Neuberufene 2023
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Julia Asbrand
Denomination: Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters
zuvor: Humboldt Universit?t Berlin
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Benjamin Auer
Denomination: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre / Finance
zuvor: TU Cottbus-Senftenberg
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Vladan Blahnik
Denomination: Optisches Systemdesign und Simulation
zuvor: Hensoldt AG, Oberkochen
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Andrea de Camargo
Denomination: Datengetriebene Glaswissenschaften?
zuvor: University of S?o Paulo | BRA
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Holger Cartarius
Denomination: Physik und ihre Didaktik
zuvor: Friedrich-Schiller-Universit?t Jena
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Mario Chemnitz
Denomination: 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 Photonische Systeme
zuvor: Leibniz-Institut für Photonische Technologien
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Diana Dudziak
Diana Dudziak
Foto: Michael Szabó/UKJDie dendritischen Zellen sind nach den Ver?stelungen ihrer Zellmembran benannt, mit denen sie Gewebe abtasten und Krankheitserreger erkennen k?nnen. Die deshalb auch als W?chterzellen des Immunsystems bezeichneten Zellen binden solche k?rperfremde Strukturen oder auch Teile von Tumorzellen, verarbeiten sie und bewegen sich zum n?chsten Lymphknoten. Dort alarmieren sie weitere Immunzellen wie zum Beispiel T-Zellen und l?sen damit eine Immunantwort aus. ?Dendritische Zellen verbinden das angeborene und das erworbene Immunsystem“, so Prof. Dr. Diana Dudziak. ??ber die Funktion der verschiedenen dendritischen Zellpopulationen als wichtige Regulatoren des Immunsystems und darüber, wann sie warum in welchem Gewebe vorkommen, wissen wir wenig.“ Genau das ist das Forschungsgebiet der Biologin, die seit dem vergangenen Semester als neuberufene Professorin das Institut für Immunologie am Universit?tsklinikum Jena leitet.
Die gebürtige Thüringerin hat in Bayreuth und Erlangen Biologie studiert und fertigte anschlie?end am Helmholtz-Zentrum München ihre Dissertation über Signalprozesse des Epstein-Barr-Virus' an. Mit einem Emmy-Noether-Stipendium forschte sie an der Rockefeller University in New York und wurde danach zur Professorin für die Biologie Dendritischer Zellen in Erlangen berufen. Zuletzt war sie mit ihrer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe und einer F?rderung durch das Bayerische Genomforschungsnetzwerk an der Hautklinik des Uniklinikums Erlangen an mehreren gro?en Forschungsverbünden beteiligt.
Diana Dudziak: ?Wir besch?ftigen uns mit der Funktion der dendritischen Zellen in verschiedenen Geweben und wie diese bestm?glich stimuliert und aktiviert werden k?nnen. Das ist für die Entwicklung von Impfstoffen relevant. So k?nnte man sich vorstellen, dass der Ort der Immunisierung dem des natürlichen Infektionsweges so nah wie m?glich sein sollte, um so zu verbesserten Impfantworten beizutragen, beispielsweise bei der Impfung gegen Influenza mittels Nasenspray.“?
Weitere Forschungsthemen sind die Rolle der dendritischen Zellen bei der Tumorentwicklung und Metastasierung. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass dendritische Zellen nicht nur Tumorzellen in einem Milieu erkennen müssen, in dem Gefahrensignale stark reduziert vorliegen, sondern auch die Barrieren eines Tumors durchbrechen müssen. ?Hier besch?ftigen wir uns damit, die ?andere‘ Funktion von dendritischen Zellen zu verstehen, n?mlich die Aufrechterhaltung von Toleranz. Dies ist ein Mechanismus, den wir ben?tigen, um Autoimmunreaktionen in unserem K?rper zu verhindern. Bei einer Tumorantwort muss jedoch dieser Schutzmechanismus durchbrochen werden, da Tumorzellen k?rpereigen sind und unser Immunsystem gelernt hat, k?rpereigenes Gewebe nicht zu bek?mpfen.“ Eine Immunmodulation der dendritischen Zellen ist ein wichtiger Ansatz in der Initiation von Immunantworten gegen einen Tumor.?
Prof. Dudziak erg?nzt sowohl das Jenaer Infektionsforschungsnetzwerk als auch das Mitteldeutsche Krebszentrum CCCG und sieht hier ideale Anknüpfungspunkte für ihre Arbeit: ?Die dendritischen Zellen sind ein wichtiger Ankerpunkt, der die immunologisch-interessierten Arbeitsgruppen in Jena verbinden wird. Zukünftig wollen wir unter anderem untersuchen, wie die reduzierte Immunabwehr als Langzeitfolge von Sepsis reaktiviert werden kann.“
Uta von der G?nna
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Martin G?rttner
Martin G?rttner
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)?Quantenmechanik ist anders als das, was uns im Alltag begegnet und sie ist auch schwer mathematisch zu beschreiben“, sagt Prof. Dr. Martin G?rttner.??Wenn wir Quantensysteme mit vielen Teilchen am Computer simulieren wollen, dann ist das schwieriger als bei klassischen Systemen – und das hindert uns daran, manche Ph?nomene zu verstehen, die z. B. in der Festk?rperphysik oder Hochenergiephysik auftreten.“?Um solche Quantensysteme, die sich nur eingeschr?nkt im Labor untersuchen oder am Computer simulieren lassen, zu erforschen, braucht es die Quantensimulation. Und genau damit besch?ftigt sich G?rttner, der seit September 2023 Professor für Theorie der Quanteninformation (mit Tenure Track) an der Universit?t Jena ist.
?Die Idee ist, dass wir Quantensysteme im Labor in einer kontrollierten Umgebung nachbauen und dann praktisch dieses Quantenexperiment als Simulator nutzen k?nnen statt eines klassischen Computers“, erkl?rt der Physiker. Als Theoretiker ist G?rttner vor allem an den quanteninformationstheoretischen Grundlagen interessiert – das Experiment betreiben am Ende andere. Seine Aufgabe sieht er darin, Methoden zu finden, um die Quantensimulatoren besser zu verstehen und so effizienter zu machen.
Auch wenn er in der Grundlagenforschung zu Hause ist, sind es nicht nur reine Neugier und der Spa?, Neues zu entdecken oder Theorien zu erweitern, die Martin G?rttner antreiben:??Für mich ist es schon auch eine Motivation, zu wissen, dass ich an einem Thema arbeite, das Auswirkungen auf gesellschaftlich relevante Technologien hat – auch, wenn ich nicht selbst ?hands-on‘ einen Beitrag dazu leiste.“?Anwendungen, die durch Quanteneffekte verbessert werden k?nnen, sind beispielsweise Kryptographie, Sensorik oder Bildgebung.??Ein gro?es Thema ist natürlich auch Quantencomputing, auch hier in Jena gibt es Anstrengungen, mit Photonen Quantencomputer zu bauen“, sagt G?rttner.??Aber bei allen Plattformen für Quantencomputing gibt es technische Hindernisse, die noch überwunden werden müssen – es bleibt also noch viel zu tun.“
Der 38-J?hrige, der ursprünglich aus der N?he von Heilbronn kommt, freut sich, seine Forschung nun an der Friedrich-Schiller-Universit?t fortsetzen zu k?nnen. ?Hier sind so viele junge Menschen, die tolle Sachen machen und es ist so viel in Bewegung, gerade auf dem Gebiet der Quantentechnologie.“?Mit nach Jena gezogen ist G?rttners Arbeitsgruppe, die er an der Universit?t Heidelberg aufgebaut hat. Hier hat er auch Physik studiert und sp?ter promoviert, sammelte aber zwischendurch auch Auslandserfahrungen. Nach dem Studium inklusive Auslandssemester in Melbourne (Australien) absolvierte G?rttner einen Forschungsaufenthalt im spanischen Granada und nach seiner Promotion verbrachte er als Postdoc mehr als zwei Jahre am Forschungsinstitut JILA in Boulder (USA), bevor er 2017 an seinen Studienort zurückkehrte.??Heidelberg war immer meine Basis – jetzt ist es Jena.“
Der Ruf an die Friedrich-Schiller-Universit?t kam genau zum richtigen Zeitpunkt, sagt Martin G?rttner. Hier hat der zweifache Vater die langfristige Perspektive, die er sich gewünscht hat.??Die Wissenschaft ist eben ein pyramidales System und nicht jeder schafft es am Ende, eine Professur zu kriegen. Ich hatte auch Phasen, in denen ich daran gezweifelt habe, ob ich das noch weitermachen will“, erinnert er sich. Umso glücklicher ist er, nun in Jena zu sein, wo er gerne ein Kompetenzzentrum für Quanteninformation mit aufbauen m?chte. Au?erdem gibt es Bemühungen, an der Uni Jena einen Studiengang für Quantentechnologien zu etablieren.??Wenn das Erfolg hat, will ich mich natürlich auch daran beteiligen, indem ich entsprechende Vorlesungen ausarbeite und durchführe.“
In seinen Lehrveranstaltungen legt G?rttner besonders viel Wert auf das forschungsorientierte Lernen, indem er etwa ?bungsaufgaben in aktuelle Forschungskontexte einbettet.??Das motiviert, denn dann wei? man, warum man etwas lernt und wozu das gut ist.“?Auch die kleinen Programmierübungen, die er in die Vorlesungen integriert, kommen bei den Studierenden gut an. Statt 90 Minuten Tafelvortrag will er die Teilnehmenden dazu animieren, sich aktiv zu beteiligen. Entgegen kommt ihm dabei, dass die Physikalisch-Astronomische Fakult?t in Jena um einiges kleiner ist als die in Heidelberg.??Das ist zwar schon eine Umstellung, aber es macht Spa?, mit einer kleineren Gruppe zu arbeiten – da kann man ganz anders auf die Einzelnen eingehen.“
In Jena haben sich G?rttner und seine Familie gut eingelebt. Seine Freizeit verbringt der 38-J?hrige am liebsten an der frischen Luft, z. B. beim Joggen oder Fahrradfahren. Nur eines vermisst er in der Stadt an der Saale:??Ich bin ein Bergmensch – leider bin ich jetzt etwas zu weit weg von den Alpen. Aber um Jena herum kann man auch sch?n wandern.“
Laura Wei?ert
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Christian Geis
Denomination: Neurologie
zuvor: Friedrich-Schiller-Universit?t Jena
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Janine George
Janine George
Foto: BAMDr. Janine George von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist zur Professorin für Materialinformatik an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena ernannt worden. Die Ernennung erfolgt gemeinsam mit der BAM, an der George weiterhin die Nachwuchsgruppe Computergestütztes Materialdesign leitet.
