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Neuberufene 2021

Rund 30 Berufungsverfahren werden jedes Jahr an der Universit?t Jena erfolgreich abgeschlossen. Hier finden Sie die Neuberufenen auf einen Blick.

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  • Rosalind Allen

    Prof. Allen

    Foto: Jens Meyer (Universit?t Jena)

    Ein tiefgreifendes Verst?ndnis darüber, wie Bakterien in verschiedenen Umgebungen wachsen, überleben oder sterben, kann die Behandlung von bakteriellen Infektionen grundlegend ver?ndern. ?Es ist wichtig, Antibiotika zielgerichtet einzusetzen, denn zu viele Fehlbehandlungen k?nnen zu Resistenzen führen", erkl?rt Prof. Dr. Rosalind Allen. Sie ist seit kurzem Professorin für Theoretische Mikrobielle ?kologie an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena und mit ihrem Team im Exzellenzcluster ?Balance of the Microverse“ angesiedelt.?

    Prof. Allen wechselte von der University of Edinburgh an die Universit?t Jena. Ihren Einstieg in die Wissenschaft bildete ihr Chemie-Studium an der Universit?t Cambridge, anschlie?end wechselte sie das Fach und wurde Physikerin. In ihrer Forschung kombiniert sie ihre Fachgebiete: Prof. Allen nutzt Methoden aus der Physik, um aktuelle Erkenntnisse aus mikrobiologischen Experimenten zu erkl?ren. Genauer gesagt, beschreibt sie mit Gleichungen, wie Bakterien in verschiedenen Umgebungen wachsen und welchen Einfluss dies auf die Wirkung von Antibiotika hat.

    ?Die einfache Vorstellung, wonach Antibiotika Bakterien abt?ten, ist in Wirklichkeit viel komplexer", sagt Prof. Allen. Bakterien wachsen in ganz unterschiedlichen Umgebungen, wie zum Beispiel im menschlichen Darm oder im Boden, aber auch in medizinischen Implantaten oder Kathetern. Je nach Umgebung wachsen Bakterien aber unterschiedlich schnell. Gleichzeitig beeinflusst die Wachstumsgeschwindigkeit der Bakterien die Wirkung von Antibiotika. Was also in der einen Umgebung zur Abt?tung von Bakterien führt, kann in einer anderen v?llig unwirksam sein. Prof. Allen versucht mit ihrer Forschung, die Gründe hierfür herauszufinden. Indem sie die bakteriellen Wachstumsprozesse in mathematische Gleichungen umwandelt, lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die aus rein biologischer Sicht vielleicht nicht m?glich gewesen w?ren.?

    Ein weiterer Vorteil davon, Biologie und Physik zu kombinieren, ist, dass sich komplexe Prozesse so visualisieren und damit vergleichen lassen. Die Formel für die Wechselwirkung von Bakterien mit Antibiotika k?nnte beispielsweise einer Formel ?hneln, die den Angriff auf eine Bakterienpopulation durch einen Feind beschreibt und w?re aus rein biologischer Sicht m?glicherweise nicht erkannt worden. ?Wir wollen systemübergreifende Konzepte finden, die sonst m?glicherweise übersehen werden“, fasst Prof. Allen zusammen. Das Konzept, zwei auf den ersten Blick unterschiedliche Prozesse miteinander zu vergleichen, passt sehr gut in den Microverse-Cluster, der verschiedene Forschungsbereiche miteinander verbindet.

    ?Eines meiner Ziele ist es, einen geschickten Weg zu finden, um bakterielle Infektionen gezielt mit Antibiotika zu behandeln. Zurzeit gibt es klinische Richtlinien, die beschreiben, welches Antibiotikum bei welcher Infektion eingesetzt werden sollte. Doch diese basieren nicht immer auf einem detaillierten Verst?ndnis darüber, wie die Bakterien auf das Antibiotikum reagieren“, erkl?rt Prof. Allen. Die Wissenschaftlerin freut sich auf die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen des Universit?tsklinikums, die ebenfalls zum Microverse-Cluster geh?ren. Im Rahmen dieser fachübergreifenden Zusammenarbeit soll das Thema von einem praktischen Standpunkt aus beleuchtet werden.

    Prof. Allen interessiert sich ebenfalls dafür, wie verschiedene Arten von Mikroben im Boden, im Meer, auf Pflanzen oder im Menschen zusammenwirken. ?Jena ist eine Hochburg des Fachwissens für mikrobielle Interaktionen, und ich m?chte mit Hilfe mathematischer Modelle vorhersagen, wie sich diese Interaktionen auf die Stabilit?t der natürlichen Umwelt und auf die Gesundheit von Menschen und Pflanzen auswirken“, sagt sie. Jemanden wie Prof. Rosalind Allen im Microverse-Cluster zu haben, bietet die M?glichkeit, Forschende fachübergreifend zu verbinden und neue Gemeinsamkeiten zwischen Wissensgebieten zu entdecken.

    Darüber hinaus wird sich Prof. Allen in der Lehre im Masterstudiengang ?Mikrobiologie“ engagieren und Studierenden die Modellierung in der Mikrobiologie nahebringen.

    Seit ihrem Umzug nach Jena hatten Prof. Allen und ihre Familie bereits etwas Zeit, um die Stadt zu erkunden. Mit zwei T?chtern erfreut sich die Familie besonders am Galaxsea-Schwimmbad sowie der sch?nen Natur rund um Jena.

    Nora Brakhage

  • Ilona Croy

    Ilona Croy

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Denomination: Klinische Psychologie

    zuvor: TU Dresden

  • Bas Dutilh

    Denomination: Viral Ecology

    zuvor: Utrecht University

  • Tanja Groten

    Tanja Groten

    Foto: Ann Schroll/UKJ

    Es ist die Vielseitigkeit, die Tanja Groten an der Frauenheilkunde und besonders der Geburtsmedizin sch?tzt: ?Da ist alles drin, wir kümmern uns um gesunde Frauen, um Schwangere mit chronischen Erkrankungen und um Patientinnen, die in der Schwangerschaft erkranken. Dabei nutzen wir viele medizinische Teilgebiete, wie zum Beispiel Endokrinologie und Kardiologie oder die Gef??ambulanz“, so die neu ernannte Professorin für Geburtsmedizin und maternale Gesundheit am Universit?tsklinikum Jena (UKJ). Die an der Klinik für Geburtsmedizin neu eingerichtete Professur widmet sich neben der allgemeinen Geburtshilfe vor allem den Patientinnen unter den Schwangeren.

    Die Ober?rztin und stellvertretende Klinikdirektorin ist nicht nur Gyn?kologin, sondern auch Diabetologin und leitet das Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft am UKJ. In ihm kümmert sich ein interdisziplin?res Team um schwangere Diabetikerinnen und um Frauen, deren Zuckerstoffwechsel in der Schwangerschaft aus den Fugen ger?t. Ein solcher Gestationsdiabetes tritt in fast jeder zehnten Schwangerschaft auf; die H?lfte der Schwangeren mit Zuckerstoffwechselst?rung entwickelt sp?ter auch einen Typ-2-Diabetes. ?Dieses Risiko kann durch eine gute Behandlung und Beratung in der Schwangerschaft und in den Jahren danach gesenkt werden. Deshalb geht es uns nicht nur um die Behandlung des Gestationsdiabetes mit dem Ziel, die Kinder vor den Folgen des ?zu viel“ an Zucker im Mutterleib zu schützen, sondern auch um die langfristige Nachsorge für die Mütter, die wir mit den Haus?rzten gemeinsam etablieren wollen“, betont Tanja Groten.

    Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf der Erforschung und besseren Behandlung von Schwangerschaftskomplikationen, die mit einer gest?rten Funktion der Plazenta in Zusammenhang stehen. Eine Unterfunktion der Plazenta kann zu einer Mangelversorgung und verlangsamten Entwicklung des Kindes führen. Manchmal ist eine solche Minderdurchblutung der Plazenta von erh?htem Blutdruck und Gef??problemen bei der Mutter begleitet, was in die Schwangerschaftserkrankung Pr?eklampsie münden kann. ?Wir vermuten, dass die Kommunikation zwischen der Plazenta und dem Endothel der Mutter auf molekularer Ebene gest?rt ist“, so Tanja Groten. Mit ihrer Arbeitsgruppe im Plazentalabor untersucht sie die Funktion des Gewebes in den mütterlichen Gef??en. Neue Forschungsprojekte zur Analyse von Altersmakern in der Plazenta oder den Alternsprozessen des Endothels stehen in den Startl?chern.

    Kürzlich konnte sie eine gro?e, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rderte klinische Studie zur vorbeugenden medikament?sen Behandlung von Risikoschwangeren mit einer Unterfunktion der Plazenta abschlie?en. Noch vor der Ver?ffentlichung der Ergebnisse plant Prof. Groten die Folgeuntersuchung in ihrer Studiensprechstunde: ?Wir wissen, dass das Risiko für kardiovaskul?re Erkrankungen nach einer Pr?eklampsie erh?ht ist. Deshalb wollen wir die Gef??funktion dieser Patientinnen langfristig nachuntersuchen, um den Einfluss der Schwangerschaft auf die Gef??alterung besser zu verstehen.“

    Neben der Erforschung der Krankheitsmechanismen m?chte Tanja Groten auch die langfristige Betreuung und Nachsorge von Müttern mit Pr?eklampsie und verz?gertem Wachstum des Babys verbessern. Diese Frauen erkranken überdurchschnittlich oft an Herzinfarkt oder Schlaganfall - und das bereits in den ersten 20 Jahren nach der Schwangerschaft. Für sie gibt es bisher keine etablierten Nachsorgeprogramme, obwohl sie seit l?ngerem als Risikokollektiv erkannt sind. ?Hier liegt mir der Aufbau einer Struktur für die individualisierte Nachsorge in Zusammenarbeit mit unseren Kardiologen sehr am Herzen!“, so Prof. Groten.

    Die Medizinerin wechselte nach dem Studium und der Promotion in ihrer Geburtsstadt Aachen an die Universit?tsfrauenklinik Ulm und absolvierte dort die Weiterbildung zur Fach?rztin für Gyn?kologie und Geburtshilfe. Sie forschte mit einem DFG-Stipendium zwei Jahre an der Northwestern University Chicago und als Gastwissenschaftlerin an der Medizinischen Universit?t Graz. Seit 2008 arbeitet Tanja Groten am UKJ und habilitierte sich hier mit ihren grundlagenwissenschaftlichen Arbeiten zu den plazentaren Ursachen von Schwangerschaftskomplikationen. Sie arbeitet in den Gleichstellungsgremien von Fakult?t und Klinikum mit und engagiert sich in wissenschaftlichen und berufspolitischen Einrichtungen der medizinischen Fachgesellschaften. Wegen des attraktiven Forschungsumfelds an der Jenaer Unigeburtsmedizin lehnte sie für die Professur den Ruf auf einen Lehrstuhl an der Uni Bonn ab.

    Dass die Frauenheilkunde und Geburtsmedizin mit Vorlesung, Hands-on-Kursen und Praktika erst im neunten Semester des Medizinstudiums verankert ist, bedauert Tanja Groten. ?Oft haben sich die Studierenden dann schon für ein Wahlfach entschieden.“ Sie m?chte die Vielseitigkeit ihres Faches nutzen, um z. B. in themenübergreifenden Lehrangeboten schon früherer Semester dafür zu werben. Dabei ist ihr wichtig, dass es als Perinatalmedizin, also Geburtsmedizin, zusammen mit der Neonatalogie als gemeinsames Fach verstanden wird. Prof. Groten ist sich sicher, Studierende von der Attraktivit?t ihres Fachgebiets überzeugen zu k?nnen: ?Für uns stehen die werdende Mutter und ihr Kind im Mittelpunkt. Wir wollen Risiken abmildern, die aus bestehenden oder durch die Schwangerschaft auftretenden gesundheitlichen Probleme resultieren, und den Verlauf positiv beeinflussen – um für Mutter und Kind besten Start ins gemeinsame Leben erm?glichen.

    (UKJ/Uta von der G?nna )

  • Johannes Hackl

    Johannes Hackl

    Foto: Jürgen Scheere (Universit?t Jena)

    Es habe einen ganz besonderen Reiz, mit Texten zu arbeiten, die seit tau?senden Jahren nicht mehr gelesen wurden, sagt Prof. Dr. Johannes Hackl. Der ?sterreicher ist neuer Inhaber des Lehrstuhls für Altorientalistik an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Seine Leidenschaft sind Keilschrifttafeln aus Babylonien, t?nerne Zeugnisse aus der Frühzeit der menschlichen Zivilisation. ?Mein Interesse gilt insbesondere der Zeit um das 6. Jahrhun?dert vor Christus“, sagt Johannes Hackl. Hei?t, er liest Keilschrifttexte, die in Sumerisch oder Babylonisch-Assyrisch (Akkadisch) verfasst wurden, den wichtigsten altorientalischen Spra?chen. Ein spezielles Interesse Hackls gilt den jüngeren babylonischen Dialekten des Akkadi?schen. Mit dem Erschlie?en der Texte lassen sich Geschehnisse jener l?ngst vergangenen Zeiten rekonstruieren. Dennoch bleibt es ein dynamisches Forschungsgebiet: ?Noch heute werden bei Ausgrabungen spannende Funde gemacht“, sagt Johannes Hackl. Weitere Ent?deckungen seien in Museen m?glich, denn l?ngst nicht jeder Text wurde bereits übersetzt.

    Das Lesen und ?bersetzen der Keilschrifttexte ist natürlich kein Selbstzweck. Die Texte in Form von Urkunden, Briefen und Listen geben detaillierte Einblicke in den Alltag vor 2.500 bis 3.000 Jahren, sie legen Wirtschaftsbeziehungen ebenso offen wie soziale Strukturen. Einer breiteren ?ffentlichkeit seien freilich vor allem literarische Texte bekannt, konstatiert Johan?nes Hackl. Eine Sternstunde seines Faches feierte der britische Assyrologe George Smith, dem es 1872 gelang, die Sintfluterz?hlung des Gilgamesch-Epos zu übersetzen. Dadurch ent?deckte Smith die Parallelen zu den bekannten Passagen in der hebr?ischen Bibel. Solche spek?takul?ren Funde bleiben sicherlich die Ausnahme, ausgeschlossen sind sie jedoch nicht.

    Gegenw?rtig arbeitet Prof. Hackl an einem Privatarchiv, das im Irak geborgen wurde. Geführt über mehrere Generationen, dokumentiert es das Alltagsleben einer Familie, die in der Land?wirtschaft unternehmerisch t?tig war. ?Manche der Texte geh?ren archivalisch zu Texten, die im Vorderasiatischen Museum in Berlin und im Louvre in Paris aufbewahrt werden“, sagt Jo?hannes Hackl. Damit werfen die Keilschrifttafeln zugleich ein Schlaglicht auf die Sammlungs?ge?schichte: Westliche Forscher und Sammler kauften im sp?ten 19. und frühen 20. Jahrhun?dert wahllos an, was ihnen gefiel. Lokale H?ndler und Raubgr?ber profitierten ebenfalls vom Interesse der Europ?er und Amerikaner. Das stellt Forscherinnen und Forschern die Aufgabe, mühsam Zusammenh?nge zwischen einzelnen Textfunden herzustellen. Der illegale Antiken?handel mit arch?ologischen Funden bleibt bis heute ein lukratives Gesch?ft. Das Archiv, das Johannes Hackl zusammen mit einer irakischen Kollegin bearbeitet, wurde von der iraki?schen Antikenbeh?rde konfisziert und dem Irakischen Nationalmuseum in Bagdad überge?ben.

    Johannes Hackl ging in Freistadt (Ober?sterreich) zur Schule und studierte in Wien Altorien?talische Philologie und Orientalische Arch?ologie. Das Interesse für Geschichte war schon in der Schule ausgepr?gt und wurde durch einen charismatischen Geschichtslehrer weiter be?feuert. Einen ganz besonderen Reiz hatten die Sprachen für ihn, sagt Prof. Hackl, deshalb der Schwerpunkt Philologie. Seine Promotion mit dem Titel ?Materialien zu Recht, Wirtschaft und Gesellschaft im Nordbabylonien der sp?tach?menidischen und hellenistischen Zeit – Urkun?denlehre, Archivkunde, Texte“ verfasste er in Wien. Danach ging Hackl als Humboldt-Stipen?diat nach Leipzig. Dort entstand seine Habilitation mit dem Titel ?Untersuchungen zur Perio?disierung des Neubabylonischen“.

    Seine neue Wirkungsst?tte Jena sei für ihn etwas Besonderes, sagt Johannes Hackl: ?Jena war ja mit Friedrich Delitzsch faktisch der Geburtsort der deutschen Altorientalistik.“ Sei es doch ma?geblich die Begegnung mit dem Alttestamentler Schrader im Gasthof Zur Sonne gewesen, die Delitzsch bewog, seine Sanskritstudien aufzugeben und sich ganz den Keil?schrifttafeln und dem Babylonisch-Assyrischen zuzuwenden. Jenseits dieser historischen Finesse gl?nze Jena besonders durch die Hilprecht-Sammlung altorientalischer Altertümer, so der 40-J?hrige. Prof. Hackl betreut die zweitgr??te Sammlung ihrer Art in Deutschland, ist mit der wissenschaftlichen Bearbeitung und Digitalisierung betraut. Zudem sei es gerade in der Lehre ein unsch?tzbarer Vorteil, wenn die Studierenden die originalen Keilschrifttafeln selbst in die Hand nehmen k?nnen.

    Johannes Hackl ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Leipzig. In seiner Freizeit f?hrt er gern Rennrad, er liebt das Bergwandern und besch?ftigt sich auch privat mit Sprachen.

