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Der Sprecher des Imaginamics-Graduiertenkollegs Prof. Dr. Johannes Grave (2. v. l.) und die Koordinatorin Dr. Claudia Schroth (M.) im Gespr?ch mit den neuen Promovierenden.

Wie entwickeln Gesellschaften gemeinsame Bilder?

Graduiertenkolleg zur Erforschung des sozialen Imaginierens startet an der Universit?t Jena
Der Sprecher des Imaginamics-Graduiertenkollegs Prof. Dr. Johannes Grave (2. v. l.) und die Koordinatorin Dr. Claudia Schroth (M.) im Gespr?ch mit den neuen Promovierenden.
Foto: Nicole Nerger/Universit?t Jena
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  • Forschung

Meldung vom: | Verfasser/in: Sebastian Hollstein

Uni-Pr?sident Prof. Dr. Andreas Marx er?ffnet den Studierendenkongress ?Imagine! Utopien und Dystopien als Praktiken sozialen Imaginierens“. Dies ist zugleich die offizielle Er?ffnung des neuen Graduiertenkollegs ?Explorations in Practices and Dynamics of Social Imagining” der Universit?t Jena.

Foto: Nicole Nerger/Uni Jena

Um sich die Welt zu erkl?ren, schaffen Menschen von jeher Bilder – und zwar nicht nur individuell, sondern auch als Gesellschaft. Gemeinsame Imaginationen k?nnen Menschen miteinander verbinden und Gesellschaften zusammenhalten, sie aber auch spalten oder falsche Vorstellungen über die Zeit hinweg weitertragen.

Wie dieses soziale Imaginieren genau funktioniert, ist allerdings bisher kaum erforscht. Das will die Friedrich-Schiller-Universit?t Jena nun ?ndern: Mit dem Forschungsprojekt ?Imaginamics“ bewirbt sie sich derzeit in der Finalrunde des Exzellenz-Wettbewerbs der deutschen Spitzenforschung um ein Exzellenzcluster zu diesem Thema. Um diese Ansprüche zu untermauern und um das Thema des sozialen Imaginierens als interdisziplin?ren Forschungsschwerpunkt weiter zu etablieren, hat die Universit?t Jena das neue?Graduiertenkolleg ?Explorations in Practices and Dynamics of Social Imagining” gegründet, das heute (10.4.) feierlich er?ffnet wird.

Das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur f?rdert das Graduiertenkolleg für die kommenden dreieinhalb Jahre. In diesem Zeitraum erforschen sechs Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen ihrer Promotion, wie sich das soziale Imaginieren in verschiedenen Bereichen ausgewirkt hat, welche Praktiken damit verbunden sind und welche Bedingungen es anregen. Die Bandbreite ihrer Projekte zeigt die Bedeutung des Forschungsfeldes.

Politik und Literatur

Aline Riedle.

Foto: Nicole Nerger/Universit?t Jena

Welche Bedeutung soziales Imaginieren in aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskursen haben kann, erforscht Aline Riedle in ihrem Promotionsprojekt. Sie untersucht, wie soziale Imaginationen aus dem Engagement zivilgesellschaftlicher Bündnisse für Demokratie in Thüringen hervorgehen.

Zum einen flie?en in die gemeinsamen Vorstellungen sowohl kollektive Praktiken und Alltagserfahrungen einzelner Akteurinnen und Akteure ein. Zum anderen führen das Mitwirken von KZ-Gedenkst?tten und der Einfluss erinnerungskultureller Diskurse dazu, dass gegenw?rtige Vorstellungen auch einem Einfluss historischer Prozesse unterliegen.

?Wie sich die jeweiligen Aspekte auf soziales Imaginieren auswirken, m?chte ich mit ethnografischen Methoden untersuchen“, erkl?rt die Empirische Kulturwissenschaftlerin. ?Das bedeutet, dass Ph?nomene durch sinnverstehendes Miterleben dort beobachtet werden, wo sie stattfinden.“?

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Carmen Pereyra.