Schwerpunkt der Professur an der Physikalisch-Astronomischen Fakult?t der Universit?t Jena ist die Frage, wie sich mit Methoden der Künstlichen Intelligenz, maschinellem Lernen und Hochdurchsatzrechnungen die Entwicklung neuer Materialien vorantreiben und beschleunigen l?sst.?
Inzwischen k?nnen deren Eigenschaften voraussetzungsfrei am Computer vorhergesagt werden, ohne dass sie im Labor synthetisiert und experimentell charakterisiert werden müssen. Das erm?glicht es, viel schneller nach neuen Werkstoffen für die Energiewende, z. B. für Batterien oder für Solarzellen, zu suchen. Gleichzeitig lassen sich dabei Kosten sparen sowie gezielt Aspekte wie Nachhaltigkeit und Umweltvertr?glichkeit berücksichtigen.
?Die Ernennung er?ffnet mir die Chance, das innovative und interdisziplin?re Forschungsgebiet der Materialinformatik, das Materialwissenschaften, Informatik und Datenwissenschaften miteinander verbindet, in Lehre und Forschung an der Universit?t Jena zu etablieren und mit Studierenden und Forschenden im Bereich der computer- und datengetriebenen Materialwissenschaft eng zusammenzuarbeiten. Die Berufung nach dem Thüringer Modell erlaubt es mir zudem, meine Arbeit an der BAM, einer exzellenten au?eruniversit?ren Forschungseinrichtung des Bundes, fortzusetzen“, sagt Prof. George.
?Die durch Janine George etablierte enge Beziehung zur BAM ist für uns sehr wichtig“, unterstreicht der Dekan der Physikalisch-Astronomischen Fakult?t Prof. Dr. Ulf Peschel und erg?nzt: ?Darüber hinaus wird uns Frau George dabei unterstützen, in Forschung und Lehre unser Profil durch den sich gerade rasant entwickelnden Bereich der Materialinformatik zu erg?nzen und damit ein Studium an unserer Fakult?t noch attraktiver zu machen.“?
Janine George hat vor ihrer T?tigkeit an der BAM an der RWTH Aachen und der belgischen Université Catholique de Louvain im Bereich der computergestützten Festk?rperchemie, der Festk?rperphysik und der Materialwissenschaften geforscht. In ihrer Promotion an der RWTH Aachen besch?ftigte sie sich mit dichtefunktionaltheoretischen Betrachtungen intermolekularer Wechselwirkungen und thermischer Bewegung in Molekülkristallen und metallorganischen Verbindungen. Die Lehrt?tigkeit in Jena wird sie zum Vorlesungsstart am 16. Oktober aufnehmen.
Ralf Berhorst/Axel Burchardt
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Clemens Grelck
Denomination: Systemsoftware
zuvor: Universit?t Amsterdam | NL
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Edda Humprecht
Edda Humprecht
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Das Forschungsfeld von Prof. Dr. Edda Humprecht ist zurzeit oft Thema in den Medien: Die Kommunikationswissenschaftlerin, die im Wintersemester 2023/24 an die Friedrich-Schiller-Universit?t Jena wechselte, ist Expertin für digitale Kommunikation. Ihre Expertise ist aktuell sehr gefragt, denn durch die technologischen Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) haben die Produktion und Rezeption von Desinformationen stark zugenommen. ?Im Nahost-Krieg k?nnen wir die Verbreitung von KI-generierten Bildern zurzeit genau beobachten.“
Prof. Humprecht fokussiert sich in ihrer Forschungsarbeit auf die Dynamik und Entwicklung digitaler Informationslandschaften im internationalen Vergleich. ?Mich interessiert, welche Konsequenzen sich durch die Verbreitung von Desinformationen ergeben. Warum beispielsweise einige Gesellschaften st?rkere Resilienzen gegenüber Manipulationsversuchen haben als andere und wie man Desinformationskampagnen begegnen kann“, sagt Humprecht über das Ziel ihrer Forschung.Prof. Humprecht erkl?rt, dass bei einschneidenden Ereignissen wie beispielsweise der Corona-Pandemie eine starke Verbreitung von Desinformationen beobachtet werden konnte. Auch anl?sslich von Wahlen werden falsche Bilder, Texte und Videos vermehrt in den sozialen Medien geteilt. Die Gründe dafür seien vielf?ltig. Einerseits seien die Menschen durch die Flut von Informationen überfordert und auf der anderen Seite durch Desinformationen verunsichert. Auch spiele die Unkenntnis darüber, wie Informationen in den sozialen Medien verbreitet werden, eine Rolle. So seien sich viele User ihrer Verantwortung nicht bewusst, wenn sie ungeprüft Bilder teilen, die Desinformationen transportieren. Die KI sei dabei aber nur Mittel zum Zweck. Die Manipulation gehe von Menschen aus.??Unsere Forschung zielt darauf ab, zu verstehen, welche Inhalte verbreitet werden, wer diese verbreitet und wie sie die Bürgerinnen und Bürger beeinflussen."
Die Methoden, die sie und ihr Team dabei anwenden, umfassen klassische sozialwissenschaftliche Ans?tze wie beispielsweise Befragungen von Usern zu ihrem Kommunikationsverhalten in den sozialen Medien. Es werden auch Experimente mit einer Eye-Tracking-Software durchgeführt, mit deren Hilfe Erkenntnisse darüber gewonnen werden k?nnen, wie die Aufmerksamkeit der Probanden bei der Erfassung von Nachrichten gesteuert wird. Computerbasierte Methoden wie maschinelles Lernen nutzt sie, um gro?e Datenmengen zum Userverhalten in den sozialen Medien analysieren zu k?nnen. ?Dabei ist es eine gro?e Herausforderung an Daten von Tech-Giganten wie Meta oder Google heranzukommen, die nur begrenzt den Zugang zu ihnen erm?glichen.“
Neben ihrer Forschung legt Humprecht gro?en Wert auf die Lehre. Sie m?chte ihre Studierenden für aktuelle Themen rund um digitale Kommunikation sensibilisieren und betont die Bedeutung einer fundierten Methodenausbildung für eine zukünftige Karriere in der Forschung oder in jedem anderen angestrebten Arbeitsbereich.
"Jena bietet eine dynamische Atmosph?re, in der sich Studierende am Puls der Zeit bewegen k?nnen", sagt sie. "Durch das relativ kleine Institut kann eine pers?nliche Betreuung garantiert werden."
Prof. Humprecht ist in verschiedenen internationalen Forschungsnetzwerken aktiv, darunter das IPIE (欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 Panel on the Information Environment) der University of Oxford, in dem Forschende aus verschiedenen L?ndern ihre Studien im Bereich Resilienz gegenüber Falschinformationen bündeln.