    Stephan Laudien

  • Andreas Hejnol

    Prof. Hejnol

    Foto: Jens Meyer (Universit?t Jena)

    Moostierchen, Priapswürmer, Saitenwürmer und Armfü?er: Es sind teils bizarre Kreaturen, die Prof. Dr. Andreas Hejnol von der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena erforscht. Der Evolutionsbiologe m?chte etwa ergründen, welche ursprüngliche Funktion die Gene für Flügel und Beine bei einem bein- und flügellosen Meeres-Wurm haben. Oder zu welchem Zeitpunkt der Evolution diese Gene erstmals für die Ausbildung von Gliedma?en sorgten. ?Wir wissen, dass Beine evolution?r mehrfach entstanden sind“, sagt Andreas Hejnol. Das werfe die Frage nach dem dahinterliegenden Muster auf.

    Aktuell erforscht der Professor für Zoologe, wie das Blut entstanden ist. Oder andersherum: Wie l?sen Lebewesen ohne Blut den Sauerstofftransport und die Immunabwehr? Als Forschungsobjekte w?hlt Hejnol bevorzugt Tiere aus, die sonst kaum im Fokus der Forschung stehen, aber wichtig für das Verst?ndnis der Evolution des Lebens sind. ?Die meisten Studien konzentrieren sich auf Fadenwürmer, Insekten und Wirbeltiere und damit auf drei von 30 Gro?gruppen im Tierreich“, sagt Andreas Hejnol. Um evolution?re Entwicklungen besser zu verstehen, sei es notwendig, den Blick zu weiten.

    An der Universit?t Bergen in Norwegen konnten Andreas Hejnol und sein Team nachweisen, dass die Nieren ursprünglich aus gerade mal drei Zellen bestanden. Erstmals aufgetreten sind diese Vorl?ufer der heutigen Organe vor etwa 600 Millionen Jahren. Das zeigt die Stammbaumdatierung mit Hilfe sogenannter molekularer Uhren. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung sind beispielsweise für die Medizin von gro?em Interesse. So k?nne beispielsweise die Ver?nderung eines alten Gens manchmal gr??ere Wirkungen zeigen wenn es gilt, einen Gendefekt zu beheben. ?Genkataloge sind ein sehr nützliches Hilfsmittel, um neue Therapien zu erforschen“, sagt Andreas Hejnol. Je breiter der Blick der Forscher, desto besser. Sei doch kaum vorhersehbar, was es angesichts von etwa zehn Millionen Tierarten noch alles zu entdecken gibt.

    Die Mehrzahl von Hejnols Untersuchungsobjekten sind aquatische Lebewesen. Manche von ihnen lassen sich in Aquarien halten, andere werden auf eigenen Exkursionen gesammelt. Praktischerweise gibt es zudem in jedem Jahr ein meeresbiologisches Praktikum.

    Andreas Hejnol ging in Bremen zur Schule und studierte an der FU Berlin Biologie. Sein Interesse am Fach wurde bereits in der frühen Kindheit geweckt, wie er sagt. ?Tierbücher waren meine Lieblingsbücher und ich habe immer Tiere mit nach Hause gebracht.“ Promoviert wurde Andreas Hejnol mit einer Arbeit über die Beinentwicklung von Krebsen, danach ging er als Postdoc nach Braunschweig. Dort lernte er die Zeitraffer-Mikroskopie kennen, hatte zudem die M?glichkeit, die Embryogenese von Tieren zu beobachten, von der Eizelle bis zum fertigen Organismus. Die n?chste Station war ein Institut auf Hawaii, wo er mit den Grundlagen molekularer Untersuchungsmethoden vertraut gemacht wurde. So ausgerüstet, nahm Andreas Hejnol eine Stelle im norwegischen Bergen an. Zun?chst zehn Jahre lang als Leiter einer Arbeitsgruppe, weitere zwei Jahre als Professor. Seit Anfang Oktober lehrt und forscht er nun in Jena als Nachfolger von Prof. Dr. Dr. h. c. Martin S. Fischer, der in den Ruhestand ging, der Universit?t aber als Seniorprofessor erhalten bleibt.

    Stichwort wissenschaftlicher Nachwuchs: Prof. Hejnol sagt, in guter Lehre gehe es weniger darum, Wissen zu vermitteln als vielmehr darum, die Studierenden zu kritischem Denken zu bef?higen. Einer der neuen Postdocs wird aus Japan nach Jena kommen. Der junge Forscher m?chte sich mit der Evolution der H?utung befassen. Erkenntnisse dazu k?nnten vielleicht einmal im Kampf gegen die Malaria von Nutzen sein. ?

    Noch ist Andreas Hejnol dabei, sich in Jena einzuleben. ?Die Stadt gef?llt mir sehr gut, vor allem ihre 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐it?t“, sagt der 52-J?hrige. Bei seinen ersten G?ngen durch die Stadt habe er erstaunlich viele verschiedene Sprachen geh?rt. 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐it?t sei in der Wissenschaft selbstverst?ndlich, so Hejnol. Er selbst habe eine Arbeitsgruppe geleitet, in der zeitgleich Vertreter von zw?lf Nationen geforscht haben. Einen ersten Beitrag zu einem weltoffenen Jena m?chte Andreas Hejnol als neuer Leiter des Phyletischen Museums leisten: ?Die Texte im Museum sollten mindestens bilingual sein!“

    In seiner Freizeit kocht Prof. Hejnol gern, er liest, vorzugsweise Bücher über Geschichte und Politik, und er ist sportlich aktiv: beim Wandern, Radfahren, Laufen und Schwimmen. Ein weiteres Hobby ist die Fotografie: ?Beim Fotografieren kann man das Sehen lernen.“

    Stephan Laudien

  • Ute Hellmich

    Ute Hellmich

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Damit Infektionskrankheiten effektiv bek?mpft werden k?nnen, müssen sie m?g?lichst genau verstanden werden – und zwar bis auf die molekulare Ebene. ?Wir wollen wissen, wie im Kontext von Infektionen bestimmte Proteine mit anderen Molekülen wechsel?wirken. Und wir m?chten lernen, wie solche Proteine auf atomarer Ebene aussehen und wie sie sich bewegen, also wie ihre Dynamik beschaffen ist“, sagt Ute Hellmich, neue Professorin für Biostrukturelle Interaktionen an der Universit?t Jena, die innerhalb des Jenaer Exzellenz?clusters ?Balance of the Microverse“Externer Link angesiedelt ist.

    Dass sich beim Erforschen der Wechselwirkungen von Biomolekülen ?berraschendes her?aus?finden l?sst, erkl?rt sie am Beispiel der sogenannten Trypanosomen: ?Das sind einzellige Parasiten, die Tropenkrankheiten verursachen k?nnen, wie etwa die afrikanische Schlafkrank?heit. Um zu überleben, brauchen diese Parasiten ein bestimmtes Enzym. Es gibt aber Mole?kü?le, die dieses Enzym hemmen, also als Inhibitoren wirken. Wir wollten für einen dieser Inhibi?toren herausfinden, wie das genau funktioniert.“ Als sie und ihr Team den chemischen Kom?plex untersuchten, den der Inhibitor mit dem Enzym bildet, stie?en sie auf unerwartete Mess?signale. ?Zuerst dachten wir, dass wir Artefakte beobachteten“, erinnert sich die Bioche?mike?rin. ?Uns wurde aber bald klar, dass der Enzym-Inhibitor-Komplex sich mit einem weiteren iden?tischen Komplex aus der Umgebung verbindet – er dimerisiert. Das Inhibitor-Molekül funktioniert dabei wie ein Kleber“, erkl?rt Hellmich. So entdeckte ihre Forschungsgruppe eines der kleinsten bekannten Moleküle, die dieses Verhalten zeigen. ?Diese sogenannten Dimerizer sind von gro?er pharmazeutischer Bedeutung. Mit ihnen k?nnen zum Beispiel Signalwege in der Zelle kontrolliert werden“, ordnet Hellmich diese unerwartete Entdeckung ein.

    Ein wichtiges Verfahren, mit dem sie die Interaktionen von Enzymen und anderen Biomole?külen untersucht, ist die Kernspinresonanz-Spektroskopie. ?Mit dieser Methode lassen sich atomare Details komplexer biologischer Bausteine hervorragend untersuchen. Zus?tzlich k?nnen wir auch die Dynamik unserer Proben studieren und damit ihre Funktion beschrei?ben“, erkl?rt die Wissenschaftlerin. ?Wir wollen uns jedoch nicht zwanghaft auf eine einzelne Methode festlegen, sondern nutzen alle M?glichkeiten, um unsere jeweilige Fragestellung zu beantworten.“

    Dazu braucht es viel Zusammenarbeit zwischen Fachleuten verschiedener Disziplinen. ?Na?türlich stammen die Proteine aus der Biochemie. In der Synthesechemie werden aber die In?hibitor-Moleküle hergestellt und ver?ndert. Die Biophysikalische Chemie stellt die Untersu?chungs?methoden bereit. Und die Theoretische Chemie hilft uns, aus den gewonnenen Infor?mationen neue und verbesserte Strukturvorschl?ge abzuleiten“, fasst Hellmich zusammen.

    Interdisziplinarit?t endet für Ute Hellmich aber nicht bei den Naturwissenschaften. ?Eines unserer zentralen Forschungsthemen sind die sogenannten vernachl?ssigten Tropenkrank?heiten. Dabei spielen auch gesellschaftspolitische Faktoren eine entscheidende Rolle, wie Fragen der Nutztierhaltung, der Besiedelung, des Klimawandels, aber auch der Geschichte, zum Beispiel wenn es darum geht, zu verstehen, ob und wie Medikamente oder Impfstoffe entwickelt werden und für wen sie eigentlich verfügbar sind. Die Auswirkungen solcher Ungleichheiten sehen wir auch heute, etwa in der weltweiten Verteilung der Covid-Impfstoffe.“

    Den Grenzweg zwischen Biochemie und Geisteswissenschaften beschreitet seit kurzem ein Doktorand in ihrer Gruppe. ?Dieser Weg ist sehr ungew?hnlich für einen Naturwissenschaftler und ich bin gespannt, was aus dieser Arbeit, die auch für uns eine Premiere ist, heraus?kommt. Wir haben als Forschende die Verantwortung, rechts und links des Wegesrands zu schauen und unsere Themen auch über unseren Tellerrand hinaus zu betrachten.

    Nach ihrer Promotion an der Goethe-Universit?t Frankfurt/M. im Jahr 2010 forschte die Biochemikerin für einige Jahre an der Universit?t Harvard in Cambridge, Massachusetts (USA). Von 2015 bis 2020 war sie Juniorprofessorin für Membranbiochemie an der Johan?nes-Gutenberg-Universit?t Mainz, wo sie 2020 erfolgreich ihr Tenure-Track-Verfahren ab?solvierte. Seit diesem Jahr ist Ute Hellmich mit ihrer GruppeExterner Link nun in Jena.

    Für die Biochemikerin ist das Umfeld an der Friedrich-Schiller-Universit?t dafür ideal. ?Es ist ein Luxus, an einer so breit aufgestellten Universit?t zu arbeiten. Ich hoffe, dass sich hier viele neue Begegnungen ergeben.“ Dass diese bereits stattfinden, zeigt sich dadurch, dass, w?hrend sie ihr Labor in Jena noch aufbaut, bereits eine Bachelor-Studentin, eine Master-Stu?dentin und eine Doktorandin aus Jena bei Ute Hellmich an ihren Abschlussarbeiten forschen.

    (K?rner)

  • Peter Huppke

    Peter Huppke

    Foto: Foto UKJ

    "Bei vielen Kindern und Jugendlichen sind neurologische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Fieberkr?mpfe und Auff?lligkeiten in der k?rperlichen und geistigen Entwicklung der Grund für den Besuch in der Kinderarztpraxis. Meistens k?nnen die Kinder?rzte die Eltern beruhigen und, wenn n?tig, eine Behandlung einleiten. Wenn aber das heranreifende Nervensystem von einer akuten oder chronischen Erkrankung betroffen ist und dadurch die Entwicklung von Gehirn, Rückenmark, Nerven oder Muskeln gest?rt wird, sind die Spezialisten der Kinderneurologie, die auch als Neurop?diatrie bezeichnet wird, Ansprechpartner für die Familien.
    Professor Peter Huppke kennt die Probleme der Eltern neurologisch kranker Kinder: ?Meist ist es schon eine riesige Hilfe, wenn eine Diagnose gestellt wird. Damit endet für die Familien eine mitunter lange Suche, die oft auch von Selbstvorwürfen begleitet ist, sich in der Schwangerschaft oder frühen Elternschaft falsch verhalten zu haben.“ Der 53-j?hrige Kinderneurologe hat die Professur für Neurop?diatrie an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena angenommen und leitet seit April die Klinik für Neurop?diatrie am Jenaer Universit?tsklinikum. Das interdisziplin?re Team ist hochspezialisiert und nutzt für die Diagnosestellung neben der sorgf?ltigen Anamnese und k?rperlichen Untersuchung verschiedenste Laboruntersuchungen, neurophysiologische Funktionsmessungen, Bildgebung und kognitive Tests. Eine immer wichtigere Rolle spielen dabei genetische Untersuchungen. ?Durch die Exomsequenzierung, also die Analyse aller Gene, die Informationen für die Proteinproduktion enthalten, lassen sich urs?chliche genetische Ver?nderungen bei der Mehrzahl der Kinder finden“, so Peter Huppke.
    Bei vielen Patienten führt eine multidisziplin?re Therapie durch ein Spezialistenteam aus den Bereichen Krankengymnastik, Psychologie, Logop?die, Ergotherapie und Neurop?diatrie zu einer Besserung der Beschwerden. Aber auch die medikament?se Therapie macht in der Neurop?diatrie gro?e Fortschritte. So k?nnen Patienten mit kindlicher Multipler Sklerose, einem Spezialgebiet von Prof. Huppke, die noch vor 15 Jahren von früher Behinderung bedroht waren, heute ein normales Leben führen. Mit Genersatztherapien wird es zunehmend m?glich, auch seltene genetische Erkrankungen zu heilen. ?Dazu müssen wir aber den Krankheitsmechanismus genau kennen“, betont Prof. Huppke. Die Beschreibung neuer Erkrankungen, die Untersuchung der zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen und die Entwicklung von Therapien sollen im Zentrum seiner Forschung in Jena stehen.
    Nach seinem Medizinstudium in G?ttingen absolvierte Prof. Huppke in der Universit?tsmedizin G?ttingen die Facharztausbildung für Kinderheilkunde und Jugendmedizin und die Weiterbildung für den Schwerpunkt Neurop?diatrie. Er arbeitete als Oberarzt im Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin G?ttingen, das auf dem Gebiet der Kinderneurologie besonders ausgewiesen ist. In der Forschung stand lange das Rett-Syndrom, eine schwere neurologischen Entwicklungsst?rung, die nur bei M?dchen vorkommt, im Mittelpunkt. Die Arbeiten zu dem klinischen Verlauf, der Krankheitsursachen und der Therapie waren die Grundlage für seine Habilitation. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die seltenen neurologischen Erkrankungen und die entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems.
    Als eigenst?ndiges medizinisches Fach, das Kinderheilkunde und Neurowissenschaften verbindet, hatte sich die Neurop?diatrie erst in der zweiten H?lfte des 20. Jahrhunderts herausgebildet. Sie stellt besonders komplexe Versorgungsanforderungen, weil medizinische, psychologische und soziale Aspekte von Erkrankungen und eventuellen Behinderungen berücksichtigt werden müssen. Früherkennung und Vorsorge spielen eine zentrale Rolle. ?Unser Team aus ?rzten, Psychologen und therapeutischen Fachkr?ften koordiniert im Sozialp?diatrischen Zentrum die ambulante, station?re und rehabilitative Behandlung. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Lebensqualit?t unserer Patienten und ihrer Familien“, so Professor Huppke."

    (vdG)

  • Sarah J?ger

    Sarah J?ger

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Was macht ein gutes, ein gelingendes Leben aus? Wie beantworten wir die gro?en Fragen, die zwischen Geburt und Tod kreisen? Welche Antworten bietet der Glaube, welche kann die Kirche geben? Um solche, im Kern existenzielle Fragen, kreist das Denken von Prof. Dr. Sarah J?ger. Die 35-j?hrige gebürtige Frankfurterin lehrt Systematische Theo?logie und Ethik an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Ethik, sagt die Juniorprofessorin (mit Tenure Track). ?Allgemeingültige Antworten finden wir nicht, weil sich die Kristallisationspunkte unseres Denkens stetig ver?ndern. Es gilt immer neu, biblische und theologische ?berlieferungen mit Fragen unserer Zeit ins Gespr?ch zu brin?gen“, sagt J?ger. Als Beispiel führt sie den Umgang mit Menschen mit Behinderung an. So habe der Wandel von einer Anstaltsdiakonie hin zu angestrebten Formen eines weitge?hend selbstbestimmten Lebens viele neue Fragen aufgeworfen. Fragen zudem, die sich durch das neue Bundesteilhabegesetz stellen, das im Frühjahr 2020 in Kraft trat.

    Aktuell wird das Denken Sarah J?gers durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Wie ver?n?dern sich R?ume und Rollen in der Pandemie? Wie wirken sich 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐verbote auf den privaten und den ?ffentlichen Raum aus? ?Wie gehen die Menschen damit um, dass der Gottesdienst mit Hilfe des Computers am heimischen Küchentisch und nicht in der Kirche gefeiert wird?“, fragt Sarah J?ger. Im n?chsten Jahr m?chte sie dazu mit anderen eine Herbstschule anbieten. ?Refiguration von R?umen und Rollen in der Corona-Pandemie“, so lautet der Arbeitstitel. Nachdenken und Diskutieren m?chte Prof. J?ger darüber mit Ex?per?tinnen und Experten unterschiedlicher F?cher, sie bahnt aktuell interdisziplin?re Koopera?tionen an. Die Voraussetzungen seien dazu an der Friedrich-Schiller-Universit?t hervorragend.

