Logik (mit Tenure Track), Freges 100. Todestag im kommenden Jahr auch mit einer Tagung in Jena zu würdigen. Dass dies bereits jetzt, in ihrem ersten Semester als Professorin der Universit?t Jena m?glich ist, liegt auch daran, dass Tabea Rohr die Jenaer Universit?t seit langem kennt. ?
Zu Frege kam Tabea Rohr, die Physik und Mathematik als Leistungskurse am Goethe-Gym?nasium in Demmin (Mecklenburg-Vorpommern) gew?hlt hatte, bereits im ersten Semester ihres Philosophiestudiums an der Friedrich-Schiller-Universit?t. Bei ihrer damals beginnenden und bis heute andauernden Suche nach Klarheit in der Philosophie stie? sie auf diesen ?konsequenten, st?rrischen Denker“, den Vater der analytischen Philosophie. ?ber ?Freges Begriff der Logik“ wurde sie 2018 in Jena promoviert. Sein Denkverm?gen und seine Versuche, m?glichst klar zu formulieren, spiegeln auch das Selbstverst?ndnis der neuen Philosophie-Professorin wider. ?Mein Ziel ist es immer, dass Philosophie verst?ndlich ist“, sagt Rohr. Dazu geh?rt für sie eine klare Sprache, denn Sprechen bestimmt das Denken. Die ursprüngliche Idee der Analytischen Philosophie sei es, ?gute Philosophie in einfacher Sprache zu pr?sentieren“.
Logik hilft, schlechte Argumente auszuschlie?en
Das will die 35-j?hrige verheiratete Mutter eines zehnj?hrigen Sohnes auch ihren Studierenden vermitteln. Diese sollen ein Gefühl dafür bekommen, was überhaupt Philosophie ist. Dass es dabei um den Austausch von Argumenten und nicht um Erz?hlen von Geschichten gehe. Daher ist für Tabea Rohr die Logik so wichtig. ?Weil wir in der Philosophie argumentieren müssen und die Logik uns hilft, schlechte Argumente von guten zu unterscheiden.“ Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, dass die junge Wissen?schaftlerin gerne Philosophie mit Mathematik verknüpft.
Die Philosophie der Mathematik ist ein Thema, zu dem sie seit langem forscht und das Rohr auch in Jena weiterverfolgen wird. Eine einfache Gleichung wie 2+2=4 beinhaltet aus philosophischer Sicht viele Ansatzpunkte für Fragen. Woher wissen wir, dass diese Gleichung so ist und warum ist dieses Wissen scheinbar so sicher? Wovon handelt diese Aussage? Von Zahlen? Aber was genau sind Zahlen? Sind das unabh?ngig von uns existierende Dinge?, benennt Rohr einige Beispiele.?
W?hrend ihrer Jahre als Gastwissenschaftlerin und Postdoc in Nancy und Paris ist sie solchen Fragen auch aus Mathematik-historischer Perspektive nachgegangen. Sie hat sich damit besch?ftigt, dass zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Beweismethoden in der Mathematik bevorzugt wurden. Im Lichte dieses Interesses hat sie sich konkret mit franz??sischen und deutschen Geometern des 19. Jahrhunderts besch?ftigt. Denn damals gab es einen Methodenstreit zwischen Analytikern – deren Beweise nur aus abstrakten Formeln bestehen– und Synthe?tikern – die sich dabei auch auf die Anschauung verlie?en, indem sie z. B. in ihren Beweisen auf Figuren Bezug nahmen.
In einem anderen Forschungsprojekt ging es um die Frage, wie solche Methodenfragen in der Mathematik von politischen und sozialen Kontexten gepr?gt sind. Tabea Rohr hat konkret darüber geforscht, wie in der Franz?sischen Revolution der synthetische Stil, Geometrie zu betreiben, wieder modern wurde, obwohl in den Jahrzehnten zuvor analytische Geometrie als das einzig Wahre galt. Mit solchen Methodenfragen in der Mathematik wird sie sich auch in Jena besch?ftigen. Aktuell erforscht sie vor allem das Verh?ltnis von David Hilbert und Henri Poincaré – ein deutscher und ein franz?sischer Mathematiker, die beide um 1900 als die besten Mathematiker in ihrem Land galten.?
Tabea Rohr empfindet es als gro?es Glück, so schnell eine Professur in Deutschland gefunden zu haben. ?Anders als in Frankreich bin ich hier mit meinen Themensetzungen eine absolute Exotin.“?
Axel Burchardt
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Fabian Steinlechner
Denomination: Experimentelle Quantenoptik?
zuvor: Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF)
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Clemens T?pfer
Denomination: Sportp?dagogik und -didaktik
zuvor: Universit?t Jena
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Mona Wei?
Mona Wei?