Die heute 39-j?hrige Humprecht hat an der Freien Universit?t Berlin Kommunikationswissenschaft studiert und war journalistisch u. a. für den deutsch-franz?sischen Sender arte und die Neue Zürcher Zeitung t?tig. Dann habe sie gemerkt, dass sie sich intensiver mit Themen rund um politische Kommunikation auseinandersetzen m?chte und promovierte an der Universit?t in Zürich (UZH). Ihre wissenschaftliche Karriere führte sie in der Folge als Associate Professor an die Norwegian University of Science and Technology in Trondheim (NTNU), um anschlie?end nach Deutschland zurückzukommen. ?Nach l?ngeren Auslandsaufenthalten ist für mich die Perspektive auf die Berichterstattung in meinem Heimatland sehr interessant.“ Sie selbst beschreibt sich als ?Nachrichtenjunkie" und freut sich darüber, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen konnte. ?Mit gro?em Interesse verfolge ich die weltweite Berichterstattung in verschiedenen L?ndern.“
Irena Walinda
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Ursula Ulrike Kaiser
Ursula Ulrike Kaiser
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Ein ?W?rterbuch“ für Metaphern aus der Bibel klingt nach einer Lebens?aufgabe und Prof. Dr. Ulrike Kaiser gibt zu, dass sie ihre Forschungsthemen wahrscheinlich für die n?chsten zehn Jahre besch?ftigen werden. Die Theologin folgte vor kurzem dem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universit?t Jena auf die Professur für Neues Testament. Obgleich die 51-j?hrige Wissenschaftlerin bereits ihre Habilitation über Metaphern rund um den Begriff der Wiedergeburt geschrieben hat, l?sst sie dieses Thema bis heute nicht los. ?Viele Meta?phern sind über die Jahrhunderte so flie?end in unseren Sprachgebrauch übergegangen, dass man meint, sie nicht ?übersetzen‘ zu müssen. Doch wenn in der Bibel von ?Gott hat uns geboren‘ die Rede ist, bedarf es einer Erkl?rung“, findet die gebürtige Dresdnerin.?
Obwohl Kaiser aus einem Pfarrhaushalt stammt, kam ein Theologiestudium anf?nglich nicht für sie infrage. ?Aber letztlich führten mich die Werkinterpretationen in meinem Germanistik?studium immer n?her zur Theologie und vor allem zu dem pr?zisen Auslegungsinstrumen?tarium der biblischen Exegese“, erz?hlt sie von ihren Anf?ngen. Ein Doppelstudium der Literatur und Evangelischen Theologie war die Folge.?
Die Begeisterung für die metaphorische Sprache in christlichen Texten m?chte Kaiser zukünftig auch an die Jenaer Studierenden weitergeben. Aktuell bietet sie dazu ein Seminar rund um Kinder im Neuen Testament an. Neben metaphorischen Aussagen – zum Beispiel über das Reich Gottes, das man ?wie ein Kind annehmen“ soll – geht es um Besonderheiten des frühchristlichen Verst?ndnisses von Familienbanden und um die sozialgeschichtliche Position der Kinder. Neben dem Kindsein in der Antike besch?ftigt die Neutestamentlerin sich zudem mit der religionsp?dagogischen Frage, wie man Kindern und Jugendlichen heutzutage christliche Traditionen und Geschichten n?herbringen kann – sie setzt dabei auf eine spielerisch-kreative Art, etwa das Konzept ?Godly Play“, für das sie zertifizierte Fort?bild?nerin ist. ?Mit Hilfe von Materialien aus Stoff, Holz oder Filz sollen biblische Geschichten nicht nur erz?hlt, sondern greifbar gemacht werden“, erl?utert Kaiser.
An die Friedrich-Schiller-Universit?t Jena kam sie gerne, da sie sich in der Theologischen Fakult?t und darüber hinaus mit vielen Kolleginnen und Kollegen austauschen kann: ?Das ist wirklich eine Bereicherung, da das Team an meiner vorherigen Stelle an der Technischen Universit?t in Braunschweig sehr klein war.“?
Gerne würde Prof. Kaiser auch eine weitere Leidenschaft in Jena ausleben. ?Ich liebe die Arbeit mit den alten Sprachen. Latein, Altgriechisch und Hebr?isch waren Teil des Studiums. Aber Koptisch, die letzte Entwicklungsstufe der ?gyptischen Sprache, faszinierte mich so sehr, dass ich meine Promotion über Funde frühchristlicher koptischer Texte aus der Wüste von Nag Hammadi schrieb“. Daher würde sie gerne einen Lektürekreis für Koptisch ins Leben rufen und weiter an Apokryphenfunden arbeiten.
Neben der vielen Zeit, die Ulrike Kaiser in Lehre und Forschung verbringt, spielt sie in ihrer Freizeit gerne (Alte) Musik und sch?tzt die Erholungsm?glichkeiten in ihrer neuen Heimat. Die Mutter von zwei Kindern freut sich auf Wanderungen, Fahrradtouren und darauf, dass ihr Mann – von Beruf Pfarrer – hoffentlich bald aus Berlin nach Thüringen wechseln kann. ?Ihm wird der Umzug vermutlich weniger schwerfallen als unserer zugelaufenen Katze“, ist sich Kaiser sicher. ?
Janine Kalisch
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Janine Kirstein
Janine Kirstein
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Die Lebenserwartung der Menschen ist in den westlichen L?ndern seit Jahren gestiegen. Eine erfreuliche Entwicklung, die jedoch ihre Schattenseiten hat: ?Das Alter ist das gr??te Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Morbus Huntington“, sagt Prof. Dr. Janine Kirstein. Die aus Cottbus stammende 45-j?hrige Wissenschaftlerin ist neue Professorin für Biochemie des Alterns. Sie forscht und lehrt am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut und der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Ihre Motivation bringt Janine Kirstein auf den Punkt: ?Wir m?chten verstehen, welche Mechanismen diese Krankheiten des Alters ausl?sen, weil wir nur mit diesem Wissen geeignete Therapien entwickeln k?nnen.“?
Das Hauptaugenmerk von Janine Kirstein und ihrer Forschungsgruppe gilt St?rungen im Protein-Stoffwechsel, die dazu führen, dass zun?chst einzelne Nervenzellen und dann ganze Gehirnareale absterben. Bei isolierten Proteinen lasse sich im Labor beobachten, dass einzelne Proteine nicht korrekt gefaltet sind und zu Verklumpungen neigen, die sich immer mehr ausweiten. Letztlich verlaufen diese neurodegenerativen Erkrankungen immer t?dlich, so Janine Kirstein.
Ein m?glicher Schlüssel, diese Prozesse zu beeinflussen, k?nnten die sogenannten molekularen Chaperone sein. Der Begriff entstammt dem Franz?sischen und bedeutet sinngem?? ?Anstandsdame“ und meint Proteine, die unerwünschte 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐e zwischen Proteinen verhindern sollen. ?Gel?nge es, diese molekularen Chaperone im Alter zu st?rken, k?nnten sich die Fehlfaltungen und Verklumpungen verlangsamen lassen“, sagt Prof. Kirstein. Doch sei das noch Zukunftsmusik. Vorerst geht es darum, die Prozesse zu beobachten und zu verstehen.
Janine Kirstein und ihr Team setzen dabei auf einen Modellorganismus namens?Caenorhabditis elegans?oder einfach?C. elegans. Es handelt sich um einen winzigen Fadenwurm, der im Erdreich lebt und sich vorrangig von Bakterien ern?hrt. Die Würmer werden ca. einen Millimeter gro? und sie leben etwa einen Monat und damit lassen sich Alterungsprozesse im Labor wie in einem Zeitraffer verfolgen. Wie Janine Kirstein erl?utert, kommen sie vorwiegend als Zwitter vor. Besonders günstig für die Forscher: Die Nachkommen von?C. elegans?sind alle genetisch identisch. Damit seien sie hervorragend für Versuche geeignet, sagt Janine Kirstein: ?Wir k?nnen das Erbgut des Wurms ver?ndern und uns live die pathologischen Ver?nderungen anschauen.“ ??
Janine Kirstein hat in Greifswald Biologie studiert und ihre Diplom-Arbeit über Stressfaktoren geschrieben. W?hrend des Studiums sei ihre Begeisterung für die molekulare Biologie geweckt worden, sagt sie. Die schiere Menge an Nichtwissen in diesem Forschungsfeld sei für sie bis heute Ansporn, immer wieder Neuland zu betreten. Eine Sicht auf die Forschung, die sie ihren Studierenden zu vermitteln sucht: ?Sie sollen lernen, selbst Wissenschaftler zu sein, ihre Neugier auszuleben.“ Ihr eigener Weg führte zun?chst über Heidelberg nach Berlin an die Freie Universit?t. Ihre Promotion 2007 trug den Titel ?Regulation of the AAA+ protein ClpC by adaptor proteins“ und wurde mit ?summa cum laude“ ausgezeichnet.