    Die gebürtige Frankfurterin Sarah J?ger wuchs in einer reformierten Gemeinde auf. Die ausgepr?gte Fr?mmigkeit habe in ihr schon früh den Wunsch geweckt, Theologie zu stu?dieren und Pfarrerin zu werden, sagt die 35-J?hrige. Dank eines Stipendiums des Evan?ge?lischen Studienwerkes Villigst konnte sie Evangelische Theologie studieren in Neuendettels?au, Tübingen, Berlin und Hermannstadt (Sibiu) in Rum?nien. Die M?glichkeiten des freien Denkens h?tten sie w?hrend ihres Studiums fasziniert, sagt Prof. J?ger, die als Erste ihrer Familie eine akademische Laufbahn einschlug. So sei der Wunsch gereift, eine Promotion anzustreben. Ihre Dissertationsschrift von 2017 tr?gt den Titel ?Bundesdeutscher Protestan?tismus und Geschlechterdiskurse 1949-1971“. Sie entstand bei Prof. Dr. Reiner Anselm zu?n?chst in G?ttingen und wurde in München fertiggestellt. Ihre Dissertation wurde 2020 mit dem Hanna-Jursch-Preis der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgezeichnet.

    Von München wechselte J?ger nach Heidelberg, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsst?tte der Evangelischen Studiengemeinschaft FEST arbeitete. Bevor sie dem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universit?t Jena folgte, arbeitete Sarah J?ger am Lehrstuhl für Diakoniewissenschaft und Systematische Theologie/Ethik der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.

    Sarah J?ger ist verheiratet und hat einen anderthalbj?hrigen Sohn. Viel Freizeit bleibt der 35-J?hrigen daher nicht, doch sie liest gern und gern mal drei Bücher gleichzeitig. Zu ihren Favo?riten geh?ren Doris Lessing, Sándor Márai und Thomas Mann. Aktuell liest sie ?Mein Name ist Luz“ der argentinischen Autorin Elsa Osorio. Das Ankommen in Jena mitten in der Corona-Pandemie sei nicht einfach gewesen, sagt Sarah J?ger. Inzwischen hat sie begonnen, sich in ihrer Kirchgemeinde in Jena-Nord zu engagieren, weil Glaube und Spiritualit?t in ihrem Leben eine gro?e Rolle spielen, wie sie sagt. Au?erdem gelte es, nach und nach die Stadt und ihre M?glichkeiten zu entdecken. ?

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  • Andriy Khobta

    Andriy Khobta

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Essen und Trinken sind Grundbedürfnisse des Menschen. Doch enthalten die verzehrten Speisen neben N?hrstoffen auch zahlreiche Substanzen, die in Zellen unseres K?rpers sch?dliche Prozesse ausl?sen. Diese k?nnen schleichend und versteckt ablaufen und – anders als bei akuten Vergiftungen – lange unbemerkt bleiben, was sie umso gef?hrlicher macht. Die sch?dlichen Wirkungen von Lebensmitteln und ihrer Inhaltsstoffe zu untersuchen, das ist ein Aufgabengebiet der Ern?hrungstoxikologie. Die Folgen solcher Sch?den, die ern?hrungsbedingt an unserem Erbgut, der DNA, entstehen, untersucht Dr. Andriy Khobta, neuer Professor für Ern?hrungstoxikologie der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena.

    In Lebensmitteln enthaltene Stoffe k?nnen im K?rper zu genotoxischen Metaboliten umgewandelt werden: zu chemischen Stoffwechselprodukten, die auf das Erbgut sch?dlich wirken. ?Die induzierten Sch?den an der DNA k?nnen zu Mutationen führen, d. h. zu irreversiblen Ver?nderungen der Nukleotidsequenz von Genen“, erkl?rt der Wissenschaftler ukrainischer Herkunft. ?Diese machen sich aber nicht sofort, sondern meistens erst nach Jahrzehnten bemerkbar. Allm?hlich werden durch die Ansammlung von Mutationen mehrere kritische Gene betroffen, was die Eigenschaften der Zellen auf gef?hrliche Weise ver?ndert. Erst dann entsteht eine Erkrankung“, f?hrt der Jenaer Ern?hrungstoxikologe fort. Die wohl bekannteste Erkrankung dieser Art ist Krebs. Gegenw?rtig wird nahezu jeder vierte Todesfall in Deutschland durch Krebs verursacht. Die Forschung auf diesem Feld sei besonders wichtig, zumal ein Gro?teil der durch Gensch?den verursachten Krankheitsf?lle vermeidbar sei. ?Wir versuchen herauszufinden, was die Gründe für die Mutationen sind und welche Rolle insbesondere die ern?hrungsbezogenen Faktoren dabei spielen.“

    Ein besonderes Augenmerk seiner Forschung legt Khobta auf die DNA-Reparatur. Zellen unseres K?rpers sind in der Lage, die besch?digte DNA, zumindest teilweise, zu reparieren. Aber welche DNA-Reparaturwege werden je nach Art der Sch?den genommen und ist die Reparatureffizienz zwischen den Menschen verschieden? Diesen Fragen geht Khobtas Team mit einer besonderen Forschungsmethode nach.

    Um DNA-Sch?den und ihre Folgen in Zusammenhang zu bringen, verwenden die Jenaer Wissenschaftler DNA-Abschnitte mit synthetischen ?Bausteinen“, welche die durch Fremdstoffe hervorgerufenen Sch?den genau nachbilden. Solche synthetischen Sch?den werden gezielt in ein genetisches Element bakteriellen Ursprungs eingefügt, das in der Lage ist, ein Reportergen in menschliche Zellen zu übertragen. ?Der gro?e Vorteil eines solchen Verfahrens gegenüber den herk?mmlichen gentoxikologischen Testmethoden ist, dass sowohl die Struktur als auch die Position der gesch?digten Stelle genau definiert sind. So werden die in Humanzellen entstehenden Mutationen nicht nur direkt ermittelt, sondern auch eindeutig der spezifischen Art des Schadens zugeordnet“, so Khobta.

    Seine Forschungsergebnisse l?sst Khobta auch in seine Lehre einflie?en. Den Fokus setzt er dabei auf die molekularen Wirkmechanismen von Fremdstoffen. ?Alle biologischen Wirkungen beruhen auf Interaktionen der Substanzen mit spezifischen Zielmolekülen im K?rper“, erl?utert der Toxikologe, der zuvor an der Johannes-Gutenberg-Universit?t Mainz t?tig war. ?Angesichts der enormen Komplexit?t der m?glichen Effekte ist es besonders wichtig zu erkennen, welche Zielmoleküle und Signalwege für die Entstehung von Sch?den an Zellen und Organen entscheidend sind. Ich strebe danach, die Studierenden anzuregen, die wichtigsten molekularen Zusammenh?nge zu erfassen, die die biologischen Folgen bestimmen.“ Dies will der Dozent mit einer problemorientierten und interaktiven Lehre der Ern?hrungstoxikologie erreichen.

    (Busse)

  • Nele Kuhlmann

    Nele Kuhlmann

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Was l?sst sich unter anerkennendem p?dagogischen Handeln verstehen? Und welchen Problemen begegnen P?dagoginnen und P?dagogen, wenn sie anerkennend handeln wollen? Diesen Fragen geht Prof. Dr. Nele Kuhlmann nach. Sie hat in diesem Jahr die Tenure-Track-Professur Allgemeine/Systematische Erziehungswissenschaft am Institut für Erziehungswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universit?t übernommen. Im Fokus ihrer Lehre stehen Ans?tze p?dagogischer Ethik sowie grundbegriffliche ?berlegungen zu Erziehung, Bildung und Sozialisation.

    So konzentriert sich Nele Kuhlmann besonders auf die Ethik p?dagogischen Handelns. ?Mich interessiert dabei, wie eine Person p?dagogische Verantwortung übernehmen kann, ohne dabei die Eigenverantwortung des Kindes oder der jugendlichen Person zu unterbinden“, erkl?rt die Wissenschaftlerin das Themenfeld. Dabei stehen P?dagoginnen und P?dagogen vor dem Problem, dass sie zum einen Freir?ume für verantwortliches Handeln von Kindern schaffen sollen, zum anderen aber weiterhin in der Verantwortung für das Handeln der Kinder stehen. Diese verschr?nkte Verantwortung kennzeichnet Ans?tze der p?dagogischen Ethik.

    Diesen Fragen geht Kuhlmann unter anderem in der qualitativen Schulforschung nach. Anhand von Videos aus dem Unterricht, zum Beispiel, wenn Schülerinnen und Schüler den Unterricht bewerten, untersucht sie, wie kommuniziert wird und wie Schülerinnen und Schüler in p?dagogischen Handlungen, etwa bei Lob oder Prüfungen im Unterricht, adressiert werden. ?H?ufig verl?uft die Unterrichtskommunikation nach eingeübten Mustern und offene Situationen oder Konflikte werden schnell wieder in diese Muster überführt“, so die Erziehungswissenschaftlerin. In ihren Vorlesungen und Seminaren analysiert sie gemeinsam mit den Studierenden anhand solcher praktischer F?lle, wodurch sich p?dagogische Interaktionen auszeichnen, welche strukturellen Probleme sich dabei ergeben k?nnen und auch, wie Lehrende in der Situation anders agieren k?nnten. ?Es geht dabei nicht darum, Rezepte für richtiges Handeln zu erlernen, sondern vielmehr ein Gefühl für p?dagogische Situationen zu entwickeln, um diese gewisserma?en lesen zu k?nnen“, so die 32-J?hrige.

    Ausgehend von ihrer qualitativen Anerkennungsforschung argumentiert Nele Kuhlmann, dass sich p?dagogische T?tigkeiten durch Spannungen auszeichnen, die nicht einfach aufzul?sen sind. Den reflektierenden Blick von au?en auf das p?dagogische Handeln m?chte sie deshalb ihren Studierenden mit auf den Weg geben. ?Mein Ziel ist es, den Studierenden einen p?dagogischen Takt zu vermitteln. Sie sollen ein Gefühl für soziale Situationen sowie ein Gespür für ihr Handeln und dessen Folgen entwickeln.“ Gemeinsam mit ihrem Kollegen Prof. Dr. Nils Berkemeyer m?chte sie diese qualitative Anerkennungsforschung auch au?erhalb der Wissenschaft nutzbar machen und beispielsweise Schulen in ihren Entwicklungsprozessen damit begleiten.

    Neben ihrem Schwerpunkt zeichnet die Erziehungswissenschaftlerin auch ihre Forschungsmethode aus. Die Verbindung von Grundlagentheorie und einer fallbezogenen qualitativ-empirischer Forschung ist in der Erziehungswissenschaft bisher wenig verbreitet. Durch diese Art der Forschung erm?glicht sie den Studierenden, strukturelle Probleme des p?dagogischen Handelns sichtbar zu machen und reflexiv zu bearbeiten.

    ?Die Universit?t Jena spielte besonders für die Entwicklung der Erziehungswissenschaft eine gro?e Rolle und bietet gerade deshalb aus allgemein-p?dagogischer Perspektive ein sehr spannendes Umfeld“, begründet die Juniorprofessorin, warum sie an die Friedrich-Schiller-Universit?t wechselte. ?Auch die aktuellen Arbeiten am Institut sind für mich sehr anschlussf?hig, da Fragen von Inklusion, Anerkennung und Partizipation aus unterschiedlichen Perspektiven bearbeitet werden.“ Zudem sei das F?rderprogramm für Tenure-Track-Professuren an der Universit?t Jena exzellent, so die gebürtige Bielefelderin, die zuletzt als akademische R?tin an der Universit?t Bayreuth t?tig war und im vergangenen Jahr au?erdem ihre Dissertation mit ?summa cum laude“ an der Ruhr-Universit?t Bochum abschloss.

    (Busse)

  • Anja Lauk?tter

    Anja Lauk?tter

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    ?Wissenschaft hat in Jena eine bedeutende Rolle in der Stadt. Ihre Wertsch?tzung ist gro?artig und vorbildhaft“, beschreibt Prof. Dr. Anja Lauk?tter ihren ersten Eindruck von der Stadt. Sie ist neue Professorin für Kulturgeschichte am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Ein Schwerpunkt dieser Professur umfasst das Museum/Museumsstudien. Die gebürtige Westf?lin freut sich darauf, die Zusammenarbeit zwischen universit?rer Lehre und Forschung und der ?ffentlichkeit weiter auszubauen.

    Mit ihren breit gef?cherten Forschungsschwerpunkten, die sich von der Geschichte des Wissens und der Wissenschaften, der Emotionsgeschichte, der Geschichte des Sammelns und der Sammlungen bis hin zur Medien- und K?rpergeschichte sowie der Geschichte des (Post-) Kolonialismus erstrecken, bereichert Anja Lauk?tter das Themenspektrum am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Universit?t Jena. Ihren Fokus auf das 19. und 20. Jahrhundert will sie auch in Jena fortführen und die Forschung zu diesen Themengebieten zukünftig weiter pr?gen.

    Besonders die Einbindung der über 40 wissenschaftlichen Sammlungen der Universit?t in die Lehre und für die ?ffentlichkeit liegen der Wissenschaftlerin am Herzen. Neben der Besch?ftigung mit der Historizit?t der Sammlungen m?chte sie auch mit Museen und weiteren kulturellen Einrichtungen in Thüringen zusammenarbeiten. ?Ich m?chte Brücken schlagen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die Sammlungen bieten gro?es Potenzial, beide Welten st?rker miteinander zu verbinden.“

    Besonders interessant ist für sie die aktuelle Forschung zu Kolonialismus und dessen Erbe. Dafür bietet ihr zum Beispiel die Alphons-Stübel-Sammlung für Orientfotografie der Universit?t Jena einen guten Ausgangspunkt. ?Anhand dieser und anderer Sammlungen und ihrer Objekte der Universit?t k?nnen wir grundlegende Fragen der Kulturgeschichte sowohl inhaltlicher als auch in methodischer Art stellen“, erkl?rt sie. Dr?ngend seien gerade bei dieser Art Material die Fragen, woher die Objekte stammen, warum und wie sie gesammelt wurden und welches Wissen darauf generiert wurde – sowohl in ihrer ursprünglichen Umgebung als auch heute als Teil der Wissenschaft.

    Vor allem die verschiedenen Blickwinkel auf die Kulturgeschichte begeistern Lauk?tter. ?Einerseits arbeiten wir in der Kulturgeschichte dicht an lokalen und nationalen Ph?nomenen. Gleichzeitig gilt es aber, auch gr??ere, globale Strukturen und Prozesse einzubeziehen, Ph?nomene darin einzuordnen und zu verstehen“, erkl?rt sie die Mikro- und Makroperspektive auf das Wissenschaftsfeld. Dazu geh?rt auch das vergleichende und transnationale Arbeiten. So sollen Studierende der Kulturgeschichte lernen, die Themen und Ph?nomene sowohl im Deutsch-deutschen Vergleich, als auch im europ?ischen oder transnationalen Vergleich einzuordnen.

    Darüber hinaus engagiert sich die Kulturhistorikerin für interdisziplin?res Arbeiten und versucht in ihren Projekten, Geistes- und Naturwissenschaften st?rker miteinander zu verbinden. Sammlungen wie die des Phyletischen Museums oder die Botanische Lehrsammlung der Friedrich-Schiller-Universit?t bieten sich dafür besonders gut an.

    Busse

  • Kai Lawonn

    Kai Lawonn

    Foto: privat/Lawonn

    Denomination: Visualisierung

    zuvor: Universit?t Jena

  • Sina Leipold

    Sina Leipold

    Foto: André Künzelmann / UFZ

    Jede sinnstiftende Erz?hlung braucht eine klare Zukunftsperspektive mit plausiblen Handlungsanweisungen – das macht ein gutes Narrativ aus. Je klarer ein solches Narrativ ist, umso mehr Menschen lassen sich beispielsweise überzeugen, politische Ma?nahmen für mehr Klimaschutz mitzutragen. Mit welchen Narrativen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine Transformation hin zu einer klügeren und nachhaltigeren Ressourcensteuerung auf den Weg bringen, ist einer der Schwerpunkte, die sich die Politik- und Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Sina Leipold für ihre Forschung gesetzt hat. Sie leitet seit September das Department Umweltpolitik am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und wurde gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena berufen.

    Nachhaltigkeitsnarrativen hat sich Sina Leipold bereits an der Universit?t Freiburg gewidmet, wo sie zwischen 2017 und Sommer 2021 Juniorprofessorin war und die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gef?rderte Nachwuchsforschungsgruppe ?Circulus – Transformationspfade und -hindernisse zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in der Bio?konomie“ leitete. Die Forschungsarbeiten zielten darauf ab, ein Verst?ndnis für die Entstehung und die m?glichen Wege einer Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Die Ergebnisse geben Anregungen, wie neue Narrative gestützt sowie Monitoring- und Steuerungsinstrumente entworfen werden k?nnen, um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. ?Das ursprüngliche Narrativ der Kreislaufwirtschaft, dass wir technische L?sungen einsetzen sollten, um die Effizienz zu steigern, war wirkungsvoll“, bilanziert Sina Leipold, die das unter anderem am Beispiel des 2019 in Kraft getretenen deutschen Verpackungsgesetzes untersuchte. Gleichzeitig seien aber viele Stakeholder der Kreislaufwirtschaft nicht zufrieden gewesen, weil sich nichts Wesentliches ver?ndert habe. ?Es gibt eben nicht nur das eine Effizienz-Narrativ, sondern auch ein neues, n?mlich, dass es einen grunds?tzlichen Systemwechsel braucht“, sagt sie. Das gibt ganz andere Handlungsanweisungen vor als Effizienzsteigerung, wie zum Beispiel, den Materialeinsatz zu reduzieren, Materialien nicht wegzuschmei?en, sondern zu reparieren oder wiederzuverwenden, sowie eine st?rkere Kultur des Teilens von Gütern mit den Mitmenschen.??

