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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
Dr. Marc Appelhans ist neuer Professor für Integrative Taxonomie der Pflanzen der Universit?t Jena und steht als Direktor dem Botanischen Garten vor. Gute Voraussetzungen, um in Thüringen fest verwurzelt zu sein, m?chte man meinen. Doch der wissenschaftliche Fokus von Appelhans gilt vor allem der Pflanzenwelt Südostasiens und des Pazifikraumes, speziell den Zitrusgew?chsen, von denen es weltweit etwa 1.600 Arten gibt. ?Absolute Zahlen sind mit Vorsicht zu genie?en, da l?ngst noch nicht alle Arten wissenschaftlich erfasst und beschrieben wurden“, sagt Marc Appelhans. Die Forschungslücken Stück für Stück zu schlie?en, ist eine der Aufgaben des 45-j?hrigen Botanikers, der seit M?rz als Professor in Jena t?tig ist.?
W?hrend er als Pflanzensystematiker die Verwandtschaftsbeziehungen der Pflanzen erforscht, geht es zugleich um die Evolution der Pflanzen, ihre zeitliche und r?umliche Verbreitung. Das Handwerkszeug für die Forschung: vor allem die DNA-Sequenzierung und der Vergleich von Genen. Neben eigenen Sammelreisen stützt er sich vor allem auf die Sammlungen des Botanischen Gartens und des ?Herbarium Haussknecht“ der Universit?t Jena. Das Herbarium geh?rt mit gesch?tzt 3 bis 3,5 Millionen getrockneten Pflanzen zu den Top 20 weltweit und ist laut Appelhans eine wahre Schatzkammer, in der botanische Sammlungen aus über 200 Jahren und von der ganzen Welt zusammenkommen. Durch den Zusammenschluss mit der ?Senckenberg Gesellschaft“ ist das dezentral organisierte Herbarium Senckenbergianum mit Standorten in Jena, Frankfurt, G?rlitz, Weimar und Wilhelmshafen das achtgr??te Herbarium der Welt und das gr??te Herbarium Deutschlands.
Die ?Geburtsurkunde“ einer neuen Pflanze ausstellen ?
?Es ist schon etwas Besonderes, eine Pflanze als Erster zu beschreiben und ihr einen Namen geben zu dürfen“, sagt Marc Appelhans. Er selbst hat bereits fünf Arten beschrieben und Typus-Belege festgelegt, die man als Geburtsurkunde einer bislang nicht wissenschaftlich beschriebenen Art bezeichnen k?nnte. Die erste Beschreibung galt der Art ?Melicope balgooyi“, mit deren Namen eine Würdigung des niederl?ndischen Botanikers Max van Balgooy (1932–2021) einhergeht. Obwohl Prof. Appelhans bereits auf vielen Expeditionen war, hei?t das nicht, dass er die ?neuen“ Pflanzen entdeckt hat. Manche dieser Pflanzen lagern jahrelang unerkannt in einer wissenschaftlichen Sammlung. Für die Erstbeschreibung und Benennung einer Art gibt es Regeln, die alle sieben Jahre w?hrend des 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐en Botanischen Kongresses angepasst werden. So ist beispielsweise erst seit 2011 die Artbeschreibung, also der Steckbrief der Pflanze, auch in Englisch m?glich. Früher war Latein dafür der Standard. Seit 2024 dürfen diskriminierende Namen ge?ndert werden. Bislang galt der ?lteste Artname als bindend.
Die ?Grüne Schule“ im Botanischen Garten wiederbeleben ?
Marc Appelhans stammt aus Winterberg im Sauerland und studierte Biologie in Marburg. Obwohl er seine Zukunft zun?chst eher in einem Biotech-Labor sah, erwachte w?hrend des Studiums das Fernweh und das Interesse an der Flora ferner Gegenden: ?Ich wollte unbedingt einmal in den tropischen Regenwald“, sagt er. Exkursionen nach Namibia und Argentinien, sp?ter zum Beispiel nach Kuba, Jamaika, Hawaii, China und Papua-Neuguinea festigten das wissenschaftliche Interesse an tropischen Gew?chsen. Zur Promotion ging es ins niederl?ndische Leiden, wo es auch ein gro?es Herbarium gibt. Die n?chste Station war die Smithsonian Institution in Washington D.C. (USA). Nach einem Jahr in den USA wechselte Marc Appelhans an die Universit?t G?ttingen, wo er u. a. das Herbarium wissenschaftlich betreute.
Als Direktor des Botanischen Gartens in Jena hat sich Prof. Appelhans vorgenommen, den Garten zukunftsf?hig zu machen, sprich die n?chsten zehn Jahre zu konzipieren. Er würde gern die Idee einer ?Grünen Schule“ wiederbeleben, Lehrer und Schüler für die Pflanzenwelt begeistern. Eine Symbiose aus Forschungsst?tte und Lernort schwebe ihm vor, sagt er.?
Marc Appelhans ist verheiratet und hat eine dreij?hrige Tochter. Mit ihr g?rtnert und bastelt er in der Freizeit, au?erdem arbeitet er als Ausgleich zum Alltag gerne handwerklich mit Holz und baut dabei z. B. eigene Gitarren oder ein Puppenhaus für seine Tochter. Seine Lieblingspflanze ist übrigens der Diptam, auch Brennender Busch genannt. Eine von zwei Zitrusgew?chsen, die in Deutschland vorkommen.?