Als Postdoc ging Janine Kirstein in die USA an die Northwestern University in Chicago, wo sie ab 2009 auch als Dozentin t?tig war. In den USA erlernte sie das Handwerkszeug im Umgang mit?C. elegans?und entwickelte Imaging-Verfahren, mit denen der transparente Fadenwurm lebendig unter dem Mikroskop erforscht werden kann. Weitere Stationen führten Janine Kirstein ans Leibniz-Institut für molekulare Pharmakologie in Berlin, wo sie u. a. als Projektleiterin eines Sonderforschungsbereichs und des NeuroCure Excellence Clusters t?tig war.
Ihren ersten Ruf auf eine Professur nahm sie 2019 an der Universit?t Bremen an und seit April dieses Jahres forscht sie nun am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut und lehrt an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Ihre Forschungsgruppe ist international besetzt; die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen u. a. aus Brasilien, Nepal, der Türkei, Italien, dem Libanon, Indien und Deutschland. Sie empfinde dieses internationale Team genauso bereichernd wie die Interdisziplinarit?t der Forschungsfragen und -methoden, sagt Prof. Kirstein.
Ihre Ziele beschreibt Janine Kirstein so: ?Wir verstehen schon vieles, was in den Zellen passiert, jetzt geht es darum zu verstehen, warum manche Zellen anf?lliger für Degeneration sind.“ Noch sei das Grundlagenforschung, doch wenn diese Prinzipien erkannt sind, k?nne über Therapien nachgedacht werden. Dabei betont Janine Kirstein: ?Wir forschen nicht an der Unsterblichkeit, unser Ziel ist ein langes und gesundes Leben.“ Dabei seien die Forschungsbedingungen in Jena hervorragend, zudem hat sie sich mit dem sechsj?hrigen Sohn und ihrem Ehemann in der Stadt gut eingelebt.
In ihrer – knapp bemessenen – Freizeit sucht Janine Kirstein sportliche Herausforderungen: Seit ihrer Zeit in den USA betreibt sie Triathlon und trainiert wenn m?glich jeden Tag. Bei Wettk?mpfen geht sie meist in der Mitteldistanz an den Start, das sind zwei Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer auf dem Rad und 21 Kilometer Laufen. Da ist Ausdauer gefragt, genau wie in der Forschung.
Stephan Laudien
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Christian Komusiewicz
Denomination: Algorithm Engineering
zuvor: Universit?t Marburg
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Yan Lu
Yan Lu
Foto: M. Setzpfand/HZB?Herk?mmliche Lithium-Ionen-Batterien sind zwar sehr leistungsf?hig, aber auch teuer, denn sie ben?tigen neben Lithium auch Metalle wie Nickel und Cobalt“, sagt die Chemikerin Prof. Dr. Yan Lu. ?Daher forsche ich an nachhaltigeren Alternativen, wie zum Beispiel Lithium-Schwefel-Batterien und auch an Batterien, die auf Hybridmaterialien basie?ren“, erl?utert die 47-j?hrige Wissenschaftlerin, die seit diesem Semester an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena t?tig ist. In ihrer Arbeit verbindet sie verschiedene Expertisen: Um Energie elektrochemisch verfügbar zu machen, kombiniert sie beispielsweise organische und anorganische Chemie und greift dabei unter anderem auch auf Untersuchungsmethoden aus der Biochemie zurück.
Im Rahmen ihrer gemeinsamen Berufung mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB)Externer LinkExterner LinkExterner Link, wo sie weiterhin das Institut für Elektrochemische Energiespeicherung leitet, ist die neue Profes?sorin zudem Ko-Direktorin des 2023 in Jena von Universit?t und HZB gegründeten Helmholtz-Instituts für Polymere in Energieanwendungen Jena (HIPOLE Jena)Externer LinkExterner LinkExterner Link.
?Mein Ziel ist, neuartige Batterien zu entwickeln, die über die Grundlagenforschung hinaus auch real eingesetzt werden k?nnen“, erkl?rt die Professorin. ?Dazu m?chte ich ganz genau verstehen, was beim Laden und Entladen mit den Materialien der Batterie passiert. Viele übliche Messmethoden aus der Materialforschung k?nnen hier aber nicht oder nur bedingt angewendet werden – vor allem, w?hrend die Batterie tats?chlich betrieben wird“, sagt Lu.
?Strom ist ja letztendlich die gerichtete Bewegung von Elektronen, wie wir aus dem Physikun?terricht wissen“, so die Forscherin. ?Wenn also eine Batterie geladen wird oder Strom abgibt, bewegen sich Elektronen zwischen deren Kathoden- und Anodenmaterial. Es ist jedoch eine Herausforderung, die chemische und strukturelle Ver?nderung von Batterien w?hrend dieses Prozesses in situ/operando zu beobachten.“ Die üblichen Ex-situ-Verfahren zur Material?untersuchung wiederum k?nnen die Beschaffenheit des Materials bzw. der Oberfl?che w?hrend der Probenhandlung selbst ver?ndern.
?Daher bin ich froh, dass mein Team und ich auf das Synchrotron BESSY II am Helmholtz-Zentrum Berlin zurückgreifen k?nnen, mit dem insbesondere sogenannte weiche R?ntgen?strahlung erzeugt werden kann“, freut sich die Forscherin. ?Wir sind aber auch offen für andere minimal-invasive Methoden, um die Batterien w?hrend des Betriebs zu erforschen“, sagt sie und verweist unter anderem auf die Kryoelektronen-Mikroskopie, die auch in der Biologie benutzt wird.
W?hrend sie ihre Forschung an den Lithium-Schwefel-Batterien vor allem am HZB betreibt, fokussiert sich Prof. Lu in Jena auf Hybridmaterialien, die organische Polymere mit anorgani?schen Materialien kombinieren. ?Ich denke, gerade hier in Jena kann ich die ganz unter?schied?lichen Expertisen kombinieren, die es auf dem Gebiet der elektrochemischen Energie?speicherung braucht.“ Insgesamt sieht sie einen klaren Standortvorteil für Jena: ?Die Indust?rie hier ist sehr interessiert an den Anwendungsm?glichkeiten meiner Forschung, etwa an Batteriematerialien“, sagt sie. ?Generell ist Thüringen als Entwicklungsstand?ort neuer Batterietechnologien sehr attraktiv.“
Besonders freut sich die Chemikerin auf die Lehre, die sie ab dem Sommersemester 2024 in Jena aufnehmen wird. ?Die Batterieforschung schreitet unglaublich schnell voran“, wei? Lu. ?Daher ist es mir wichtig, in meiner Vorlesung in Technischer Chemie und Umweltchemie den neuesten Stand der Wissenschaft an die Studierenden zu vermitteln.“ Auch in Praktika m?ch?te sie den Studierenden die Forschung hautnah vermitteln, indem diese beispielsweise im Masterstudium Batteriematerialien selbst herstellen und testen.
Nach ihrem Chemiestudium in Shanghai wurde Yan Lu an der TU Dresden promoviert und forschte anschlie?end erst in Bayreuth und ab 2009 am Helmholtz-Zentrum Berlin. 2017 wurde sie Professorin an der Universit?t Potsdam und am HZB. Neben ihrer Arbeit am Helmholtz-Zentrum ist sie seit dem Wintersemester 2023/24 auch an der Universit?t Jena Professorin für Hybrid?materialien für elektrochemische Energiespeicher und Wandler.
Marco K?rner?
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Michael Florian Müller
Michael Müller
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Die langj?hrige juristische Arbeit als Doktorand und Habilitand an der Universit?t Bayreuth, aber auch die T?tigkeit am Amtsgericht, in einer Gro?kanzlei und im Bundesjustizministerium w?hrend des Referendariats am Kammergericht in Berlin und die damit verbundenen Erfahrungen haben Prof. Dr. Michael Müller gezeigt, dass er sich in der Wissenschaft am wohlsten fühlt. Vor kurzem folgte der Jurist dem Ruf der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena auf die Professur für Bürgerliches Recht, 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐es Privatrecht und Zivilprozessrecht. ?Schon als ich nach meiner Habilitation zwei Semester als Lehrstuhlvertreter hier gearbeitet und den Zusammenhalt im Kollegium gespürt habe, wusste ich, dass ich gerne zurückkommen m?chte“, erz?hlt der gebürtige Fuldaer.