    Am UFZ will Sina Leipold ihre inter- und transdisziplin?re Forschung zu den politischen Narrativen ausbauen. ?Ziel ist, erfolgreiche Strategien zu identifizieren, wie Narrative ver?ndert werden k?nnen“, sagt sie. Hierzu will sie beispielsweise bestehende Erkenntnisse zu Umwelt-Narrativen sammeln und empirisch testen. Zudem will die Umweltpolitologin herausfinden, wie Modelle, Szenarien und Indikatoren helfen k?nnen, Narrative für die Nachhaltigkeitstransformation zu stützen. ?Interessant w?re es beispielsweise zu prüfen, was Konzepte wie der ?kologische Fu?abdruck wirklich bringen und welche Alternativen an narrativen und politischen Wirkmechanismen m?glich sind, um etwa den Konsum von Lebensmitteln oder den Verbrauch von Verpackungen zu ver?ndern“, sagt sie. Es gebe immer noch sehr viele politische Instrumente, die von theoretischen Annahmen über die Umweltwirkung ausgehen, aber noch nicht vollst?ndig überprüft wurden und wom?glich gar nicht die Effekte bringen, die man sich eigentlich erhofft hat.

    Wichtig ist für die Umweltpolitologin die Praxisrelevanz ihrer Forschung. Ihr Freiburger Team verglich zum Beispiel die Umweltwirkungen von einem PET-Obstk?rbchen und einem Wellpappe-K?rbchen mit Klarsichtfolie. Im Ergebnis k?nnte der CO2-Fu?abdruck bis zu 34 Prozent reduziert werden, wenn alle in Deutschland verkauften Obstk?rbchen aus Wellpappe hergestellt würden. Doch da dafür Pappe und Papier hergestellt, transportiert und recycelt werden, schmilzt das Einsparpotenzial rasch dahin, wenn der Verbrauch insgesamt nicht gesenkt wird. ?Das ist ein echter Rebound-Effekt: Die Sachen werden besser recycelt, man hat mehr zur Verfügung und die Leute konsumieren es umso mehr, so dass die Abfallmengen im Endeffekt jedes Jahr wachsen“, sagt sie. Ihre Forschung soll anwendungsbezogen sein, damit Politik, Wirtschaft oder die Gesellschaft die Ergebnisse auch umsetzen k?nnen. ?Wir wollen Alternativen aufzeigen und Probleme der Umweltwirkungen von verschiedenen Narrativen diskutieren.“ Ergebnisse etwa zum Verpackungsgesetz in die breitere ?ffentlichkeit zu kommunizieren, wie sie das z.B. in der TV-Sendung ?Planet Wissen“ oder in einer Online-Diskussionsrunde mit der Bundesbildungsministerin tat, ist ihr obendrein ein wichtiges Anliegen: ?Ich habe das Gefühl, dass es derzeit insbesondere unter den jüngeren Menschen in der Bev?lkerung ein starkes Interesse für Umweltpolitik gibt. Das sollten wir aufgreifen“.

    Für ihre herausragende Forschung, die sich durch eine hohe Politik- und Praxisrelevanz auszeichnet, wird Sina Leipold am 15. November mit dem Albert-Bürklin-Preis 2021 ausgezeichnet. Das gab das Kuratorium der Wissenschaftlichen Gesellschaft Freiburg am 04. Oktober 2021 in einer Pressemitteilung bekannt.

    Sina Leipold, 1985 im thüringischen Sonneberg geboren, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universit?t Bochum, der Jawaharlal Nehru University in New Delhi, der Albert-Ludwigs-Universit?t Freiburg und der Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLACSO) in Buenos Aires. Sie promovierte 2016 an der Universit?t Freiburg zur Einflussnahme von Interessensgruppen auf Narrative der internationalen Waldpolitik. Zwischen 2017 und 2021 war sie Juniorprofessorin an der Universit?t Freiburg und leitete die vom BMBF mit 2 Millionen Euro gef?rderte Nachwuchsforschungsgruppe zur ?Circular Bio-Economy“. Sina Leipold war Gastwissenschaftlerin an der Yale University, der University of Technology Sydney, der Wirtschaftsuniversit?t Wien und der Jawaharlal Nehru University New Delhi. Zum 1. September 2021 wurde sie gemeinsam von der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena und dem UFZ auf die Professur für Umweltpolitik berufen. Am UFZ leitet sie das gleichnamige Department.

    (Susanne Hufe )

  • Roland Maier

    Roland Maier

    Foto: Jürgen Scheere (Universit?t Jena)

    Studierende für Mathematik und die damit verbundenen Anwendungen zu begeistern, das ist das Ziel von Roland Maier. Der neue Juniorprofessor für Numerische Mathematik der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena will dazu die Studierenden mit seiner Lehre auf Augenh?he erreichen.

    In seiner Lehrveranstaltung zu den Grundlagen der Numerischen Mathematik m?chte der 28-J?hrige seine Studierenden von seinem Fach überzeugen. ?Wenn man Begeisterung hat für das, was man tut, dann macht es auch viel mehr Spa? und es f?llt einem leichter“, so der Ansatz von Roland Maier. ?In Deutschland ist die Hemmschwelle seitens der Studierenden leider manchmal sehr hoch, mit den Lehrenden in 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 zu treten“, sagt er. Das sei schade, weshalb er besonderen Wert darauf lege, dass seine Tür für die Studierenden jederzeit offen steht. Damit hat der Wissenschaftler bereits w?hrend seiner Forschungst?tigkeit an der Technischen Hochschule Chalmers und der Universit?t G?teborg in Schweden positive Erfahrungen gemacht.

    Auch mit praktischen Anwendungen und m?glichen Arbeitsbereichen versucht Maier die Studierenden für Mathematik zu begeistern. Denn die Verfahren der Numerischen Mathematik werden vielf?ltig eingesetzt – von Suchalgorithmen im Internet bis hin zu Simulationen, etwa in der Automobil-Industrie. Aber nicht alle Mathematikstudierenden schlagen nach ihrem Abschluss den Weg in die Praxis ein. Manche m?chten auch in der Forschung arbeiten. Deshalb will Maier zukünftig Veranstaltungen zu aktuellen Forschungsthemen anbieten, die sich insbesondere an Masterstudierende richten, die den Einstieg in die Wissenschaft und Forschung suchen.

    Bei seinen eigenen Forschungst?tigkeiten motiviert Roland Maier besonders das gemeinsame Knobeln mit Kolleginnen und Kollegen zu verschiedensten mathematischen Problemen. Da in der Numerischen Mathematik auch die praktische Umsetzung am Computer wichtig ist, k?nnen die Forschenden ihre theoretischen ?berlegungen zudem algorithmisch prüfen und bei Unstimmigkeiten gezielt auf Fehlersuche gehen – sowohl in der Theorie als auch in der Programmierung. Ziel seiner Forschung im Bereich der Numerischen Mathematik ist es, Methoden zu entwickeln, die mit m?glichst wenig Rechenaufwand? m?glichst genaue Approximationen, also Ann?herungen, an die L?sungen partieller Differentialgleichungen erm?glichen. Partielle Differentialgleichungen beschreiben die verschiedensten physikalischen Ph?nomene, ihre L?sungen k?nnen allerdings in der Regel nicht explizit angegeben werden. Die Numerische Mathematik besch?ftigt sich mit der Entwicklung von Verfahren, die N?herungsl?sungen für solche Gleichungen berechnen. Dazu reduzieren Mathematiker wie Roland Maier die L?sung einer Gleichung in geeigneter Weise auf endlich viele freie Parameter (Diskretisierung).

    Besonders fokussiert sich Roland Maier auf Multiskalenprobleme. Dabei geht es um die Berechnung physikalischer Probleme, die durch Informationen auf verschiedenen Skalen charakterisiert sind, z. B. auf Millimeter- und Meterskalen. Dies betrifft z. B. Verbundstoffe. Die Eigenschaften solcher Materialien h?ngen von Einflüssen auf Millimeter-, Zentimeter- und Meterskalen ab. Von Interesse bei der Berechnung sind oft nur Effekte auf groben Skalen, wobei die feinen Skalen aber nicht vernachl?ssigt werden dürfen. In solchen F?llen kommen spezielle Verfahren zum Einsatz, die auf die Problematik zugeschnitten sind. Dazu wird die Berechnung in mehrere unabh?ngige Teilprobleme aufgeteilt. Der Mathematiker ist speziell an solchen Multiskalenproblemen interessiert, die vom Ort und der Zeit abh?ngen. Als Beispiel nennt Maier hierfür Wellenbewegungen in Materialien, welche durch ?u?ere Einflüsse im Laufe der Zeit ihre Eigenschaften ?ndern. Bereits w?hrend seiner Promotion an der Universit?t Augsburg besch?ftigte sich Roland Maier mit einem weiteren Forschungsschwerpunkt im Kontext von gekoppelten Differentialgleichungen. Dabei sind Gleichungen für verschiedene Funktionen miteinander verbunden. Er entwickelt geeignete Diskretisierungsmethoden zur Aufsplittung solcher gekoppelter Differentialgleichungen, so dass diese entkoppeln und N?herungsl?sungen daher in kürzerer Rechenzeit berechnet werden k?nnen. Seine Forschungsarbeit wurde unter anderem von der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM) als eine der besten Promotionsarbeiten 2020 ausgezeichnet.

    Vivien Busse

  • Stefanie Middendorf

    Stefanie Middendorf

    Foto: Jens Meyer (Universit?t Jena)

    Welchen Stellenwert hat der oder die Einzelne in einer Gesellschaft, in einem politischen System? Wie schwer war es beispielsweise in der NS-Zeit, Mensch zu bleiben, menschlich zu handeln? Fragen wie diesen geht Prof. Dr. Stefanie Middendorf nach. Die Zeithistorikerin lehrt und forscht an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena, wo sie den renom?mierten Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte übernommen hat. Es geh?re zu ihren Forschungsschwerpunkten, zu ergründen, wie sich Menschen in Zeiten von Krieg oder Krisen verhalten, sagt Stefanie Middendorf. Für diese Frage sei es zun?chst nicht entschei?dend, ob die Krise eine Demokratie oder eine Diktatur betrifft.

    Stefanie Middendorf hat sich intensiv mit der Geschichte des Reichsfinanzministeriums nach dem Ersten Weltkrieg befasst. ?Es ist spannend zu sehen, welchen Einfluss einzelne Akteure innerhalb des Apparates auf dessen Arbeit nahmen“, sagt sie. So h?tten Beamte des Ministe?riums – gemeinhin als R?dchen im Getriebe wahrgenommen – der Politik ganz konkrete Hand?lungsspielr?ume er?ffnet, h?tten so selbst staatspolitische Macht gewonnen. Erfor?schen wollte sie das in zwei politischen Systemen, weshalb Prof. Middendorf für ihre Habili?tation den Zeitraum von 1919 bis 1945 in den Blick genommen hat. So konnte sie herausfin?den, welche Einstellungen zu Staatswesen, ?konomie und Politik die Beamten in der Weima?rer Republik und im nationalsozialistischen Regime hatten und wie diese Einstellungen, ange?sichts der damaligen Ausnahmezust?nde, gesellschaftlich pr?gend wurden. Interessant sei dabei auch der vergleichende Blick in die Gegenwart, die ebenso in der Krise um gesellschaft?liche Gewissheiten und ?den Staat“ streite, konstatiert Stefanie Middendorf.

    Das ?konomische ist ein wichtiger Denkrahmen für die 48-j?hrige Zeithistorikerin. Aktuell leitet sie ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rdertes Forschungs?netzwerk, das untersucht, wie Staatsschulden historisch ?gemacht“ wurden. Zudem arbeitet sie in einer Forschungsgruppe, die sich mit der Geschichte des Bundesministeriums der Fi?nanzen seit 1945 befasst. ?Mein Plan ist es, eine Kulturgeschichte des Kredits im langen 20. Jahrhundert zu schreiben“, sagt sie. Sei doch Schuldenmachen in Krisenzeiten nicht nur eine Sache des Staates, sondern eine zutiefst menschliche Angelegenheit.

    Stefanie Middendorf ging in Oldenburg zur Schule, studierte in Freiburg/Br. und Basel Ge?schichte, Germanistik, Psychologie und Kunstgeschichte. Im Rahmen ihrer Promotion 2008 in Freiburg erkundete sie den Wandel der kulturellen Moderne in Frankreich in den Jahren nach 1880 und forschte dafür einige Zeit in Paris. In der kulturhistorischen Arbeit ging es um Ph?nomene wie das Kino oder neue Medien. W?hrend des Studiums verbrachte sie zudem ein Jahr als Graduate Fellow an der Hebrew University Jerusalem.

    In Jena habe sie tolle, engagierte Studentinnen und Studenten vorgefunden, eine hohe Lektü?rebereitschaft und Diskussionsfreude. Rückmeldungen der Studierenden geben ihr wichtige Impulse für die eigene Arbeit, sagt Stefanie Middendorf. So gelte es immer wieder, gemein?sam über Begriffe und Methoden zu reflektieren, auch über theoretische Fragen nachzuden?ken. Hei?e historische Forschung doch, die Vergangenheit wieder und wieder durch die Linse der Gegenwart zu betrachten. Dies gelte gerade für die Geschichte des Nationalsozialismus, ein bleibendes Thema in Forschung und Lehre: ?Heute stellen wir andere Fragen an die NS-Zeit als noch vor 30 Jahren.“ Gleichzeitig sei es wichtig, die nationalsozialistische Herrschaft nicht als ein aus der Zeit gefallenes Ph?nomen zu sehen, Kontinuit?ten und Brüche in den Blick zu nehmen und diese Vergangenheit so immer wieder neu in die Zeitgeschichte – Ge?schichte der Gegenwart – hineinzudenken. Wichtig sei ihr zudem ein interdisziplin?rer Ansatz in der Geschichtswissenschaft.

    Wertvolle Erfahrungen hat sie nach ihrer Promotion im Kulturinstitut der Stadt Braunschweig gesammelt. In der gemeinsamen Arbeit von Personen, Vereinen, Museen, Verb?nden, Univer?sit?t und Stadt entstand eine virtuelle Stadtkarte der Erinnerung, das ?Vernetzte Ged?chtnis“. An diese Arbeit m?chte Prof. Middendorf in Jena anknüpfen. Erste 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐e etwa zum Stadt?museum oder zum Thüringer Archiv für Zeitgeschichte hat sie bereits geknüpft.

    Stefanie Middendorf lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Berlin. In ihrer Freizeit in?teressiert sie sich für Kunst und Reisen – viel Zeit bleibt dafür jedoch nicht.

    Stefan Laudien

  • Javier Miranda

    Javier Miranda

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Denomination: Mikro?konomik, insbesondere Produktivit?tsforschung

    zuvor: US Bureau of the Census (Washington D.C.)

  • Sven M?bius-Winkler

    Sven M?bius-Winkler

    Foto: Michael Szabó/UKJ

    Bei Belastung auftretendes Engegefühl oder Schmerzen in der Brust – das sind die klassischen Anzeichen für eine koronare Herzerkrankung, die jeden vierten Mann über 75 betrifft. Ursache sind Ablagerungen und Verengungen in den Herzkranzgef??en. Behandelt wird die Erkrankung mit Medikamenten, durch eine Erweiterung der Engstellen bei einem Herzkathetereingriff oder eine Bypassoperation. Zur Diagnose und eben auch zur Therapie erfolgt eine Untersuchung im Herzkatheterlabor, bei der ein dünner Schlauch über eine gro?e K?rperader unter R?ntgenkontrolle bis ins Herz vorgeschoben wird. Das ist das t?gliche Gesch?ft von Prof. Dr. Sven M?bius-Winkler, der als leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor in der Klinik für Innere Medizin I am Universit?tsklinikum Jena (UKJ) arbeitet. Seit Dezember hat der 50-j?hrige Kardiologe die neu eingerichtete Professur für Invasive Kardiale Funktionsdiagnostik an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena inne.

    ?Um beispielsweise zu entscheiden, ob eine Engstelle im Herzkranzgef?? für die Beschwerden verantwortlich ist, k?nnen wir im Herzkatheter die Gef??funktion vor Ort untersuchen“, schildert Sven M?bius-Winkler die M?glichkeiten der modernen Kardiologie. Dazu z?hlen bildgebende Verfahren wie die Untersuchung der Gef??e mittels winziger Ultraschallsonden von innen oder die optische Koh?renz-Tomografie, mit der sich der Umfang und die Beschaffenheit von Ablagerungen im Gef?? beurteilen lassen. Sonden k?nnen die Blutdruckverh?ltnisse erfassen, Temperaturmessungen im Gef?? geben Auskunft über Entzündungsprozesse. Die Funktion kleinerer Gef??e wird über indirekte Parameter erfasst, zum Beispiel in der Reaktion auf eine durch Medikamente simulierte Belastungssituation. ?Wir arbeiten an der Weiterentwicklung dieser diagnostischen Methoden, um die jeweils optimale Behandlung zu realisieren.“

    Diese erfolgt oftmals auch im Katheterlabor – durch das Aufdehnen von Engstellen mittels Ballon oder das Einsetzen von Gef??stützen, die die weitere Verengung verhindert sollen. Auch wenn Strukturen im Herz wie z. B. Herzklappen so ver?ndert sind, dass ihre Funktion massiv eingeschr?nkt ist, kann die Behandlung oft minimalinvasiv mit einem Kathetereingriff durchgeführt werden. Diese Therapien sind ein weiterer Arbeitsschwerpunkt von Sven M?bius-Winkler. Im Rahmen dessen leitet er die multizentrische Clearance-Studie für Patienten mit Vorhofflimmern. Diese müssen zur Schlaganfall-Pr?vention Gerinnungshemmer nehmen, was jedoch die Gefahr für Blutungen erh?ht. Prof. M?bius-Winkler: ?Wir testen, ob solchen Patienten, die schon eine Hirnblutung erlitten haben, nicht durch eine Art Siebverschluss im Vorhofohr – dort entstehen oft die Gerinnsel, die dann einen Schlaganfall verursachen k?nnen – besser geholfen werden kann und die Gefahr der erneuten Blutung damit reduziert werden kann.“ In einer weiteren klinischen Studie in Kooperation mit der UKJ-Radiologie vergleicht der Kardiologe die Aussagekraft der invasiven Herzfunktionsdiagnostik bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung mit nichtinvasiven Verfahren.