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Im Operationssaal sollte jeder Handgriff sitzen, Abl?ufe müssen stimmen, Teamwork ist gefragt. Was aber, wenn dem Team ein Fehler unterl?uft, wom?glich Gefahr für Leib und Leben des Patienten droht? ?Die spannende Frage ist, wie Teams auf unerwartete Zwischenf?lle reagieren, wie sie mit St?rungen im Ablauf umgehen“, sagt Prof. Dr. Mona Wei?. Die gebürtige Berlinerin (Jahrgang 1984) ist neue Professorin für Arbeitspsychologie an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Im Fokus ihrer Forschung steht das sogenannte Employee Voice, die Frage, ob Mitarbeiter ihre Vorgesetzten auf Fehler hinweisen und ob diese die Hinweise, Kritiken und Meinungen ihrer Mitarbeiter ernst nehmen und im besten Falle einfordern. ?Aus der Sozialpsychologie wissen wir, dass Personen, die in einer Gruppenhierarchie untergeordnet sind, ihre Kritik aus Angst vor negativen Konsequenzen eher für sich behalten“, sagt Mona Wei?. In OP-Teams kann aber genau dieses Nichtan?sprechen von Problemen und Fehlern t?dliche Folgen haben. Ziel ihrer Forschung ist es deshalb, die Kommunikation des Teams zu entschlüsseln, zu schauen, wer führt, ob die Aufgaben klar verteilt sind und welche Mechanismen greifen, wenn etwas schiefzugehen droht.
?Mittlerweile ist in vielen Kliniken die Surgical Safety Checklist der WHO Standard, welche insbesondere darauf abzielt, die Kommunikation und Koordination im Team zu verbessern“, sagt Mona Wei?. Zur Ausbildung von medizinischem Personal geh?ren darüber hinaus auch verst?rkt Simulationen, vergleichbar mit Flugsimulationen in der Pilotenausbildung, bei denen kritische Ereignisse trainiert werden. Für die Arbeitspsychologin steht im Vordergrund, nach L?sungen zu suchen, um die Teamarbeit zu verbessern. ?Manchmal hilft es schon, wenn Führungspersonen explizit das Team ermuntern, Fragen zu stellen oder Probleme anzu?sprechen“, sagt Prof. Wei?. Dies sei im Klinikkontext besonders relevant, da hier immer noch starke Hierarchien die Zusammenarbeit pr?gen. Ein weiterer Ansatz: Erfahrungen aus vergangener Zusammenarbeit im Team reflektieren. Denn am Ende entscheidet die Leistung des gesamten Teams über das Wohl von Patientinnen und Patienten.
Ein weiteres spannendes Forschungsfeld von Mona Wei? ist das Thema Alter und ?lterwer?den in der Arbeitswelt: ?Wir haben festgestellt, dass insbesondere das sogenannte gefühlte Alter sehr bedeutsam im Arbeitskontext ist – mitunter bedeutsamer als das tats?chliche Alter einer Person.“ Hei?t beispielsweise, dass ?ltere Menschen, die sich jünger fühlen als sie sind, h?ufig auch motivierter bei der Arbeit sind und l?nger arbeiten wollen. Hier k?nnten Führungskr?fte und Organisationen gezielt ansetzen, um das Potenzial ?lterer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besser auszusch?pfen und ihnen nicht Kompetenzen aufgrund von negativen Altersbildern abzusprechen. Viele ?ltere Menschen wünschten sich zudem eine geregelte T?tigkeit, auch nach dem Renteneintritt. ?Das Potenzial ?lterer Menschen zu nutzen, ist natürlich insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels relevant, sei es im Arbeitskontext, aber auch in Vereinen, Sportgruppen sowie in Kirchen und Gemeinden“, so Wei?.
Mona Wei? hat in Halle (Saale) Psychologie studiert und ihr Studium in Erlangen/Nürnberg beendet. Dazwischen lag ein Studienaufenthalt in Brisbane in Australien. Zur Psychologie habe sie ihr Interesse an Menschen geführt, ihre Neugier an menschlichen Motiven und Verhaltensweisen, zudem ein Interesse an medizinischen Fragen. Beides erg?nzte sich bestens an der ETH Zürich, wo sie in Kooperation mit dem Universit?tsspital Zürich ihre Doktorarbeit mit dem Titel ?Speaking up for Patient Safety: Antecedents and Consequences of Voice in Healthcare Teams“ verfasste. Als Postdoc arbeitete Mona Wei? mehrere Jahre an der New York University, ehe sie als Juniorprofessorin an die FU Berlin berufen wurde.?
Nun also die Entscheidung für Jena. Ein Grund sei die Aufbruchstimmung im Osten, die noch immer wahrzunehmen sei. Auf Anhieb zugesagt habe ihr zudem der Umgang miteinander am Institut für Psychologie; ein Eindruck, der schon im Bewerbungsverfahren sichtbar geworden sei. Profitieren k?nnen davon ihre Studierenden, denen sie die Begeisterung für das Fach weitervermitteln m?chte. Die Mutter zweier kleiner Kinder wohnt mit der Familie in Leipzig, findet Jena aber ganz toll. Die Saale erinnere sie an Halle und die Berge weckten Erinnerungen an die Schweiz, sagt Mona Wei?. Ideale Bedingungen für ihre Freizeitbe?sch?ftigungen Laufen, Radfahren und Fotografieren. ??
Stephan Laudien
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Steffi Zander
Denomination: Educational Design und digitale Lernkultur?
zuvor: Hochschule Magdeburg-Stendal