Zuvor war Michael Müller Professor an der Sigmund-Freud-Privatuniversit?t in Wien. Doch nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt erhielt er den Ruf aus Jena. ?Wien war eine tolle erste Erfahrung, aber die exzellenten Forschungsm?glichkeiten in Jena haben mich sehr gereizt“, sagt der 42-J?hrige.
Sein Habilitationsthema ?Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)“ l?sst ihn dabei bis heute nicht los und in Jena sieht er gute Rahmenbedingungen, um seine Forschung auf diesem Gebiet auszubauen. ?Zun?chst m?chte ich ein Praxishandbuch herausgeben, das die aktuelle Rechtslage für KMU zusammenfasst, ?hnlich den Nachschlagewerken zum Verbraucherrecht“, erkl?rt er. Als m?gliche Teilbereiche nennt er Kapitel zum Handels-, Gesellschafts- und Wettbewerbsrecht der Unternehmen. Neben dem Handbuch m?chte Müller eine Konferenz zur KMU-Forschung organisieren und langfristig eine internationale Forschungskooperation mit führenden europ?ischen Rechtswissenschaftlern aufbauen.
Die Zukunft kleiner und mittlerer Unternehmen besch?ftigt ihn und seine Kolleginnen und Kollegen aus ?konomie und Politikwissenschaft auch in einem weiteren Projekt. ?Bei ?Values-based trade‘ geht es um das Problem, dass westliche Demokratien bestimmte Werte vertreten, die in Unternehmen und entlang der internationalen Lieferketten umgesetzt werden sollen, sei es Nachhaltigkeit oder seien es Menschenrechte. Diese Standards bilden einen Kostenfaktor, der gerade kleine Unternehmen stark trifft“, beschreibt Müller. Die Folge seien h?here Preise, die im schlimmsten Fall Kunden dazu veranlassten, Waren von Unternehmen aus autokratischen Staaten zu bevorzugen, was den Druck auf die KMU weiter erh?he. ?Hier muss der Gesetzgeber mit Augenma? handeln, damit der Mittelstand international wettbewerbsf?hig bleibt“, resümiert der Jurist.
Neben seiner Forschungst?tigkeit empfindet es Müller aber auch als Privileg, in der Lehre t?tig sein zu dürfen, und ist stolz darauf, den juristischen Nachwuchs auszubilden. Er selbst sieht beide Aspekte seiner Arbeit als gleichwertig an und sch?tzt den Austausch mit seinen Studierenden.
Nach Jurastudium und Promotion war für Müller das LL.M.-Studium in Austin, Texas, besonders pr?gend. ?In den USA zu leben, hat mich diesem Freiheitsgefühl, von dem viele in Amerika sprechen, n?hergebracht, vor allem mein 11.000 Kilometer langer Road Trip durch den Mittleren Westen“, erz?hlt Müller. In Jena genie?t er nun die Freiheit der kurzen Wege zur Arbeit und zu seinem wiederentdeckten Hobby Tennis. ?Es ist schon eine Weile her, dass ich aktiv gespielt habe, und inzwischen steht weniger die Leistung im Vordergrund als der Spa? an dem, was ich noch kann“, erkl?rt er.
Janine Kalisch
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Annayancy Osorio Madrazo
Denomination: 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 Polymermaterialien und biologische Grenzfl?chen
zuvor: Universit?t Freiburg
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Ivo Nischang
Denomination: Makromolekulare und kolloidale Systeme
zuvor: Universit?t Jena
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Ioanis Panagiotou
Gianni Panagiotou
Foto: privatGianni Panagiotou ist seit Jahresbeginn Professor für ?Microbiome Dynamics“ der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Mit seiner Forschung am Exzellenzcluster ?Balance of the Microverse“ unterstützt er das Vorhaben des Verbunds, Mikrobiome ganzheitlich zu verstehen und Muster zu identifizieren, die das Gleichgewicht mikrobieller Gemeinschaften bestimmen.?
Mikrobiome sind zusammenh?ngende Gemeinschaften, bestehend aus winzigen Lebewesen, wie Bakterien und Pilzen. Zudem sind sie überall: auf und in Menschen, Tieren und Pflanzen, aber auch Gew?sser und andere ?kosysteme beheimaten die vielf?ltigen Einzeller. Um mikrobielle Gemeinschaften in ihrer Komplexit?t erforschen zu k?nnen, müssen gro?e Datens?tze analysiert und verarbeitet werden. In diesem Bereich erh?lt der Exzellenzcluster "Balance of the Microverse" nun Verst?rkung durch den neu berufenen Professor Gianni Panagiotou.
Der Systembiologe studierte zun?chst Chemical Engineering an der Nationalen Technischen Universit?t in Athen, bevor er dort promoviert wurde. Sein weiterer Weg führte ihn über D?nemark nach Hong Kong – wo er noch immer als Honorarprofessor t?tig ist – und schlie?lich ans Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) Externer Linkin Jena. ?Als klassisch ausgebildeter Chemieingenieur wurde ich darin geschult, Probleme zu l?sen, indem ich die Prinzipien der Chemie, Biologie, Physik und Mathematik auf verschiedene Systeme anwandte. Aber es gibt kein anderes so faszinierendes und komplexes System wie das menschliche Mikrobiom, um dieses Wissen in der Praxis mit beispiellosen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit umzusetzen”, erz?hlt Panagiotou von den Motiven, die ihn in sein heutiges Forschungsfeld geführt haben.
Panagiotou erforscht mikrobielle Gemeinschaften, mit besonderem Fokus auf dem Darmmikrobiom des Menschen. ?Wir integrieren Mikrobiom-, Mykobiom- und Metaomikdaten mit biochemischen und klinischen Daten, konstruieren hochmoderne Stoffwechselmodelle auf Genomebene und wenden Methoden des maschinellen Lernens an, um die Dynamik zwischen dem Wirt und den mit ihm verknüpften Bakterien und Pilzen zu verstehen“, sagt der 48-J?hrige. In seinem neuen Umfeld am Microverse-Cluster wird Panagiotou die Forschung verschiedener Arbeitsgruppen im Cluster unterstützen und vorantreiben.
Dabei kann er bereits auf mehrj?hrige Kooperationen aufbauen: Panagiotou leitet seit sechs Jahren die Forschungsgruppe ?Systembiologie und Bioinformatik“ am Leibniz-HKI, die nun ebenfalls den Titel ?Microbiome Dynamics“ tr?gt. Die Gruppe erforscht mit Hilfe systembiologischer und bioinformatischer Methoden, wie Mikroorganismen die Gesundheit beeinflussen. Das Team entwickelte beispielsweise ein Machine Learning-Modell zur Prognose von nichtalkoholischen Fettlebererkrankungen mit Hilfe des Darmmikrobioms. Zudem widmen sich Panagiotou und sein Team der Umweltmetagenomik – das hei?t, sie untersuchen Proben, die direkt aus der Umwelt entnommen wurden. So analysierten sie etwa die mikrobiologische Zusammensetzung von Ablagerungen in der Küstenregion Hong Kong, um den Effekt von chemischer Verschmutzung auf das marine ?kosystem zu verstehen.
Panagiotou hat jedoch ein weitaus gr??eres Ziel vor Augen: ?Wir zielen darauf ab, neuartige Ma?nahmen zur personalisierten Vorsorge und Behandlung von weltweit bedeutenden Krankheiten wie Stoffwechselerkrankungen, Infektionen, Sepsis und Krebs zu entwickeln. Das ist nur in enger Zusammenarbeit mit Medizinern, Mikrobiologen und Biochemikern m?glich. Somit bietet uns der Microverse-Cluster eine optimale Umgebung“, sagt der neue Professor.
Ronja Münch/Alena Gold
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Michael Rücker
Michael Rücker
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Steckt in einer Waschmaschine Informatik? Fragen wie diese hat Michael T. Rücker bereits in seiner Doktorarbeit unter anderem an Schülerinnen und Schüler gestellt. Er hat damit ermittelt, welches Verst?ndnis die Befragten von Informatik haben und wie das Fach überhaupt wahrgenommen wird. Wie stark unser Alltag von Informatik bestimmt wird, will Rücker nun auch in und von Jena aus deutlich machen. Hier an der Friedrich-Schiller-Universit?t hat der 35-j?hrige gebürtige Berliner die Junior-Professur (mit Tenure Track) für Didaktik der Informatik übernommen, die aus dem F?rderprogramm des Landes ?ProfIT“ stammt.