    Nach dem Medizinstudium in Leipzig absolvierte Sven M?bius-Winkler am Herzzentrum Leipzig die Facharztausbildung in der Inneren Medizin und zum Kardiologen. In seiner Dissertation verglich er bei Patienten mit stabiler koronarer Herzerkrankung die Wirkung von k?rperlichem Ausdauertraining und Stentimplantation. 2012 übernahm er als Chefarzt die Kardiologie am Klinikum in Wei?enfels und habilitierte sich im Jahr darauf an der Universit?t Leipzig mit dem Thema "K?rperliche Aktivit?t als Grundpfeiler kardiovaskul?rer Gesundheit." Seit 2016 arbeitet er am Universit?tsklinikum Jena und konnte hier schon umfassende Erfahrungen als Lehrender im Jenaer neigungsorientierten Medizinstudium sammeln. Neben Vorlesungen im Kardioblock und in der Notfallmedizin bietet er Falldemonstrationen in der Linie Klinik-orientierte Medizin an – im Katheterlabor.

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    vdG

  • Martin Oschatz

    Martin Oschatz

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    "Den Aussto? von Kohlendioxid senken – das ist die wohl wichtigste Ma?nahme im Kampf gegen die Erderw?rmung und damit gegen den Klimawandel. Um das Treibhausgas in zu gro?en Mengen aus der Atmosph?re herauszuhalten, gilt zum einen, weniger davon zu emittieren, und zum anderen, es dort, wo es ausgesto?en wird, aufzufangen. Wie das m?glichst effizient – und sogar gewinnbringend – gelingen kann, erforscht der Chemiker Prof. Dr. Martin Oschatz seit Anfang 2021 an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena.

    ?Wir entwickeln Kohlenstoff-Nanomaterialien, die CO2 etwa an Industrieanlagen oder direkt aus der Luft herausfiltern k?nnen“, erkl?rt Martin Oschatz einen seiner Forschungsschwerpunkte. ?Wenn man berücksichtigt, dass der Anteil von Kohlendioxid in der Atmosph?re bei rund 0,04 Prozent liegt, wird klar, wie herausfordernd es sein kann, gezielt nur dieses Spurengas zu adsorbieren.“ Dafür binden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Oschatz verschiedene Moleküle zu einem makroskopischen Objekt mit einer gro?en Oberfl?che zusammen. ?Vereinfacht gesagt gewinnen wir dabei beispielsweise einen Teel?ffel schwarzes Pulver, das die Fl?che eines halben Fu?ballfeldes einnehmen kann“, erkl?rt der 33-j?hrige Chemiker. ?Schlie?lich beobachten wir genau, was an den Grenzfl?chen des Materials passiert, um zu verstehen, welche Mechanismen dazu beitragen, dass ein bestimmter Stoff – wie beispielsweise Kohlendioxid – andockt. So k?nnen wir für die entsprechenden Anwendungen gezielt Materialien ma?schneidern.“

    Das aufgefangene CO2 kann zum einen unterirdisch gespeichert werden, zum anderen dient es aber auch als wertvoller Rohstoff. Denn aus ihm lassen sich Grundchemikalien wie Methanol herstellen. ?Nachhaltig ist das vor allem dann, wenn bei diesen Prozessen haupts?chlich erneuerbare Energien zum Einsatz kommen“, sagt Oschatz.

    Um die umweltfreundliche Produktion eines klassischen Ausgangsstoffs für viele Anwendungen dreht es sich auch in einem weiteren Forschungsschwerpunkt des neuen Professors. ?Seit rund 100 Jahren wird Ammoniak mit dem Haber-Bosch-Verfahren bei hohen Drücken synthetisiert, um es beispielsweise als wichtigen Bestandteil von Düngemitteln zu verwenden“, erkl?rt der Chemiker. ?Dabei wird Wasserstoff, der durch Erhitzen von Erdgas abgespalten wird, mit Stickstoff verbunden – für beide Vorg?nge sind hohe Temperaturen notwendig.“

    Oschatz entwickelt Materialien für Katalysatoren, durch die diese Prozesse auch elektrochemisch bei Raumtemperatur stattfinden k?nnen. So kann der Energieeintrag durch elektrischen Strom erfolgen und so modifiziert werden, dass Wasserstoff auch durch die Aufspaltung von Wasser gewonnen werden kann – Wasserspaltung und Ammoniaksynthese k?nnten dann in einem Reaktor kombiniert werden.

    Mit solchen Zukunftsthemen an der Schnittstelle zwischen der Herstellung von Nanomaterialien, Grenzfl?chenchemie und Energieanwendungen fühlt sich der neue Professor an der Friedrich-Schiller-Universit?t genau am richtigen Ort. ?Ich habe mich für Jena entschieden, weil hier eine sehr gut funktionierende Forschungsinfrastruktur im Bereich Materialien und Energie existiert, die ich mit meiner Expertise in Synthese und Charakterisierung gut erg?nzen kann. Jena gibt mir die M?glichkeit, Problemstellungen und offenen Fragen der Chemie der Energiematerialien aus verschiedensten Blickwinkeln zu begegnen. In Netzwerke, Forschungsverbünde und Sonderforschungsbereiche bin ich schnell proaktiv eingebunden worden“, sagt der gebürtige Radebeuler, der zuletzt am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzfl?chenforschung in Potsdam geforscht sowie an der Universit?t Potsdam gelehrt hat. Zuvor hatte er an der TU Dresden, im US-amerikanischen Atlanta und an der Universit?t Utrecht in den Niederlanden gearbeitet."

    (Hollstein)

  • Adrian Tibor Press

    Dr. Adrian Press

    Foto: Michael Szabó/UKJ

    "Eindringende Krankheitserreger k?nnen eine so massive Immunantwort ausl?sen, dass die Abwehrreaktion den gesamten K?rper erfasst und die Funktion ganzer Organe sch?digt. Bei einer solchen Infektion, die lebensbedrohlich werden kann, ist die Leber als zentrales Stoffwechselorgan besonders gefordert. ?Die Hepatozyten, die ?Arbeitstiere‘ in der Leber, müssen dann nicht nur die von den Erregern produzierten Gifte abbauen, sie haben auch das Blut von all den Signalstoffen und Zerfallsprodukten zu entgiften, die die Immunzellen hinterlassen“, beschreibt Adrian Press den Arbeitsauftrag an die Leberzellen. Er erforscht auf molekularer Ebene, wie durch eine so schwere Infektionserkrankung die Stoffwechselmechanismen ver?ndert sind und wie dadurch die Organfunktion gest?rt wird. Seit Februar ist der 32-j?hrige Wissenschaftler Juniorprofessor für Molekulare Medizin lebensbedrohlicher Infektionen am Universit?tsklinikum Jena.

    Nach seinem Bachelorstudium in Furtwangen absolvierte Adrian Press den Masterstudiengang Molekulare Medizin an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena und promovierte anschlie?end am Universit?tsklinikum Jena in einem Forschungsprojekt zur Entwicklung funktionalisierter Nanopartikel für den zellspezifischen Wirkstofftransport. Als PostDoc baute er eine eigene Arbeitsgruppe ?Nanophysiologie“ an der Klinik für An?sthesiologie und Intensivmedizin des UKJ auf und forschte als Gastwissenschaftler in Japan, Gro?britannien und Schweden. Für die Juniorprofessur in Jena lehnte er das Angebot als Associate Professor an der Universit?t im chinesischen Hangzhou ab.

    Seine Arbeitsgruppe kooperiert eng mit den Jenaer Gruppen in der Sepsis- und Mikrobiomforschung. ?Wir untersuchen zum Beispiel, wie die Leber das Mikrobiom im Darm steuert und in Schach h?lt, oder wie schwere Infektionen in die Zelltodmechanismen der Hepatozyten eingreifen“, so Adrian Press. Der Molekularmediziner forscht auch an am medizinischen Einsatz von Nanopartikeln, die als ?Taxis“ für Medikamente verwendet werden k?nnen und durch spezielle Oberfl?cheneigenschaften ihren Weg zum Zielort finden, um dort z. B. den Stoffwechsel der Zellen zu unterstützen. Dabei arbeitet Adrian Press mit modernsten biophotonischen Nachweis- und Bildgebungsmethoden: ?Mithilfe zeitlich und r?umlich hochaufl?sender Intravital-Mikroskopie gelingt es uns, den Weg von Stoffwechselprodukten im Gewebe nachzuvollziehen.“ Dieses Methodenwissen wird der Juniorprofessor? weitergeben – in einem neuen Spezialisierungsmodul im Masterstudiengang Medical Photonics."

    (vdG)

  • Jonas Sauer

    Jonas Sauer

    Foto: Jürgen Scheere (Universit?t Jena)

    Mit einer kreativen Idee für seine Lehre startete Prof. Dr. Jonas Sauer seine T?tigkeit an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena: In einer ?Literatur-Rundschau“ verbindet der neue Juniorprofessor (mit Tenure Track) für Analysis eine Lehrveranstaltung mit einer Podcast-Reihe. Im Dialog mit aktiven Forschenden bespricht Sauer Literatur zu ausgew?hlten Themen und zeigt Verl?ufe einzelner Forschungsprojekte auf. Damit gibt er Studierenden Beispiele an die Hand, die ihnen bei der Erarbeitung eigener Forschungsthemen im Seminar helfen sollen.

    Insbesondere Masterstudierende m?chte Sauer mit seiner Podcast-Reihe erreichen. In seinen Interviews befragt er Forschende aus dem Bereich Analysis zu ihrer Forschung, zeigt Wege auf, wie sie zu ihren Forschungsfragen gelangen und welche Netzwerke und 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐e sie dabei nutzen. ?Einerseits m?chte ich die Studierenden motivieren und ihnen zeigen, dass Wissenschaft kein Hexenwerk ist. Andererseits m?chte ich auch die Personen vorstellen, die die Studierenden sonst nur als Autoren von Literatur und Artikeln kennen“, sagt der 35-j?hrige Mathematiker, der zuvor als Assistenzprofessor an der Technischen Universit?t Delft in den Niederlanden t?tig war. Hinzu k?me, dass gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie Konferenzen und M?glichkeiten des Austausches und des Kennenlernens sehr begrenzt w?ren. Die Erkenntnisse aus den Gespr?chen sollen den Studierenden etwa beim Finden der Forschungsfrage für ihre Masterarbeiten helfen. Die Podcasts hat der Wissenschaftler zu Beginn seiner T?tigkeit in Jena ins Leben gerufen und gemeinsam mit dem Multimediazentrum der Universit?t umgesetzt. Zu finden sind die Podcastfolgen in der digitalen Bibliothek ThüringenExterner Link.

    Wenn er nicht gerade Podcasts aufnimmt und sie mit seinen Studierenden bespricht, besch?ftigt sich der Juniorprofessor mit partiellen Differentialgleichungen, kurz PDG. ?Die partiellen Differentialgleichungen sind eigentlich die Sprache der Physik“, erl?utert er. So lie?en sich vor allem physikalische Ph?nomene mit solchen Differentialgleichungen darstellen. Aufgabe der Mathematik sei es, L?sungen für ihre Berechnung zu finden und anhand dieser die zugrundeliegenden Modelle zu verifizieren. Ein Beispiel für Sauers Forschung und Lehre sind Gleichungen aus dem Bereich der Fluiddynamik. Diese würden beispielsweise genutzt, um das Verhalten von Flüssigkeiten oder Gasen zu berechnen, so der Mathematiker.

    Nachdem er sich im Studium und seiner Promotion an der Technischen Universit?t Darmstadt vor allem auf deterministische partielle Differentialgleichungen fokussiert hat, erweiterte Sauer seinen Forschungsschwerpunkt als Postdoc am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig im Bereich stochastischer, also vom Zufall gepr?gter, partieller Differentialgleichungen. ?Die Theorie der deterministischen partiellen Differentialgleichung ist gut verstanden. Im Gegensatz dazu wird für stochastische PDG h?ufig mit ad hoc-L?sungen gearbeitet. Einen allgemein gültigen und anwendbaren Rahmen gibt es für diese Art der Gleichungen nicht.“ Jonas Sauer macht sich deshalb die verschiedenen Stationen seines Werdegangs zu Nutze, bei denen er sowohl mit deterministischen als auch mit stochastischen PDG intensiv gearbeitet hat. Er strebt an, die Methoden und Werkzeuge der deterministischen PDG auf die stochastischen PDG anzuwenden und damit für diesen Teilbereich den noch fehlenden übergreifenden Rahmen zu schaffen. ?In Jena habe ich dafür ein bereicherndes Umfeld gefunden“, sagt der Mathematiker. Denn einer der Gründe, warum es ihn nach Jena gezogen hat, waren die Anknüpfungsm?glichkeiten seiner Forschung mit den Schwerpunkten der Kolleginnen und Kollegen am Institut für Mathematik der Universit?t Jena. Aber auch pers?nliche Erfahrungen überzeugten den zweifachen Familienvater, an die Universit?t in Jena zu wechseln. Sowohl seine Frau als auch sein Bruder studierten in der Stadt, so dass er diese bereits gut kennt und sich auch im Umfeld der Universit?t wohlfühlt.

    Viven Busse

  • Michael Schart

    Michael Schart

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Denomination: Methodik und Didaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

    zuvor: Keio University Tokyo

  • Indra Schr?der

    Indra Schr?de

    Foto: Michael Szabó/UKJ

    Als ?U-Boote des Wissens“ bezeichnete der Biochemiker Ernst-Ludwig Winnacker die Viren, weil sich an ihnen, reduziert auf das absolut Wesentliche, grundlegende Prozesse der Zellbiologie studieren lassen. In diesem Sinne nutzt Prof. Dr. Indra Schr?der Ionenkan?le, die in Viren vorkommen, um daran die Struktur-Funktionsprinzipien dieser kleinsten Poren in den Zellmembranen zu untersuchen. Die 43-j?hrige Biophysikerin hat seit September eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rderte Heisenberg-Professur für Biophysik der Ionenkan?le an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena inne und erkl?rt: ?Ionenkan?le verknüpfen in unserem K?rper chemische und elektrische Informationen und spielen damit eine Schlüsselrolle für Stoff- und Signaltransporte.“ Die detaillierte Kenntnis ihrer Funktion bietet wichtige Ansatzpunkte für das Verst?ndnis von Krankheitsmechanismen.

    Ionenkan?le sind Proteinmoleküle, die aus mehreren Untereinheiten aufgebaut sind; aufgrund elektrischer oder chemischer Signale ?ndert sich deren Struktur. Um den Virenkan?len und auch viel komplexer strukturierten, klinisch relevanten Kanalproteinen beim ?ffnen und Schlie?en zuschauen zu k?nnen, nutzt die Wissenschaftlerin ausgefeilte elektrophysiologische Methoden, sie baut künstliche Zellmembranen und misst mit Mikrometer-feinen Elektroden den durch einen Kanal flie?enden Strom. Eine besondere methodische Herausforderung für die Messungen ist die Geschwindigkeit des Schaltprozesses. ?Wir erreichen im Idealfall eine Zeitaufl?sung bis in denen Nanosekundenbereich“, so die Professorin, ?diese Messdaten erg?nzen wir durch Zusammenarbeit mit theoretisch arbeitenden Gruppen, um aus deren moleküldynamische Simulationsrechnungen statistische Vorhersagen treffen zu k?nnen.“

    Indra Schr?der studierte Physik an der Universit?t Kiel und forschte bereits als Doktorandin am dortigen Institut für Angewandte Physik und Zentrum für Biochemie und Molekularbiologie an Ionenkan?len. Nach ihrer Promotion arbeitete sie als Postdoc an der TU Darmstadt und anderthalb Jahre lang an der Universit?t Mailand. In Darmstadt habilitierte sie sich mit der hochaufgel?sten Analyse des Schaltverhaltens von Ionenkan?len für die F?cher Biophysik und Zellbiologie. An der TU Darmstadt leitete sie eine eigene Juniorarbeitsgruppe im Fachbereich Biologie.

    Im vergangenen Jahr wurde Indra Schr?der in das Heisenberg-Programm der DFG aufgenommen. Die bis zu fünfj?hrige F?rderung erm?glicht ihr den Ausbau ihrer wissenschaftlich eigenst?ndigen Arbeitsgruppe. Diese ist am Institut für Physiologie II des Universit?tsklinikums angesiedelt, das schwerpunktm??ig an Ionenkan?len und Membranrezeptoren forscht. In der hier koordinierten DFG-Forschungsgruppe zur Dynamik von Ionenkan?len und Transportern leitet sie ein Teilprojekt. Als Heisenbergprofessorin hat Indra Schr?der keine Lehrverpflichtung, wird sich aber am interfakult?ren Masterstudiengang Medical Photonics und an der Physiologielehre für Studierende im Nebenfach beteiligen. Für ihr Forschungsgebiet hat die Biophysikerin schon zu zahlreichen Arbeitsgruppen an Klinikum, Universit?t und den au?eruniversit?ren Forschungseinrichtungen auf dem Beutenberg 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐e knüpfen k?nnen. ?Ich freue mich, Teil des Jenaer Netzwerks im Bereich der Bio- und Medizinphotonik zu werden“, so Prof. Schr?der.

    (Uta von der G?nna )

  • Pierre Stallforth

    Pierre Stallforth

    Foto: Anna Schroll/Leibniz-HKI

    Pierre Stallforth ist seit kurzem Professor für Bioorganische Chemie und Pal?obiotechnologie an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Zugleich baut er den weltweit neuartigen Forschungsbereich Pal?obiotechnologie am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Kn?ll-Institut (Leibniz-HKI) in Jena auf. Ziel seiner Forschung ist es, verschwundene Naturstoffe wiederherzustellen, die als Antibiotika gegen resistent gewordene Bakterien eingesetzt werden k?nnten. Erm?glicht wird das durch eine F?rderung der Werner Siemens-Stiftung.

    Pierre Stallforth hatte schon als Kind ein kleines Chemielabor im Keller seiner Eltern. Und auch wenn es das Kellerlabor mittlerweile nicht mehr gibt, ist seine Faszination für chemische Strukturen geblieben. ?Antibiotika sind oft Naturstoffe mit einer sehr komplexen, dreidimensionalen Struktur“, erkl?rt Stallforth. ?Ihre Architektur ist nicht vergleichbar mit einer kleinen Hütte, eher mit dem Buckingham-Palast.

    An der Antibiotika-Forschung fasziniert ihn unter anderem die Verbindung von Grundlagenforschung und relevanter Anwendung. Den wachsenden Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken ist eine der gro?en globalen Herausforderungen der kommenden Jahre. Gleichzeitig forschen Pharmaunternehmen so gut wie gar nicht an neuen Wirkstoffen, da es sich für sie finanziell nicht lohnt. ?Neue Antibiotika sollten nur als Reserveantibiotika eingesetzt werden, damit sich nicht zu schnell neue Resistenzen gegen sie entwickeln“, erl?utert Stallforth.

    Nach dem Chemie-Studium in Oxford promovierte Pierre Stallforth an der ETH Zürich, wo er bakterielle Zuckerverbindungen für hitzeresistente Impfstoffe synthetisierte. Dort und in seinem Postdoktorat an der Harvard Medical School in Boston wuchs seine Faszination für die chemische Struktur von Naturstoffen. ?Das Leibniz-HKI ist eines der wichtigsten Zentren für Naturstoff-Forschung. Da war es schon fast selbstverst?ndlich, dorthin zu gehen“, sagt er. 2013 wurde er Leiter der Nachwuchsgruppe ?Chemie Mikrobieller Kommunikation“. Um miteinander zu interagieren nutzen Mikroorganismen kleine Moleküle, einige davon sind antibiotisch wirksam. ?Antibiotika sind ursprünglich nicht dazu da, Krankheiten zu heilen, sondern regeln das Zusammenleben von Bakterien und anderen Mikroben“, stellt Stallforth klar. ?Wenn wir dieses Zusammenleben besser verstehen, k?nnen wir auch neue Antibiotika finden“.

    Dafür suchen Forschende gerne an abgelegenen, wenig erforschten Orten – beispielsweise in Gegenden, in denen bisher noch selten Antibiotika eingesetzt wurden. Doch warum nicht auch an zeitlich abgelegenen Orten suchen? ?Im Rahmen meiner Arbeit im Exzellenzcluster Balance of the Microverse habe ich die Arch?ologin Christina Warinner kennengelernt, die in pr?historischen Proben nach Resten von Bakterien sucht, vor allem im Zahnstein von Frühmenschen“, erz?hlt Stallforth. Warinner leitet die Forschungsgruppe Arch?ogenetik am Max-Planck-Institut für evolution?re Anthropologie in Leipzig und ist Professorin an der Harvard University und an der Universit?t Jena.

    ?Ich fand die M?glichkeit interessant, diese Proben als Quelle für noch unentdeckte Naturstoffe zu nutzen“, so Stallforth. Die Moleküle der frühzeitlichen Bakterien k?nnten ganz andere Wirkweisen haben als die heutiger Mikroorganismen. ?Bakterien k?nnen genauso aussterben wie der S?belzahntiger“, erl?utert Stallforth. Etwa durch gesellschaftliche Ver?nderungen, neue Essgewohnheiten oder in jüngerer Zeit eben durch Antibiotika. So lassen sich in den uralten Bakterien m?glicherweise antibiotisch wirksame Naturstoffe finden, die von heutigen Mikroorganismen nicht mehr hergestellt werden.

    Das Treffen stellte sich als ein Glücksfall heraus. Ein erstes gemeinsames Projekt zum Erbgut eines mittelalterlichen Skeletts verlief erfolgreich und Stallforth und Warinner sahen die Chance, Arch?ologie, Genetik, Chemie und Mikrobiologie viel st?rker miteinander zu verbinden, als dies bislang der Fall war. Eine F?rderung der Werner Siemens-Stiftung erm?glichte es ihnen dann, im Jahr 2020 mit dem Aufbau des weltweit neuartigen Forschungsbereichs Pal?obiotechnologie zu beginnen. Warinner ist mit ihrer Gruppe mittlerweile ebenfalls am Leibniz-HKI assoziiert, beide Gruppen ziehen demn?chst in das neue Biotech-Center des Instituts und k?nnen so noch enger kooperieren.

    ?Das ist ein unglaublich transdisziplin?res Projekt an der Schnittstelle zwischen Geistes- und Naturwissenschaften“, beschreibt Stallforth, was ihn an dem neuen Forschungsbereich fasziniert. Zugleich erm?gliche ihm das Vorhaben, an der Front biotechnologischer Forschung t?tig zu sein. ?Wir nutzen die neuesten Sequenzier- und Synthesetechniken und sind an der Weiterentwicklung modernster bioinformatischer und molekularbiologischer Methoden beteiligt.“

    Denn um neue Naturstoffe zu finden, müssen die Forschenden diese Information erst aus der Jahrtausende alten DNA der Bakterien extrahieren. Je ?lter die Proben sind, desto kleiner sind die noch erhaltenen DNA-Schnipsel. ?Man kann sich das vorstellen wie ein Buch – wenn man einzelne Seiten hat, kann man das noch recht einfach zusammensetzen, bei einzelnen W?rtern wird es schwierig“, erkl?rt Stallforth diese bioinformatische Herausforderung. Um die riesigen Mengen an Proben und daraus extrahierten Daten zu bearbeiten, baut er mit Kolleginnen und Kollegen eine Robotik-Plattform auf, die Routine-Laboraufgaben künftig vollautomatisch in hohem Durchsatz erledigen soll.

    Der Standort Jena mit seinen vielen verschiedenen Forschungsinstituten und der Universit?t sei für den Aufbau des neuen Forschungsbereichs ideal, so Stallforth. ?ber mehrere Forschungsverbünde ist er fest in die akademische Landschaft integriert. So ist er neben dem Exzellenzcluster Externer LinkBalance of the Microverse auch Mitglied des Sonderforschungsbereichs ChemBioSysExterner Link. ?Ich habe hier au?erdem ein ganz tolles Team, ohne das dieser Erfolg nicht m?glich gewesen w?re“, sagt Stallforth. Besonders wichtig sei ihm der kollegiale Umgang und der kooperative wissenschaftliche Austausch zwischen allen Mitgliedern des Instituts. ?Die Infrastruktur ist optimal für die Forschung, nicht nur was die Labore angeht, sondern auch die wissenschaftliche Koordination, die Administration und die vielen ?guten Geister‘, vom Haustechniker bis zur Warenannahme.

    Den gro?en Wert interdisziplin?rer Kooperation will Pierre Stallforth nun auch als Professor an die Studierenden weitergeben: ?L?ngerfristig geht es auch darum, sich Gedanken zu machen, wie wir das Studium künftig gestalten. Neue Wege müssen gefunden werden, um künftige wissenschaftliche Fragen zu beantworten und die neue Generation Studierender auf die Herausforderungen in der Wissenschaft, Gesellschaft und dem Gesundheitswesen vorzubereiten.

    Ronja Münch

  • Daniel Streitz

    Daniel Streitz

    Foto: Fotowerk Halle

    Wie wirken sich Finanzmarktentscheidungen auf reale M?rkte aus? Wie genau lassen sich die Folgen finanzpolitischer Entscheidungen verstehen? Warum zeigen Entscheidungen manchmal unerwartete Wirkungen? Fragen wie diese faszinieren Prof. Dr. Daniel Streitz von der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. ?Das Spannende ist die Frage nach dem Wie und Was“, sagt der Professor für Finance, Law, and Regulation. Anders gesagt: L?sst sich der Mechanismus generalisieren, den die Forscher in einem speziellen Setting erkannt haben? Die Crux dabei sei, dass die ?konomie eine Gesellschaftswissenschaft ist, in der Experimente wie in der Naturwissenschaft in der Regel nicht m?glich sind. Es gelte also, nach den passenden realen Settings Ausschau zu halten, um m?glichst aussagekr?ftige Ergebnisse zu erzielen.

    Beispielsweise haben Daniel Streitz und Kollegen einen interessanten Nebeneffekt von un?konventioneller Geldpolitik, welche verst?rkt seit der Finanzkrise Verwendung findet, beob?achten k?nnen. Im Jahr 2016 hatte die Europ?ische Zentralbank mit dem Ziel einer weiteren geldpolitischen Lockerung erstmals begonnen, Unternehmensanleihen anzukaufen. Insbe?son?dere gro?e Unternehmen gaben daraufhin verst?rkt Anleihen aus und reduzierten gleich?zeitig ihre Bankkreditfinanzierung. Hierdurch wurde bei den Banken Kapital frei, das wieder?um an kleinere, finanziell beschr?nktere Unternehmen ausgegeben werden konnte. ?W?hrend die realen Auswirkungen auf die Investitionst?tigkeit gro?er Unternehmen marginal waren, profitierten kleinere Unternehmen indirekt von diesem Eingriff der Zentralbank“, konstatiert Prof. Streitz. Für ihn als Wissenschaftler bestehe die Herausforderung darin, die genauen Zu?sammenh?nge zu ergründen. Seien bei wirtschafts- und geldpolitischen Eingriffen doch ne?gative Auswirkungen ebenso denkbar; unerwünschte Folgen, die es zu vermeiden gilt. Als Ansatzpunkt in der empirischen Analyse dient den Finanzwissenschaftlern beispielsweise ein Vorher-Nachher-Vergleich. Das hei?t, die Entwicklung jener Unternehmen, die von einem Ein?griff betroffen sind, wird verglichen mit der Entwicklung m?glichst ?hnlicher Unternehmen, die nicht betroffen sind. ?In solchen Zusammenh?ngen sind Mikrodaten zu Firmen spannend, vor allem, wenn wir sie über mehrere Jahre auswerten k?nnen“, sagt Daniel Streitz.

    Das Interesse für wirtschaftliche Zusammenh?nge falle bei ihm mit dem Interesse für Politik zusammen, sagt Daniel Streitz. Hinzu komme ein Faible für Statistik und empirische Analy?sen. So habe sich nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Hannover die Frage nach dem Stu?dienfach gestellt. ?Die Volkswirtschaftslehre verbindet meine Interessensgebiete hervorra?gend“, sagt Daniel Streitz. Der 38-J?hrige studierte in Münster und schrieb in Berlin am In?stitut für Corporate Finance der Humboldt-Universit?t seine kumulative Dissertation. Das hei?t, als Doktorarbeit wurden drei Fachartikel in Fachzeitschriften anerkannt. Noch vor dem Ende seiner Promotion 2015 konnte Daniel Streitz als Visiting-PhD-Student bei der Europ?i?schen Zentralbank Einblicke gewinnen, von denen er bis heute profitiert. Nach einem Inter?mezzo als Postdoc an der Universit?t Bonn wechselte Daniel Streitz in eine Beratungsfirma, die u. a. bei Kartell- und Fusionskontrollverfahren t?tig ist. Die Wissenschaft habe ihn aber weiter gereizt und so ging er 2017 als Assistant Professor an die Copenhagen Business School. Von dort kam der Ruf nach Jena. Gleichzeitig arbeitet Prof. Streitz am Institut für Wirtschaftsforschung in Halle. Für ihn eine ideale Kombination, wie er sagt. Einmal kann er so von seinem Wohnort Leipzig aus beide Arbeitsorte gut erreichen, zum anderen kann er die Kooperation mit weiteren Universit?ten im mitteldeutschen Raum intensivieren.

    Aktuell untersucht Daniel Streitz die Zusammenh?nge von Entscheidungen an den Finanz?m?rkten und CO2-Emmissionen von Unternehmen. Daniel Streitz ist ledig, sportbegeistert – u. a. ist er mehrfach den Berliner Halbmarathon mitgelaufen – und hat sich in Berlin an einem Urban-Gardening-Projekt beteiligt. In seiner übrigen Freizeit liest er gern, am liebsten Gegenwartsliteratur von zumeist angels?chsischen Autoren. ??

    Laudien

  • Hendrik Sü?

    Hendrik Sü?

    Foto: Jürgen Scheere (Universit?t Jena)

    Reine Mathematik hat eine philosophische Komponente – dieser Meinung ist Prof. Dr. Hendrik Sü?. Denn im Gegensatz zur angewandten Mathematik werden hier ganz grundlegende Fragen beantwortet, deren Ursprung meist schlicht und einfach Neugier ist. Genau diese Neugier ist es auch, die den neuen Professor für Algebra der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena antreibt.

    Die Begeisterung für die Mathematik wurde bei Hendrik Sü? schon früh geweckt: ?Ich hatte das Glück, dass meine Lehrer in der Grundschule erkannten, dass ich für Mathematik eine Begabung habe, und mich besonders f?rderten.“ Eine Lehrerin war es auch, die ihn darin best?rkte, seine schulische Laufbahn an einem Gymnasium mit mathematisch-naturwissen?schaftlichem Schwerpunkt fortzusetzen. Hier nahm er in der Oberstufe am sogenannten Schülerstudium teil, einem F?rderprogramm der Berliner Universit?ten, das Schülerinnen und Schülern einen ersten Einblick ins Mathematikstudium erm?glichte. Ein echter Glücksfall für Sü?, dem schnell klar war, dass er hier genau richtig war – obwohl sich die universit?re Mathe?matik in ihrer Herangehensweise stark von dem unterschied, was er aus dem Schul?unterricht kannte. ?Die Grundlage der Mathematik ist eigentlich Abstraktion – konkrete Dinge werden auf ein abstraktes Level gehoben“, erkl?rt er. ?Man sieht sich Gemeinsamkeiten an, die einem vielleicht auf den ersten Blick gar nicht auffallen, und versucht, viele verschiedene Konzepte gedanklich als ein gemeinsames Konzept zu erfassen. Und das hat mich ungemein fasziniert, was da m?glich ist.“

    Genau diese Faszination für die Abstraktion als Grundlage der Mathematik ist es auch, die Hendrik Sü? als Dozent seinen Studierenden vermitteln m?chte. ?Man k?nnte sagen, die Mathematik ist die Wissenschaft der Abstraktion.“ Das fiele den meisten Menschen eher schwer, weil man sich dabei von dem entfernt, was man aus dem Alltag kennt. Stattdessen müsse man einen Schritt zurücktreten und versuchen, das gro?e Ganze zu sehen. ?Das ist es, was Abstraktion ausmacht.“ Unwesentliches weglassen, sich auf das Wesentliche konzen?trie?ren, um Probleme zu l?sen – so beschreibt Sü? den Prozess. Dadurch lie?e sich auch eine Klasse von Problemen auf einen Schlag l?sen, ohne dass man jedes Mal von vorne beginnen muss. Dennoch ist dem Mathematiker bewusst, dass es auf den ersten Blick vielleicht so aussieht, als würde man sich die Arbeit damit schwieriger machen. ?Ich will den Studierenden klarmachen, dass wir das nicht nur tun, um sie zu qu?len oder um die Dinge künstlich kompliziert zu machen, sondern dass es einen Grund dafür gibt und es die Sache am Ende einfacher macht.

    Die Sache – das ist im Fall von Hendrik Sü? die algebraische Geometrie. Bereits seit seiner Diplomarbeit widmet er sich diesem Teilgebiet der Mathematik, das sich mit dem L?sen von polynomiellen Gleichungen befasst, beispielsweise x2 + y2 = 1. Tr?gt man die Zahlenpaare, die diese Gleichung erfüllen, ins ebene Koordinatensystem ein, bilden die Punkte einen Kreis mit dem Radius 1. Es geht also um Gleichungen, deren L?sungen sich als geometrische Ob?jekte betrachten lassen. In seiner Arbeit besch?ftigt Sü? sich allerdings mit weitaus kom?plexe?ren Gleichungen. Ziel ist es, qualitative Aussagen über die L?sungsmenge dieser Gleichungen oder auch einer ganzen Klasse solcher Probleme zu machen und so ihre Eigen?schaften, z. B. die Dimension, zu beschreiben. ?Die Fragestellung ist also eine algebraische, aber die Methoden, die wir benutzen, sind geometrisch“, fasst der Mathematiker die Grund?idee seines Forschungsgebietes zusammen.

    Den Gro?teil seiner wissenschaftlichen Karriere seit seiner Promotion 2010 an der Branden?burgischen Technischen Universit?t Cottbus-Senftenberg verbrachte Sü? im Ausland – zun?chst als Stipendiat der Humboldt-Stiftung in Moskau, bevor es ihn nach Gro?britannien zog. Nach anderthalb Jahren als Postdoc in Edinburgh und sechs Jahren als Dozent in Manchester kehrte er nun zurück nach Deutschland. ?Meine Familie und ich haben uns in England sehr wohlgefühlt, aber wir haben uns trotzdem gefreut, als ich den Ruf nach Jena bekam“, erinnert sich der 43-J?hrige. Der Freistaat ist ihm alles andere als fremd – seine Mutter kommt von hier, Teile seiner Kindheit verbrachte er bei seinen Gro?eltern in Arnstadt. ?Ich hatte also immer einen guten Draht nach Thüringen und die Idee, hierher umzuziehen, war mir gleich sympathisch.

    In Jena fühlt sich der gebürtige Berliner sehr wohl. Besonders die N?he zur Natur genie?t der passionierte Skilangl?ufer nach seiner Zeit in Manchester. Einziger Wermutstropfen: Auf?grund der Corona-Pandemie gab es bisher noch keine M?glichkeit, einmal in gro?er Runde mit den Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Mathematik zusammenzukommen und sich besser kennenzulernen. Das soll in diesem Sommersemester nachgeholt werden.