Eigentlich wollte Michael T. Rücker – nach dem Vorbild seiner Mutter – Lehrer werden und seine schulischen Leistungskurse Informatik und Englisch zum Beruf machen. Im Lehramts?studium an der Humboldt-Universit?t zu Berlin stellte er dafür die Weichen. Doch dank einer F?rderung der Deutschen For?schungsgemeinschaft (DFG) für Rückers Projekt zur Kompe?tenz?mo?dellierung für den Informatik-Unterricht und seine erfolgreiche Promotion entschied er sich für eine Karriere in der Wissen?schaft. Dem Lehramt ist der Didaktik-Professor aber weiterhin eng verbunden und will in Jena alles daransetzen, die zukünftigen Informatik-Lehrerinnen und -Leh?rer m?glichst gut auszubilden. Eine gute Lehrkraft ist für ihn eine fachkompetente und p?dagogisch selbstreflek?tierende Pers?nlichkeit. Ein Vorbild, das die Schülerinnen und Schüler begeistert und mitrei?t und dadurch ihren Lebensweg beeinflussen kann.
Für Thüringen werden solche Lehrkr?fte noch viel wichtiger, da zum Schuljahr 2024/25 Informatik – gemeinsam mit Medienbildung – ab der 5. Klasse eingeführt wird. ?Die Einführung des Pflichtfaches ist ein richtiger und wichtiger Schritt“, sagt Prof. Rücker mit Hinweis auf einen Alltag, der nicht mehr ohne Informatik zu denken ist. Doch dafür, betont der Neu-Jenaer, ?brauchen wir dringend grundst?ndig ausgebildete Informatik-Lehrkr?fte“.?
Damit nimmt sich Rücker selbst in die Pflicht. Seinen Studierenden an der Universit?t Jena will er insbesondere ?Werkzeuge an die Hand geben, um sp?ter ihr eigenes Handeln zu reflektieren“. Selbstre?flexion h?lt er bei einem Fach, das sich – auch im t?glichen Leben – best?ndig weiterentwickelt, für absolut notwendig. Darüber hinaus will er den Studierenden ein fachdidaktisches Leitbild mit auf den Weg geben und Idealbilder aufzeigen– selbst wenn diese im Alltag nicht immer erreichbar sind.
Und im Alltag wird die Bedeutung von Informatik immer noch untersch?tzt. Schon die Antworten auf seine Frage, ob Informatik in der Waschmaschine enthalten ist, haben das verdeutlicht: Ein Gro?teil der befragten Schülerinnen und Schüler antworteten zwar mit Ja, allerdings mit ?Ja, aber…“ – der ?Computer“ in der Waschmaschine sei zu klein. Doch selbst ein ?kleines Programm ist Informatik“, betont der Jenaer Informatik-Didaktiker – und will dies in Zukunft in Schule und Gesellschaft noch deutlicher machen.
Michael Tobias Rücker studierte Informatik und Englisch mit Lehramtsbezug an der Hum?boldt-Universit?t zu Berlin. Nach Erlangung des Bachelor- und Masterabschlusses wurde er dort 2020 mit der Arbeit ?A Naturalistic Inquiry into Student Conceptions of Computing Technology and their Role for Learning and Transfer“ promo?viert. Im Anschluss machte er das 2. Staatsexamen für das Lehramt und arbeitet als Vertretungslehrer für Informatik und parallel als Postdoc am Institut für Informatik der Berliner Universit?t. 2023 wechselte er auf die Junior-Professur (mit Tenure Track) für Didaktik der Informatik an die Friedrich-Schiller-Universit?t Jena.
Axel Burchardt
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Christoph Schmidt-Hieber
Christoph Schmidt-Hieber
Foto: Michael Szabó/UKJIn der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde den Jenaer Medizinstudenten der Besuch des damals privat angebotenen Physiologie-Laboratoriums empfohlen, und zwar? nach den anatomischen Kollegien und vor dem Besuch der Kliniken. Das moderne Medizinstudium vermittelt die Vorg?nge im gesunden und kranken K?rper verst?rkt im Zusammenhang, an der zeitlichen Einordnung des gro?en Grundlagenfaches Physiologie hat sich jedoch nicht viel ge?ndert.?
Aus gutem Grund, so Prof. Dr. Christoph Schmidt-Hieber, seit Jahresbeginn Direktor des Instituts für Neurophysiologie am Universit?tsklinikum Jena. ?Im Physiologieunterricht entwickeln die Studierenden ein grundlegendes Verst?ndnis für die normalen Lebensprozesse im K?rper, das stellt eine wesentliche Voraussetzung für die Besch?ftigung mit Krankheitsmechanismen dar“, betont der 44-j?hrige Mediziner. Gemeinsam mit der Herz-Kreislauf-Physiologie gestaltet sein Institut Lehrveranstaltungen nicht nur für Human- und Zahnmedizin, sondern auch für die forschungsorientierten Masterstudieng?nge der Medizinischen Fakult?t und andere Lebenswissenschaften wie Pharmazie oder Ern?hrungswissenschaften.
In seiner Forschungsarbeit widmet sich der neuberufene Professor für Neurophysiologie an der Friedrich- Schiller-Universit?t Jena den Mechanismen der Ged?chtnisbildung. ?Wir untersuchen die Aktivit?t von Nervenzellen bis hin zu Ged?chtnis und Verhalten. Dabei interessieren wir uns dafür, wie neue Inhalte abgespeichert und alte abgerufen werden“, beschreibt Schmidt-Hieber. In einem aktuellen Projekt geht es darum, wie ?hnliche Ged?chtnisinhalte abgelegt werden und wie wir uns an feine Unterschiede erinnern. Diese Vorg?nge untersucht seine Arbeitsgruppe mit innovativen Bildgebungsmethoden, z.B. hochaufgel?ster Mikroskopie, und elektrophysiologischen Messverfahren am Verhalten von Versuchstieren. In einem speziell konzipierten Messaufbau orientieren sich die vorab geschulten Tiere in einer virtuellen Landschaft.
Christoph Schmidt-Hieber studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes in Freiburg Medizin und wurde am dortigen Institut für Physiologie mit einer Untersuchung zur Neubildung von Neuronen im erwachsenen Gehirn promoviert. Er arbeitete als Postdoc zun?chst in Freiburg und ging dann als Feodor Lynen-Stipendiat ans University College London. Mit einer ERC Starting Grant-F?rderung konnte er anschlie?end am Institut Pasteur in Paris eine eigene neurowissenschaftliche Arbeitsgruppe aufbauen, die er nun neben seiner Arbeit in Jena noch einige Zeit mit betreut.
Hier steht zun?chst der Aufbau des Labors im Vordergrund; erste 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐e zu neurowissenschaftlich t?tigen Arbeitsgruppen und Forschungsteams in Photonik und Bildgebung sind bereits hergestellt. Prof. Schmidt-Hieber: ?Ich bin mir sicher, dass ich in der Jenaer Wissenschaftslandschaft viele Anknüpfungspunkte finden kann und freue mich auf die neuen Projekte.“
Uta von der G?nna?
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Philipp Seib
Philipp Seib
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Der Seidenspinner (Bombyx mori) und verwandte Arten geh?ren zu den ?ltesten Haustieren des Menschen. Seit ca. 5.000 Jahren wird die faszinierende F?higkeit dieser Insekten genutzt, einen hunderte Meter langen Faden spinnen zu k?nnen. Dieser Faden wird zu einem Kokon versponnen, in dessen schützender Hülle sich die Raupe ungest?rt verpuppen kann. Vom Menschen gewonnen, sind die feinen F?den die Grundlage edler Stoffe und Gew?nder. Doch seit einigen Jahren rücken weitere Eigenschaften der Seide in den Fokus. Sie wird in der Medizin eingesetzt, um Wunden abzudecken oder Operationsschnitte zu verschlie?en. ?Seide hat ein enormes Potenzial für vielf?ltige weitere Anwendungen“, sagt Prof. Dr. Philipp Seib, der seit 2023 leitende Professor für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Friedrich-Schiller-Universit?t. Seit 2009 besch?ftigt er sich mit dem faszinierenden Naturstoff Seide. Seibs Ziele: Verstehen, welche biochemischen Prozesse ablaufen, w?hrend die Seidenspinnerraupe in aller Seelenruhe ihren Faden spinnt und verarbeitet und diese Prozesse beherrschen, um passgenaue L?sungen für weitere medizinische Anwendungen kreieren zu k?nnen. Um dahin zu kommen, ist es aber noch ein weiter Weg.