    Laura Wei?ert

  • Dario Riccardo Valenzano

    Dario R. Valenzano

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    In einer gemeinsamen Berufung von Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) und Friedrich-Schiller-Universit?t Jena hat Prof. Dr. Dario R. Valenzano an der Medizinischen Fakult?t eine Professur und am FLI die Leitung der Forschungsgruppe ?Evolutionsbiologie/Mikrobiom-Wirt-Interaktionen beim Altern“ übernommen. Mit dem neuen Forschungsschwerpunkt ?Mikrobiota und Altern“ am FLI steht die sich ver?ndernde Zusammensetzung des Mikrobioms eines alternden Organismus und sein Einfluss auf die Entstehung von alternsbedingten Erkrankungen im Fokus, womit die Alternsforschung in Jena erweitert und zus?tzlich gest?rkt wird.

    Im M?rz 2018 hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) den Aufbau eines neuen Forschungsschwerpunktes ?Mikrobiota und Altern“ am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena bewilligt. Die bewilligte Finanzierung von zwei Juniorforschungsgruppen wird vom FLI durch die zus?tzliche Bereitstellung einer Seniorforschungsgruppe unterstützt, als gemeinsame Professur mit der Universit?t. In einer gemeinsamen Berufung des FLI mit der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena (Medizinische Fakult?t) hat im Juli 2021 Dario R. Valenzano vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in K?ln die Professur in Jena übernommen. Diese Professur ist zugleich mit der Leitung der Seniorforschungsgruppe ?Evolutionsbiologie/Mikrobiom-Wirt-Interaktionen beim Altern“ am FLI verbunden.

    Mit dem neuen Forschungsschwerpunkt steht die sich ver?ndernde Zusammensetzung des Mikrobioms eines alternden Organismus im Mittelpunkt des Interesses. Ziel ist es, den Beitrag der Mikrobiota eines Organismus (d. h. des Mikrobioms) bei der Entstehung und Vorbeugung von alternsbedingten Krankheiten und Funktionsst?rungen zu kl?ren. Dieser neue Fokus auf die Rolle des Mikrobioms beim Altern ist eine wichtige Erg?nzung zu den bereits bestehenden Jenaer Forschungsprojekten.

    ?Ich freue mich sehr, meine Forschungsgruppe am FLI aufbauen zu k?nnen“, berichtet Prof. Dario R. Valenzano. ?Wir werden hier in der Lage sein, den Einfluss der Wechselwirkung zwischen Wirt und Mikrobiom – der Gesamtheit aller mit ihm verbundenen Mikroorganismen – auf den Alternsprozess zu untersuchen. Daher freue ich mich sehr auf die künftige Zusammenarbeit mit den Studierenden, aber auch mit meinen neuen Kollegen und anderen Partnern an der Universit?t.

    Um die Dynamik der Wirt-Mikrobiom-Interaktionen zu untersuchen, verbindet die Valenzano-Gruppe die ?kologie dieser Interaktionen mit der evolution?ren Genomik. ?Uns interessiert vor allem, wie sich die mikrobielle Dynamik w?hrend des Lebenszyklus des Wirts entfaltet und wie sich neue mikrobielle St?mme in der Zeitskala des Wirtslebens entwickeln. Au?erdem untersuchen wir, ob der Wirt selbst eine aktive Rolle beim Aufbau und dem Erhalt eines gesunden Mikrobioms spielt und wie das Altern des Wirts zu einem Ungleichgewicht zwischen Wirt und Mikroben führt."

    ?Die breitgef?cherte wissenschaftliche Expertise von Prof. Valenzano verspricht, über die alternsbezogene Mikrobiomik hinaus auch die Forschung auf den Gebieten der Immunbiologie und der Genomevolution zusammen mit unseren Kooperationspartnern des Forschungsstandortes Jena nachhaltig zu stimulieren“, sagt der Wissenschaftliche Direktor des FLI, Prof. Alfred Nordheim. ?

    Zur Person:

    Dario Riccardo Valenzano, 1977 geboren in Bari, Italien, studierte Neurowissenschaften an der Scuola Normale Superiore in Pisa, Italien. Von 2006 bis 2013 war Dr. Valenzano in der Forschungsgruppe von Dr. Anne Brunet (Department of Genetics) an der Stanford University in Stanford, USA, t?tig; erst als Postdoctoral Research Fellow und dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter.

    Ab 2013 leitete Dr. Valenzano am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in K?ln die Forschungsgruppe ?Evolution?re und experimentelle Biologie des Alterns“ und ist seit 2016 im Exzellenzcluster CECAD der Universit?t zu K?ln Principal Investigator.

    Seit Juli 2021 ist er Professor an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena (Medizinische Fakult?t) und Leiter der Forschungsgruppe ?Evolutionsbiologie/Mikrobiom-Wirt-Interaktionen beim Altern“ am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena.

    Sein Forschungsteam untersucht bei verschiedenen Tierarten die genomischen Grundlagen für kurze und lange Lebensspannen und erforscht die Rolle von Darmmikroben w?hrend des Alternsprozesses. Sein wichtigstes Modellsystem ist der von Natur aus kurzlebige Türkise Prachtgrundk?rpfling (Killifisch, Nothobranchius furzeri), den er sowohl im Labor als auch in seinem natürlichen Lebensraum in der afrikanischen Savanne untersucht.

    (Kerstin Wagner )

  • Christoph Vatter

    Christoph Vatter

    Foto: Jürgen Scheere (Universit?t Jena)

    Was macht Deutschland, was macht Europa aus? ?Man versteht sich erst, wenn man von au?en auf sich schaut“, sagt Prof. Dr. Christoph Vatter, neuer Professor für In?terkulturelle Wirtschaftskommunikation mit dem Schwerpunkt Kulturtheorie und Kommuni?ka?ti?ons?forschung der Universit?t Jena. Daher nimmt Vatter gerne die Au?enperspektive ein, um die L?nder und Menschen Europas besser zu verstehen. Er will ?international arbeiten und forschen“. Der frankophile Wissenschaftler arbeitet beispielsweise gerne in und über Kanada sowie Afrika. ?Europa ist ohne Afrika nicht zu denken“, ist er überzeugt und hat sich daher vorgenommen, ?Europa afrop?isch zu denken“. Seine Forschung, so hofft er, soll auch dazu beitragen, ?Eurozentrismus zu überwinden“.

    Prof. Vatter erforscht die interkulturelle Kommunikation aus kulturwissenschaftlicher Sicht, z. B. durch komparatistische Medienanalysen. Denn für ihn ?wird das Erkenntnispotenzial von Popul?rkultur für den Wandel gesellschaftlicher und politischer Verh?ltnisse weithin unter?sch?tzt“. Dem wirkt der 47-j?hrige Neu-Jenaer u. a. durch seine Mitarbeit in der Forschungs?gruppe ?Popul?rkultur transnational – Europa in den langen 1960er Jahren“Externer Link entgegen. Bei diesem Projekt scheut er sich auch nicht, eine Doktorandin Fernsehen gucken zu lassen, um dabei fremde Kulturen in TV-Unterhaltungsshows verschiedener L?nder zu analysieren. Das helfe, die allt?gliche Verflechtung und die Kommunikationsbeziehungen zwischen den unter?suchten L?ndern besser zu verstehen.

    Ein grenzüberschreitendes Band ist Christoph Vatters besonderes ?Steckenpferd“: die deutsch-franz?sischen Beziehungen. Vatter, der viele Jahre an der Universit?t des Saarlan?des gearbeitet hat, kennt die allt?gli?chen und die besonderen Beziehungen der beiden L?nder und ihrer Menschen. Er hat die Wirt?schaftsbeziehungen beider L?nder analysiert, hat grenz?überschreitend EU-Bildung, Ju?gend- und Praktikantenaustausch erforscht und unterstützt – und ist dabei zum Frankreich-Kenner geworden.

    Der Wechsel aus dem Saarland nach Thüringen ist ihm daher nicht ganz leichtgefallen. ?Aber Jena ist für die Interkulturelle Wirtschaftskommunikation sehr bekannt“, sagt Prof. Vatter und verweist auf die relative Breite des Fachs und die sehr aktiven Studieng?nge. Die Friedrich-Schiller-Universit?t biete ihm die Chance, ?weiterhin stark interdisziplin?r zu arbeiten“. Und so fiel dem verheirateten Wissenschaftler der Umzug nach Jena nicht schwer. Mit Hund, Katze und Jongliermaterial – ?Jonglieren macht den Kopf frei“ – hat er sich an der Saa?le inzwischen eingelebt. Geholfen hat ihm dabei auch der 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 mit ?den sehr enga?gierten Studierenden hier in Jena“, die er gerne unterrichtet, ?weil es Spa? macht, gemeinsam zu lernen“ – und Christoph Vatter meint damit ein Lernen in beide Richtungen.

    Christoph Vatter wurde 1974 in Neustadt/Weinstra?e geboren. Nach dem Abitur studierte er Interkulturelle Kommunikation, Franz?sische Sprach- und Literaturwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache an den Universit?ten in Saarbrücken und Laval (Kanada). Er wurde 2008 an der Universit?t des Saarlandes und der Université Paul Verlaine-Metz mit einer Arbeit zum ?Ge?d?chtnismedium Film. Holocaust und Kollaboration in deutschen und franz?sischen Spiel?filmen seit 1945“ promoviert. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter und Juniorprofessor für Interkulturelle Kommunikation an der Saarbrücker Uni und vertrat Professuren in Mün?chen und Halle-Wittenberg, bevor er dem Ruf an die Universit?t Jena folgte. Gastdozen?turen führten ihn u. a. nach Georgien, in die Ukraine und nach Gabun. Seit langem unterstützt er Unternehmen und au?eruniversit?re Bildungseinrichtungen mit interkulturellen Trainings und durch Beratung.

    Axel Burchardt

  • Melanie Weirich

    Melanie Weirich

    Foto: Anne Günther (Universit?t Jena)

    Sprechen Frauen tats?chlich schneller als M?nner? ?ndert sich unsere Sprechweise in Abh?ngigkeit von der Sprechsituation, vom jeweiligen Gegenüber? Welche Register ziehen wir beim Sprechen mit einem Kollegen? Welche mit einer Vorgesetzten? Es sind Fragen wie diese, die Prof. Dr. Melanie Weirich faszinieren. Die 42-j?hrige Wissen?schaftlerin hat eine Heisenberg-Professur für Sprechwissenschaft und Phonetik an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena inne, die fünf Jahre von der Deutschen Forschungsge?meinschaft (DFG) gef?rdert wird.

    ?Unsere Stimmlage variiert je nach Situation und das nehmen die H?rer auch wahr“, sagt Melanie Weirich. So sei es ein gro?er Unterschied, ob wir gutgelaunt mit unserem Gegenüber flirten oder innerlich angespannt ein Bewerbungsgespr?ch führen. Als Phonetikerin m?chte Prof. Weirich herausfinden, welche sprachlichen Variationen es gibt und welche Gründe diese Variationen haben. Grundlegend, so Weirich, gebe es biologische und soziale Gründe, die sich auf unsere Sprechweise auswirken. So sei beispielsweise das L?ngenverh?ltnis von Rachenraum und Mundraum bei Frauen anders als bei M?nnern. Spannender seien jedoch allemal die kulturellen Unterschiede, die den Forschenden viel über Rollenbilder und Kli?schees verraten. ?Spricht ein Mann mit tiefer Stimme, wird er als attraktiv und kompetent wahrgenommen“, sagt Prof. Weirich. Frauen hingegen gewinnen mit einer hohen Stimme an Attraktivit?t, steigern aber vermeintlich ihre Kompetenz, wenn sie mit einer tieferen Stimme sprechen. In Schweden, wo die Geschlechterrollen deutlich st?rker aufgeweicht sind als in Deutschland, zeigen auch stimmliche und sprecherische Parameter eine Ann?herung der Geschlechter, wie eine aktuelle Studie zeigt.

    Wichtig ist Weirich, neben biologischen auch soziale bzw. identit?tsbasierte Gründe für sprecherspezifische Variabilit?t in den Fokus zu rücken und Sprache im Licht verschie?denster Bereiche wie Gesellschaft, Kultur und Psychologie zu verstehen, zu lehren und zu erforschen. Ihre Forschung innerhalb der Heisenbergprofessur besch?ftigt sich daher mit dem Zusammenspiel von sozialen und biologischen Faktoren hinsichtlich geschlechts?spe?zifischer phonetischer Parameter: Zum einen beleuchtet sie den Einfluss von Hormonen (wie Testosteron und ?strogen), zum anderen Umweltfaktoren wie das berufliche Umfeld (z. B. Handwerkerinnen vs. Erzieherinnen). Für ihre Forschungen m?chte Melanie Weirich mehr auf die Stra?e gehen, im Wortsinn. Gern würde sie mit ihrem Team untersuchen, welche Sprech?muster in Berufsfeldern zu finden sind, die von einer Geschlechtergruppe dominiert werden. ?Es gibt nur ein Problem: Wir haben schlicht nicht genügend Handwerkerinnen gefunden“, sagt Melanie Weirich. Aktuell sieht es aber danach aus, für die Studie Polizistinnen und Sol?da?tinnen gewinnen zu k?nnen.

    In einer Studie am Leibniz-Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) in Berlin haben Melanie Weirich und ihre Kollegin Dr. Stefanie Jannedy das sogenannte Kiezdeutsch unter?sucht. Dieser Soziolekt wird vornehmlich in multi-lingualen und multi-ethnischen Vierteln Berlins (z. B. Kreuzberg) gesprochen. ?Kiezdeutsch gilt als cool, weshalb es auch andere Jugendliche sprechen“, sagt Prof. Weirich. Au?enstehende H?rerinnen und H?rer lassen hin?gegen bei der Bewertung dieser Sprachform deutlich andere Werturteile erkennen, es wird als ?schlechtes Deutsch“ wahrgenommen. Interessanterweise spielt bei der Bewertung einer nicht-standardnahen Aussprache die angenommene Herkunft der Sprecher eine Rolle: Die Aussprache eines ?ch“ wie in L?cher als ?sch“ wie in L?scher wird negativer bewertet, wenn die H?rer glauben, sie kommt von einem Kiezdeutschsprecher statt von einem Franzosen, der mit Akzent Deutsch spricht. Dies fand sich allerdings nur bei ?lteren H?rern, bei jüngeren spielte die vermeintliche Herkunft keine Rolle. Das Prestige einer Variet?t ist somit stark mit dem Ansehen der Sprechergruppen verbunden und unterscheidet sich zwischen H?rern je nach deren Assoziationen, Erwartungen und auch Stereotypen.

    Melanie Weirich stammt aus Trier. In ihrer Heimatstadt hat sie Phonetik, Psychologie und Germanistische Literaturwissenschaft studiert. Ein weiterer Studienort war die ?Mittuniver?sitetet“ im schwedischen ?stersund. 2007 arbeitete sie als Dozentin für Deutsch als Fremd?sprache an der TU Dresden und der Volkshochschule. Für ihre Promotion 2008 bis 2011 erforschte sie an der Humboldt-Universit?t Berlin den Einfluss biologischer und sozialer Faktoren auf sprecherspezifische Unterschiede bei ein- und zweieiigen Zwillingspaaren. Im Anschluss daran arbeitete Melanie Weirich in einem DFG-Projekt zu akustischen und artikula?torischen Unterschieden zwischen den Geschlechtern und leitete danach ihr eigenes Projekt zum Einfluss der Elternrolle auf das Sprechen an der Universit?t Jena. Zuletzt war sie im Projekt ?Variation in Situated Interaction“ am ZAS t?tig.?

    Stephan Laudien

  • Sebastian Weis

    Prof. Weis

    Foto: UKJ

    Als neuer Professor für Translationale Infektionsforschung am Universit?tsklinikum Jena untersucht Sebastian Weis in Labor und Klinik, wie der K?rper als Schutzreaktion auf schweren Infektionen den Stoffwechsel in Geweben anpasst und ob sich solche Mechanismen für neue Behandlungen nutzen l?sst.

    ?Sebastian Weis, Oberarzt am Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene des Universit?tsklinikums Jena (UKJ), erforscht die Ver?nderungen des Stoffwechsels bei schweren systemischen Infektionen und hat zum Wintersemester 2021 die neu eingerichtete Professur für Translationale Infektionsforschung an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena angetreten.

    Wissenschaftlich besch?ftigt er sich insbesondere mit Abwehrstrategien des K?rpers, die sich nicht gegen die Erreger oder von ihnen produzierte Gifte richten. Prof. Weis: ?Diese Anpassungsprozesse erm?glichen es dem infizierten K?rper, Sch?den am Gewebe in einem gewissen Ma? hinzunehmen, wir bezeichnen das als Krankheitstoleranz oder Resilienz. Wir untersuchen, wie diese Adaptionen reguliert sind, ob sie Schutzwirkung haben oder zus?tzlichen Schaden anrichten und, das ist das eigentliche wichtigste, ob sie sich als Therapieansatz eignen. Der Schutz und die Unterstützung der Organfunktion sind ein zentrales Therapieziel bei schweren Infektionen.“

    Prof. Weis begann bereits früh w?hrend seines Medizinstudiums in Leipzig mit der Grundlagenforschung. Er unterbrach das Studium für einen einj?hrigen Forschungsaufenthalt in den USA, um an der Stanford University in Kalifornien für seine Doktorarbeit zu forschen. Nach der Facharztweiterbildung zum Internisten am Universit?tsklinikum Leipzig ging er mit einem DFG-Stipendium an das Instituto Gulbenkian de Ciência in Oeiras, Portugal, und untersuchte Abwehrmechanismen des K?rpers bei schweren Infektionen. Danach wechselte er Ende 2014 an das UKJ. ?In Jena waren und sind die Bedingungen für die Vereinbarkeit für die Kombination aus klinischer Infektiologie und infektiologischer Grundlagenforschung einzigartig“, so Prof. Weis. Hier habilitierte er sich mit seinen Forschungsergebnissen zur Stoffwechselanpassung in der Sepsis und erwarb die Zusatzbezeichnung Infektiologie. Für die Professur in Jena lehnte er Rufe an die Exzellenzuniversit?ten Hamburg, Tübingen und Dresden ab.

    Prof. Weis ist lokal im Jenaer Infektionsforschungsnetzwerk und darüber hinaus bestens vernetzt. Er führte die SUPPORT-Studie im Zentrum für Sepsis- und Sepsisfolgen CSCC durch, war dort Vorstandsmitglied, ist ma?geblich an der Neustadt-Studie und im von der EU-gef?rderten Forschungsverbund Immunosep zur personalisierten Immuntherapie bei Sepsis beteiligt. Au?erdem warb er beim Bundesforschungsministerium Mittel für eine Phase-I-Sepsis-Therapiestudie ein und forscht im Jenaer Exzellenz-Cluster. Die Arbeitsgruppe wird an das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Kn?ll-Institut assoziiert. ?Diese Verbindung ist eine hervorragende M?glichkeit für neue Kooperationen und einem Ausbau der Zusammenarbeit zwischen dem UKJ und dem HKI“, so Prof. Weis.

    UvdG

  • Roland Winkler

    Roland Winkler

    Foto: Jürgen Scheere (Universit?t Jena)

    Beleben kurzfristige Steuersenkungen, wie sie beispielsweise w?hrend der Coronapandemie erfolgten, die Wirtschaft? Wie sehr stützen im Vergleich dazu staatliche Ausgabenprogramme, also Investitionen in Stra?en und Windr?der und Ausgaben für Bib?liotheken und Schulen, die Konjunktur? Wer profitiert besonders von solchen Ma?nahmen?? Die Frage nach den Konsequenzen fiskalpolitischer Hand?lungen geh?rt zu den ewig jungen Themen der Wirtschaftswissenschaft, hat aber in letzter Zeit bedeutende methodische Fort?schritte erlebt, erl?utert Prof. Dr. Roland Winkler von der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Der neuberufene Professor für Volkswirtschaftslehre (VWL) mit dem Schwerpunkt Makro??ko?nomie geh?rt zu denen, die die Wirksamkeit und den Erfolg von fiskalpolitischen Ma?nah?men sehr engagiert analysieren und wirtschaftspolitische Fragen erforschen.

    Die aktuelle Coronapandemie bietet für den Volkswirt – bei aller Brisanz für den Einzelnen –viel Anschauungsmaterial. Grunds?tzlich, sagt der gebürtige Bremer, sei die Belebung der Wirtschaft durch Fiskalpolitik vor allem ?in Krisenzeiten sinnvoll“. Die Art und der Erfolg hin?gen aber vom Zustand der jeweiligen ?konomie ab, daher seien allgemeingültige Aussagen zum Erfolg schwierig. ?Es kommt darauf an“, ist ein Satz, den er h?ufig einsetzen muss, weil Forschungsergebnisse nicht problemlos von einem Land aufs andere übertragbar sind. Oder weil die Ergebnisse nicht von einem Wirtschaftszweig oder F?rderprogramm auf andere an?gewendet werden k?nnen.

    So sei die kurzfristige Mehrwertsteuersenkung in Deutschland w?hrend der Coronapandemie ?ein klares Instrument zur Stimulierung der Konjunktur gewesen“, sagt der Neu-Jenaer. Die ak?tuelle Studienlage spricht für eine deutliche Stimulierung der Nachfrage durch diese Ma??nahme.

    Winkler selbst hat in seinen aktuellen Forschungen st?rker die USA im Blick. Gemeinsam mit Kollegen hat er untersucht, wie dort ein Konjunkturpaket gestaltet sein sollte, um die Entste?hung von Arbeitspl?tzen für diejenigen anzuregen, die im Zuge der Coronakrise ihren Arbeits?platz verloren haben. Das Resultat in Kürze: Breitangelegte Erh?hungen der Staatsaufgaben helfen vor allem dienstleistungsnahen 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐n, Arbeiter profitierten hingegen kaum da?von. Für diese Arbeitnehmer sei eine Steuersenkung auf Arbeit, etwa über die Einkommens?steuer, sinnvoll, schl?gt er einen Weg vor, den er aus seinen Simulationsstudien ableiten konn?te. ?Wir k?nnen nur begrenzt Experimente durchführen und ins Labor gehen“, sagt Prof. Winkler. Stattdessen arbeitet der Makro?konom quantitativ mit Daten und Statistiken und si?muliert in Modellen verschiedene Szenarien konjunktureller Entwicklungen und staatlicher Re?aktionen. ?Das Fach ist sehr viel empirischer geworden“, betont er. Und das will der Wirt?schaftswissenschaftler auch seinen Studierenden in Jena vermitteln. Am Beispiel relevanter Fragestellungen sollen Daten und theoretische Analysen verbunden werden. ?Wenn mir das gelingt und die Studierenden dabei die verschiedenen Ans?tze und Annahmen kritisch hinter?fragen, dann bin ich mit meiner Lehre zufrieden“, bringt er sein Vermittlungsprinzip auf den Punkt.

    Seine Lehre sei aus einem Learning by doing entsprungen, habe aber durch seine fünf Jahre an der Universit?t Antwerpen, wo ein Lehrzertifikat verpflichtend ist, deutlich gewonnen. Der Austausch zur Lehre über das eigene Fach hinaus habe ihm Perspektiven er?ffnet, die er nun auch in Jena anwenden wird. Einer Stadt in einem für ihn neuen Bundesland, die er schon nach wenigen Wochen für ihre Natur und die Kultur sch?tzen gelernt hat – trotz der Pande?miebeschr?nkungen.

    Roland Winkler wurde 1977 in Bremen geboren. Er studierte VWL in Kiel, wo er 2009 mit einer Arbeit über Konjunkturzyklen promoviert wurde. Als Postdoc arbeitete Winkler am Institut für Welt?wirt?schaft in Kiel und an der Goethe-Universit?t in Frankfurt/M. 2011 wechselte er als Ju?niorprofessor an die TU Dortmund und 2017 auf eine Professur für Makro?konomie an die Uni?versit?t Antwerpen. Diese verlie? er in diesem Jahr und nahm den Ruf an die Friedrich-Schil?ler-Universit?t Jena an.

    AB

  • Christina Zielinski

    Christina Zielinski

    Foto: Anna Schroll/Leibniz-HKI

    Professorin Christina Zielinski leitet seit Beginn dieses Jahres die neue Abteilung ?Infektionsimmunologie“ am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Kn?ll-Institut – (Leibniz-HKI) und folgt dem Ruf auf die gleichnamige Professur an der Friedrich-Schiller-Universit?t. Als engagierte Forscherin sucht sie immer nach der besten aller m?glichen Optionen. Sie verfolgt damit eine beeindruckende wissenschaftliche Karriere und engagiert sich für ihre Kolleginnen.

    ?Ich wollte eigentlich schon immer Medizin studieren und Menschen mit Krebs helfen“, so Zielinski. Und auch wenn die allererste Vorlesung im Bereich Immunologie die fürchterlichste in ihrem Studentenleben war, wurde ihr w?hrend der Doktorarbeit bewusst: ?Das Immunsystem ist eigentlich das System mit der meisten Power, Krankheiten zu heilen aber auch Krankheiten zu verursachen.“ Die gebürtige Rheinland-Pf?lzerin entdeckte damit ihre Faszination für grundlegende Fragen des Immunsystems, die sowohl für die Bek?mpfung von Infektionen, aber auch für Krebs und Autoimmunerkrankungen enorm wichtig sind. W?hrend der Facharztausbildung zur Dermatologin erkannte die Medizinerin erneut die Bedeutung des Immunsystems und wandte sich zunehmend der Forschung zu. ?Die Arbeit mit den Patienten fand ich unglaublich zufriedenstellend.“ Doch der Drang, neue Erkenntnisse zu generieren und damit Grundlagen für neue Therapien zu erm?glichen, war gr??er.

    In ihrer Forschung konzentriert sich Zielinski auf die sogenannten T-Zellen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im menschlichen Immunsystem. So fand sie mit ihrem Team als erste heraus, dass Th17-Zellen auf die Erkennung des krankheitserregenden Pilzes?Candida albicans?spezialisiert sind. ?Wir wissen deshalb jetzt, dass Patient*innen an diesen Infektionen leiden, weil sie zu wenige oder nicht richtig funktionierende Th17-Zellen haben. Wir wissen auch, wie man sie vermehren oder ihre Funktion verbessern kann, um damit die?Candida-Infektion in Schach zu halten“, h?lt die Forscherin fest. Zielinski denkt pragmatisch und das nicht nur bei der Auswahl der n?chsten beruflichen Station: Ihr ist es wichtig, stets ein konkretes klinisches Problem zu l?sen. ?Wenn man dann ein Ergebnis hat, auch wenn es immer nur ein kleiner Baustein ist, dann ist es sehr sch?n, den Patienten zu helfen.“

    Zielinskis Team aus Wissenschaftler*innen der Medizin, Biologie, Biochemie und Bioinformatik wird künftig weiter an Pilzinfektionen des Menschen forschen. Erkenntnisse darüber, wie das menschliche Immunsystem – insbesondere die T-Zellen – bestimmte Pilze erkennt und sie zielgerichtet bek?mpft, sollen Patient*innen mit Pilzinfektionen künftig in Form von Therapien zugutekommen. Darüber hinaus besch?ftigt sich ihre Gruppe als Vorreiter mit sogenannten residierenden, also im Gewebe verharrenden Immunzellen. Bisher konzentrierten sich Immunolog*innen haupts?chlich auf das zirkulierende Immunsystem, genauer auf die Immunzellen des Blutes. Zielinski m?chte herausfinden, was T-Zellen dazu führt, ins Gewebe zu wandern und dort zu bleiben. Auch die Kommunikation dieser residenten Zellen untereinander oder deren Interaktion mit dem Mikromilieu des umgebenden Gewebes m?chte sie untersuchen. Residente T-Zellen k?nnen nicht nur vor Infektionen schützen, sondern bei einer Fehlregulation auch Autoimmunerkrankungen ausl?sen.

    Besonders wichtig ist der Wissenschaftlerin ein stetiger und kreativer Austausch nicht nur mit Kolleg*innen weltweit, sondern auch mit Ihrem eigenen Team. Sie diskutiert im Labor über Forschungsprojekte, sieht Daten und gibt Feedback. Und dann ger?t die Forscherin ins Schw?rmen: ?Nach langen Arbeitstagen im Büro mit vielen Verwaltungsaufgaben packt es mich manchmal. Ich liebe es dann total, wenn ich eine Pipette in der einen Hand habe und ein Tube [ein kleines Reagenzgef??] in der anderen. Da bin ich v?llig euphorisch.“ Zielinski f?ngt an zu lachen. ?W?hrend der Inkubationszeit des Experiments gehe ich dann ins Büro zurück und vergesse manchmal, das Experiment weiterzumachen. Das f?llt mir dann eine Woche sp?ter im Schlaf ein. Meine Leute lachen immer schon, wenn sie mein nicht weiter verarbeitetes Tube im Labor finden.“

    Neben ihrer Forschung engagiert sich Zielinski auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ihr liegt besonders die F?rderung von Frauen in der Wissenschaft am Herzen: ?Ich finde es nicht so einfach als Frau in der Forschung und bin deshalb sehr gerne Mentorin insbesondere für Wissenschaftlerinnen“, teilt sie beherzt mit. ?Ich gebe meine Erfahrungen mit Freude weiter und setze mich leidenschaftlich dafür ein, dass Leute, die es verdienen, keine Widerst?nde für die Erreichung ihrer Ziele erleben müssen.“ Zielinski hofft, dass Führungspositionen künftig diverser besetzt sind und legt ihren Kolleg*innen nahe, ein gutes Netzwerk zu pflegen.

    Als es um arbeitende Mütter im Lockdown geht, sagt die Medizinerin entschlossen: ?Das funktioniert nur, wenn man eine gleichberechtigte Partnerschaft auf Augenh?he hat. Immer, wenn es schwierig ist, sind gegenseitiger Respekt und das Verst?ndnis füreinander wichtig, um sich zu unterstützen.“ Reflektiert h?lt sie au?erdem fest, sehr privilegiert zu sein, da sie in der Wissenschaft flexibel und unabh?ngig arbeiten k?nne. Die Arbeits- und Betreuungszeit ihres Kindes teilt sie sich mit ihrem Mann, der ebenfalls eine Professur innehat. Gemeinsam mit Kolleg*innen vom Universit?tsklinikum Jena besch?ftigt sich Zielinski auch mit der Reaktion von Immunzellen auf eine Corona-Infektion und leistet ihren eigenen Beitrag zur ?berwindung der gegenw?rtigen Krise.

    Unabh?ngig von den aktuellen Ma?nahmen in der Corona-Pandemie wünscht sich Zielinski von der Politik, dass sie ausreichend Betreuungspl?tze zur Verfügung stelle, sodass alle arbeiten und sich einbringen k?nnen.Nach Stationen unter anderem an der Yale University in den USA, der Charité-Universit?tsmedizin Berlin und zuletzt an der TU München bekleidet die Medizinerin seit Januar die Professur für Infektionsimmunologie an der Friedrich-Schiller-Universit?t in Jena und leitet die gleichnamige neue Abteilung am Leibniz-HKI. Die Immunologin freut sich auf ?die tollen M?glichkeiten mit einer fantastischen Infrastruktur.“

    (Kirsch)

  • Alexander Zipprich

    Alexander Zipprich

    Foto: Michael Szabó/UKJ

    ?Die medikament?se Therapie der Hepatitis C hat sich in den letzten Jahren durch neue Wirkstoffe dramatisch ge?ndert, mit Heilungsraten weit über 90% und wesentlich besserer Vertr?glichkeit“, beschreibt Prof. Dr. Alexander Zipprich einen bedeutenden Fortschritt in seinem Fachgebiet. Der 49-j?hrige Internist und Gastroenterologe ist Spezialist für Lebererkrankungen, seit M?rz hat er die neu eingerichtete Professur für Hepatologie am Universit?tsklinikum Jena inne, die an der Klinik für Innere Medizin IV angesiedelt und mit der stellvertretenden Leitung dieser Klinik verbunden ist.
    Die Leber ist die Stoffwechselzentrale unseres K?rpers: Sie verarbeitet fast alles, was wir zu uns nehmen. Sie entgiftet, sie produziert Eiwei?stoffe und reguliert so wichtige Prozesse wie z.B. die Blutgerinnung. Ihr k?nnen Infektionen zusetzen, wie die durch Viren verursachte Hepatitis C. H?ufiger aber sind Gifte, allen voran Alkohol, oder ein Zuviel von Fett und Zucker die Ursache für Sch?digungen an dem Organ. Die Leber ist sehr widerstandsf?hig und kann moderate Sch?den lange ausgleichen, wegen ihrer Schmerzunempfindlichkeit sendet sie auch keine Warnsignale. ?Langfristig kommt es jedoch zu Entzündungserscheinungen und Umbauprozessen, in deren Folge das normale Gewebe der Leber umgebaut wird. Bei der Leberzirrhose bü?t das Gewebe seine Funktion ein und es kommt zur Bauchwassersucht und Entstehung von Krampfadern in der Speiser?hre, auch das Risiko für Leberkrebs erh?ht sich“, so Prof. Zipprich.
    Nur durch rechtzeitige Diagnosestellung und Therapie l?sst sich verhindern, dass eine weitere Verschlechterung eintritt und eine Transplantation notwendig wird, ?einen Organersatz für die Leber, wie die Dialyse für die Nieren, gibt es leider nicht.“ Für die Fettleber, eine durch ?bergewicht bedingte Vorstufe der Leberzirrhose, sind vielversprechende Wirkstoffe in der Entwicklung. Alexander Zipprich: ?An den klinischen Studien für diese Wirkstoffe werden wir uns beteiligen, um unseren Patienten solche neuen Behandlungsm?glichkeiten zu er?ffnen.“ Ziel ist es, den fortschreitenden Verlust der Organfunktion zu bremsen oder aufzuhalten. Ist das nicht mehr m?glich, kann zumindest die Notwendigkeit einer Transplantation hinausgez?gert werden. Zum Beispiel l?sst sich durch einen TIPS genannten Kurzschluss zwischen den Lebergef??en die akute Gefahr der Krampfaderblutung und der Bauchwassersucht vermindern. ?Zusammen mit den Kollegen der Chirurgie und Radiologie wollen wir die Betreuung der Patienten eng verzahnen und auch im ambulanten Bereich gemeinsame Sprechstunden etablieren“, so Alexander Zipprich.
    Der gebürtige Hallenser hat in seiner Heimatstadt Medizin studiert und besch?ftigte sich schon in seiner Promotion mit der Leberdurchblutung. Seine Facharztausbildung in der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Universit?tsklinikum Halle unterbrach er für einen zweij?hrigen Forschungsaufenthalt an der Yale University. In Halle habilitierte sich Alexander Zipprich zur hepatisch-arteriellen Durchblutung der zirrhotischen Leber und leitete eine eigene Arbeitsgruppe ?Molekulare Hepatologie“. Zuletzt arbeitete er als leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I am Uniklinikum Halle.
    In der Grundlagenforschung untersucht Alexander Zipprich die molekularen Mechanismen des zirrhotischen Gewebeumbaus, bei dem Leberzellen durch Bindegewebszellen ersetzt werden. Zum Beispiel erforscht er mit F?rderung der DFG die Beteiligung eines Steroidhormonrezeptors am Fortschreiten des Umbauprozesses. ?Wir wollen den ?bergang von der Fibrose zur Zirrhose besser verstehen, um daraus neue Therapie- oder Pr?ventionsans?tze entwickeln zu k?nnen“, erkl?rt Professor Zipprich. ?Denn es gilt, durch weitere Fortschritte in der Lebermedizin die Funktion dieses faszinierenden Organs noch besser zu schützen und zu erhalten.“

    (vdG)