?Wir k?nnen sagen, dass die Seidenraupen im Moment etwa 1.000 Mal effizienter sind als wir“, bemerkt Philipp Seib. Mit verblüffend einfachen ?Zutaten“ seien diese Insekten in der Lage, einen Faden von faszinierender St?rke zu produzieren, der unmittelbar nach dem Verlassen der Spinndrüsen aush?rtet. Dabei sei Wasser das einzige L?sungsmittel, sagt Seib. Zudem verklebten die Spinndrüsen trotz minimalem Energieeinsatz nicht. Lie?en sich diese F?higkeiten kopieren, k?nnten etwa neuartige F?den oder – besser – 3D-Druckverfahren für die Medizin entwickelt werden. Eine andere Idee: Medikamente in Nanogr??e mit Seide ummanteln, um sie gezielt im K?rper einbringen zu k?nnen. ?Der Vorteil von Seide ist, dass sie biologisch vertr?glich und abbaubar ist und sie sich deshalb nicht im K?rper anreichert“, erkl?rt Philipp Seib. Auch gebe es immer wieder ?berraschungen. Ein tiefgekühlter Seidenfaden sei beispielsweise widerstandsf?higer gegenüber mechanischen Belastungen als ein Faden bei Normaltemperatur. Manche der L?sungen des R?tsels Seide lassen sich nur finden, wenn die Gensequenzen ausgelesen werden. Das sei zudem der Schlüssel, um neue Bio-Polymere herstellen zu k?nnen. Philipp Seib best?tigt, vieles sei noch Grundlagenforschung, aber in Kooperation mit dem Uniklinikum werde parallel bereits an konkreten Anwendungen gearbeitet.
?Nach dem Abitur in England studierte Philipp Seib am King?s College in London. Schon frühzeitig habe er sich für Chemie und Biologie interessiert; da lag es für ihn nahe, Pharmazie zu studieren. ?Das Fach liegt an der Schnittstelle beider Disziplinen“, sagt Philipp Seib. Eine erste Station nach seiner Promotion zur Nanomedizin und deren intrazellul?ren Verteilung an der Cardiff-University in Wales war das Leibniz-Institut für Polymerforschung in Dresden. Von dort aus ging es an die Tufts University nach Boston (USA). ?ber zehn Jahre forschte Philipp Seib dann in Glasgow in Schottland, ehe er sich für Jena entschied. ?Hier haben wir die gro?e Chance, etwas Neues aufzubauen“, schw?rmt Seib. Das schlie?e eine gute Lehre ein, gemeinsames Forschen auf Augenh?he: ?Die besten Ideen entwickelt ein Team im direkten fachlichen Austausch, da sollte es keine Barrieren geben“, sagt Seib.
In seiner Freizeit ist Philipp Seib sportlich unterwegs, er geht gern schwimmen und auch wandern. Au?erdem interessiert er sich für Architektur. Privat: Er genie?t die Zeit mit seiner Familie.
Stephan Laudien
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Verena Vogt
Verena Vogt
Foto: Michael Szabó/UKJWann gehen Patientinnen und Patienten mit welchen Beschwerden in welche Arztpraxen, was für Untersuchungen und Behandlungen erhalten sie dort, wohin werden sie weiter verwiesen, welchen Erfolg hat diese Versorgung und was kostet sie? Das sind typische Fragen der Versorgungsforschung, die f?cherübergreifend Prozesse und Strukturen im Gesundheitswesen untersucht, um sie zu verbessern. Die zentrale Basis zur Beantwortung dieser Fragen sind die in den verschiedenen Versorgungsbereichen routinem??ig erhobenen Daten, zum Beispiel die der Krankenkassen. Prof. Dr. Verena Vogt nutzt statistische und datenwissenschaftliche Methoden, um anhand dieser Routinedaten den Versorgungsalltag vor allem im ambulanten Bereich zu analysieren. Die 36-j?hrige Gesundheitswissenschaftlerin hat seit Juni die Professur für Quantitative Versorgungsforschung am Universit?tsklinikum Jena inne.
?Wir untersuchen beispielsweise Versorgungspfade im Gesundheitssystem, also welche Leistungen im Rahmen der Abkl?rung bzw. Versorgung eines bestimmten Krankheitsbildes in Anspruch genommen werden – das sind mitunter etliche Stationen“, so die Professorin. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die medizinische ?berversorgung, wenn also Risiken und Aufwand einer Prozedur ihren Nutzen übersteigen. Beispiele hierfür sind unn?tige bildgebende Untersuchungen bei unkomplizierten Rückenschmerzen, unnütze Labortests bei Schilddrüsenerkrankungen oder die unkritische Verschreibung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Prof. Vogt: ?Dafür interessieren sich natürlich die Krankenkassen. In unseren Projekten haben wir festgestellt, dass auch die praktizierenden ?rztinnen und ?rzte erstaunlich aufgeschlossen sind für das Thema.“ Ihre Forschungsgruppe misst in einem aktuellen Projekt, wie h?ufig solche überflüssigen Leistungen stattfinden. ?Darauf aufbauen kann dann Informations- und Schulungsmaterial entwickelt werden, um die ?rztliche Entscheidung für eine angemessene Diagnose und Therapiemethode zu unterstützen.
Verena Vogt studierte Gesundheitskommunikation und Public Health an der Universit?t Bielefeld, bevor sie an das Gesundheits?konomische Zentrum an der Technischen Universit?t Berlin wechselte. Hier untersuchte sie auf der Basis von Routinedaten der Krankenkassen regionale Angebotsstrukturen und Versorgungsprozesse in der ambulanten Versorgung und promovierte zu diesem Thema in Gesundheitswissenschaften. Als Gastwissenschaftlerin forschte sie am Menzies Centre for Health Policy der Universit?t Sydney in Australien. Zuletzt war Verena Vogt Juniorprofessorin für Versorgungsforschung und Qualit?tsmanagement im ambulanten Sektor an der TU Berlin.
Ihre Professur in Jena ist im Institut für Allgemeinmedizin des Uniklinikums angesiedelt und wird eng mit dem an der Medizinischen Fakult?t neu etablierten Zentrum Versorgungsforschung zusammenarbeiten. Vom engeren 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 zum klinischen Versorgungsalltag erwartet Prof. Vogt wichtige Impulse für ihre Forschung: ?Ich m?chte Kooperationen und Vernetzung ausbauen, um die Versorgungsforschung am Universit?tsklinikum Jena weiter voran zu bringen und im In- und Ausland sichtbar zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen klinischer Praxis und versorgungsnaher Forschung von entscheidender Bedeutung ist, um die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht und effizient zu gestalten.“
Uta von der G?nna
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Birgit Weber
Birgit Weber
Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)Nach zwei Jahrzehnten Forschung und Lehre in München und Bayreuth zog es die Chemikerin Birgit Weber wieder zurück an den Ort, an dem ihre wissenschaftliche Laufbahn begann. ?Es fühlt sich an wie eine Heimkehr in eine Gemeinschaft, die sowohl vertraut als auch inspirierend neu ist“, beschreibt Weber das Gefühl, wieder zurück zu sein. ?Jena hat sich bemerkenswert entwickelt, aber die essenzielle wissenschaftliche Neugier an diesem Ort ist geblieben,“ sagt sie über den Wissenschaftsstandort aus heutiger Sicht.
In ihrer Forschung konzentriert sich Weber auf sogenannte 3d-Metalle, also auf die leichtesten Nebengruppen-Elemente im Periodensystem. Sie werden auch als ?bergangsmetalle bezeichnet. Diese Elemente kommen h?ufig in der Natur vor, sind günstig und vergleichsweise umweltfreundlich.??Mein Lieblingselement ist Eisen“, sagt die Chemikerin, ?denn die Koordinationschemie des Eisens bietet vielf?ltige und nachhaltige Anwendungsm?glichkeiten – von smarten Kontrastmitteln bis hin zu effizienten Photokatalysatoren für die Wasserstoffgewinnung.“?Hierzu nutzt sie unterschiedliche Eigenschaften dieser Verbindungen: ?Die magnetischen Eigenschaften solcher Eisen-Komplexe lassen sich sehr gut beeinflussen, etwa durch Ver?nderung der Temperatur“, führt sie aus. ?Damit k?nnen diese Verbindungen in der Sensorik genutzt werden.“
Einige Eisenkomplexe haben aber noch eine andere nützliche Eigenschaft: Lumineszenz. ?Dieses Ph?nomen kennt man etwa von Phosphoreszenz-Farbstoffen, die zuvor aufgenommene Lichtenergie zeitlich verz?gert als Licht wieder abgeben“, führt die Chemikerin aus. Diese gespeicherte Energie k?nne jedoch auch an einen geeigneten Katalysator übertragen werden, der dann beispielsweise Wasserstoff aus Wasser erzeugt.
In der Lehre ist es ihr wichtig, Studierenden nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern sie auch zur eigenst?ndigen Forschung zu inspirieren.??Die Verbindung von Forschung und Lehre ist essenziell, um die n?chste Generation von Wissenschaftlern auszubilden“, betont sie. Ihre Lehrphilosophie zielt darauf ab, komplexe Inhalte verst?ndlich und greifbar zu machen, wobei sie besonderen Wert auf die praktische Anwendung des Erlernten legt.
Nachdem sie in Jena promoviert wurde, ging Weber im Jahr 2003 an die LMU München, wo sie mithilfe eines Liebig-Stipendiums vom Fonds der Chemischen Industrie eine eigene Forschungsgruppe aufbaute. 2009 habilitierte sie sich und wechselte 2010 an die Uni Bayreuth. Schlie?lich trat sie 2023 eine Professur an der Universit?t an, an der ihre wissenschaftliche Karriere begann: ?Ich h?tte nie gedacht, dass ich nach Jena zurück komme. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Aber es ist toll, wieder hier zu sein.“
Nach Jena lockten sie die besseren Konditionen und das hervorragende Umfeld:??Hier ist viel mehr Platz in den Laboren und Messr?umen. Und ich habe nun auch eine permanente Mitarbeiterstelle für einen sehr guten Postdoc, der schon lange bei mir ist“, freut sich Weber. ?Da einige ihre Kollegen am Institut vor dem Ruhestand stehen, geh?rt zu Webers Professur auch die Aufgabe, das Institut für Anorganische und Analytische Chemie neu auszurichten. So haben die Gestaltungsm?glichkeiten und auch das Forschungsumfeld Birgit Weber letztendlich überzeugt. ?Die ganze Forschung an Polymeren, an Kompositen, die Arbeit mit Licht – es war eine klare Entscheidung“, stellt sie fest. ?Ich habe von Anfang an gesagt: Wenn Jena mich haben will, gehe ich hin.“
Marco K?rner
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Michael Wessel
Michael Wessel
Foto: dotsource GmbHDie Friedrich-Schiller-Universit?t Jena erweitert nachhaltig ihr Lehrangebot: Mit Prof. Dr. Michael Wessel, Stiftungsprofessor für ?Wirtschaftsinformatik, insb. E-Commerce und Digital Business?, startet voraussichtlich schon ab Wintersemester 2024/25 ein neues Studienprofil im Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften. Die Schwerpunkte liegen hierbei auf E-Commerce, digitalen M?rkten und Plattformen sowie digitalen Gesch?ftsmodellen.
Erm?glicht hat dies das Engagement der Jenaer Unternehmen dotSource SE, diva-e Digital Value Excellence GmbH, igniti GmbH, Intershop Communications AG, ORISA Software GmbH, rooom AG, Salesforce.com Germany GmbH, Skatedeluxe GmbH, TDSoftware GmbH und Xceptance Software Technologies GmbH sowie des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft.
Bei einem Festakt im Senatssaal der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena wurde Michael Wessel durch den Leiter der Universit?t Prof. Dr. Georg Pohnert, offiziell zum Professor ernannt. Der Stiftungsprofessor wurde durch Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee willkommen gehei?en sowie durch Vertreterinnen und Vertreter der stiftenden Unternehmen und der Fakult?t.
Prof. Wessel war über sechs Jahre an der Copenhagen Business School im Department of Digitalization t?tig, bevor er nun an die Friedrich-Schiller-Universit?t wechselte. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem das Management digitaler Plattformen, die Gestaltung konsumentenorientierter E-Commerce-L?sungen, die Entwicklung digitaler und datenbasierter Gesch?ftsmodelle sowie die Interaktion zwischen Menschen und Algorithmen.
Ziel der Stiftungsprofessur ist es, die Ausbildung von Fachkr?ften in den Bereichen E-Commerce und Digital Business in Jena zu st?rken. ?Die Studierenden fit zu machen für die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt, ist ein Eckpfeiler der Digitalisierungsstrategie der Friedrich-Schiller-Universit?t?, so Prof. Pohnert. Mit der neuen Professur k?nnen entsprechende Angebote noch besser im Curriculum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakult?t abgebildet werden.
?Wir freuen uns sehr, mit Herrn Professor Wessel einen weiteren E-Commerce-Experten in Jena begrü?en zu dürfen und so unseren Wirtschafts- und Bildungsstandort weiter zu st?rken?, beschreibt Christian Otto Gr?tsch, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Digitalagentur dotSource SE und Vertreter der Stiftungsunternehmen die Motivation für sein Engagement.
Gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universit?t hatten die stiftenden Unternehmen mehrere Jahre auf die neue Professur hingearbeitet und konnten so Wirtschaft und Wissenschaft in Jena noch besser miteinander verzahnen. Die Professur ist durch die Stiftungsmittel für fünf Jahre sichergestellt. Im Anschluss wird die Finanzierung durch die Universit?t gew?hrleistet.
Lisa Hager
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Matthias Woiczinski
Matthias Woiczinski
Foto: Waldkliniken EisenbergWelche Kr?fte wirken auf ein Hüftimplantat? Wie beeinflussen verschiedene Knieprothesen das Gangbild? Welchem Verschlei? unterliegt ein Implantat? Diese und viele weitere Fragen rund um den künstlichen Gelenkersatz untersucht der Forschungsbereich Experimentelle Orthop?die an den Waldkliniken in Eisenberg unter der Leitung von Matthias Woiczinski. Der Spezialist für Biomechanik wurde im vergangenen Wintersemester auf die neu eingerichtete Professur für Experimentelle Orthop?die an der Medizinischen Fakult?t Jena berufen.
?Die unmittelbare Anbindung an die orthop?dische Klinik ist zentral für unsere Forschung“, sagt der 42-J?hrige. ?Wir nehmen die sich aus der klinischen Praxis ergebenden Fragen mit ins Labor, um mit den dort erarbeiteten Antworten zu einer Verbesserung der orthop?dischen Versorgung beitragen zu k?nnen.“ Dabei greift sein Forschungsteam auf ein breites Methodenspektrum zurück, zu dem zum Beispiel Kinematoren geh?ren, mit dessen Hilfe die Bewegungsparameter von Knie- oder Schulterimplantaten in einer wirklichkeitsgetreuen Gelenkumgebung analysiert werden k?nnen. Aber auch Bewegungsanalysen, in-vitro-Untersuchungen und Simulationsrechnungen führt das Forschungsteam durch.
Der gebürtige Münchner absolvierte in seiner Heimatstadt ein Studium zum Diplomingenieur für Medizintechnik. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Biomechanik und Experimentelle Orthop?die des Klinikums Gro?hadern entwickelte er im Rahmen seiner Dissertation ein numerisches Modell zur Analyse der Beugebewegungen von künstlichen Kniegelenken. Im Mittelpunkt seiner Habilitation standen Berechnungsmodelle, die zum Beispiel die Auswirkungen der genauen r?umlichen Lage des Implantats auf Beweglichkeit und Verschlei? simulieren. Zuletzt leitete Matthias Woiczinski die Arbeitsgruppe für Biomechanik und Schadensanalyse im Muskuloskelettalen Universit?tszentrum München und führte dabei zahlreiche experimentelle wissenschaftliche Studien durch.
?Im Mittelpunkt unserer Versuche und Berechnungen steht die Frage, welches Implantat für die jeweilige Patientin oder den Patienten am geeignetsten ist und wie genau es positioniert sein sollte“, betont er. Ein Forschungsprojekt seines etwa zehnk?pfigen Forschungsteams am Campus Eisenberg simuliert unter anderem vor der Operation die Kr?fte und Bewegungsf?higkeit des Gelenkersatzes. ?Bei Hüftprothesen sind auch die relativen Rutschbewegungen zwischen Implantat und Knochen relevant – sie beeinflussen das Einwachsen des Implantats in den Knochen“, so Woiczinski.
Sein Team untersucht zudem, wie Kunststoffabrieb der Implantate sich langfristig sch?dlich auf die umliegenden Knochen auswirken kann. In einer Prüfmaschine kann es sie jahrelange Belastung von künstlicher Gelenke nachbilden und analysieren. Zusammen mit der Orthop?die sind auch klinische Studien in der Planung. Wichtige Kooperationspartner sind neben der Orthop?die die Anatomie, die Unfallchirurgie und natürlich die Entwicklungsabteilungen von Medizintechnikunternehmen. Den Studierenden bringt Professor Woiczinski in Seminaren und Praktika die biomechanische Belastung der Implantate nahe. Am natürlichen Vorbild, so wei? er, muss sich die Endoprothetik messen lassen: ?Die Implantate sollen dem gesunden Gelenk in seiner Funktion und Haltbarkeit so nah wie m?glich kommen.“
Uta von der G?nna