Foto: Nicole Nerger/Universit?t Jena

Carmen Pereyra n?hert sich dem Thema über die Literatur. Sie untersucht, wie Autorinnen und Autoren aus Lateinamerika und Mitteleuropa von Krisen erz?hlen und wie sie sich in dystopischen Romanen das Ende der Welt vorstellen. Sie fokussiert sich auf diese beiden Regionen, weil sie durch eine gemeinsame Kolonialgeschichte verbunden sind.

?Derzeit entstehen in Lateinamerika viele Werke, die analysieren, wie der Kolonialismus die einzelnen Staaten und Gesellschaften dahin geführt hat, wo sie heute sind, und ob er die Vorstellungen gegenw?rtiger und zukünftiger Krisen beeinflusst hat“, berichtet die Argentinierin. Diese Texte hinterfragen eurozentrische Vorstellungen von Fortschritt, indem sie die Moderne als ein unvollendetes, oft gewaltt?tiges Projekt entlarven. In der neueren lateinamerikanischen phantastischen Belletristik werden beispielsweise erz?hlerische Mittel wie Zeitschleifen und historische Rückblicke eingesetzt, die Figuren und Leser dazu zwingen, sich mit den ungel?sten Geistern des Kolonialismus auseinanderzusetzen.

Durch die Untersuchung dieser Literaturen argumentiert Pereyra, dass dystopische Werke als kulturelle Ausdrucksformen sozialer Imaginationen über die blo?e Widerspiegelung gegenw?rtiger ?ngste hinausgehen. Stattdessen beteiligen sie sich aktiv an der Schaffung und Neugestaltung zukünftiger M?glichkeiten und haben materielle Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Gesellschaften Krisen wahrnehmen, sich darauf vorbereiten und ihnen sogar widerstehen.?

Biologie und Medizin

Jenny Merker.

Foto: Nicole Nerger/Universit?t Jena

Die koloniale Vergangenheit spielt ebenso in Jenny Merkers Projekt eine zentrale Rolle. Sie untersucht, wie koloniale Wissenspraktiken die Tierkunde des 17. und 18. Jahrhunderts beeinflussten und welche langfristigen Auswirkungen dies auf die Wahrnehmung von Natur hatte.

Naturforscher klassifizierten neu entdeckte Tierarten nicht neutral, sondern innerhalb kolonialer Wissenssysteme, die europ?ische Deutungsmuster privilegierten. Dabei waren imaginative Praktiken nicht nur ein Produkt kolonialer Strukturen, sondern trugen aktiv zu deren Entstehung und Verfestigung bei. Sie bestimmten, welche Tiere als bedeutsam galten, wie sie benannt wurden und welche kulturellen Zuschreibungen sie erhielten.

Die Doktorandin analysiert, wie tierkundliche Beschreibungen mit kolonialen Ordnungslogiken verwoben waren, auf welchen Wissensquellen sie basierten und wie Sammlungsobjekte – etwa pr?parierte oder anderweitig konservierte Exemplare – in europ?ischen Naturalienkabinetten und Wunderkammern angeordnet wurden. Dabei untersucht sie, wie diese Sammlungen nicht nur koloniale Hierarchien widerspiegelten, sondern aktiv zur Konstruktion kolonialer Wissens- und Machtansprüche beitrugen.

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Azia Lafleur.

Foto: Nicole Nerger/Universit?t Jena

Auch in Azia Lafleurs Projekt spielen Sammlungen und deren Pr?sentation eine wesentliche Rolle – allerdings im medizinischen Bereich. Sie erforscht, wie medizinische Museen als kollektive R?ume funktionieren, in denen Geschichten erz?hlt, produziert und kommuniziert werden, die unsere gesellschaftliche Vorstellung von Gesundheit, Krankheit und Behinderung widerspiegeln.

?Museen k?nnen uns daran erinnern, wie unsere eigenen Erfahrungen in ein Gewebe aus historischen und kulturellen Dimensionen eingebettet und verwoben sind“, erkl?rt sie. ?Im Mittelpunkt meines Interesses stehen potenzielle Aspekte solcher Erz?hlungen, die die Vorstellung von k?rperlichen und geistigen Unterschieden erm?glichen und welche sozialen Imaginationen dies hervorruft.

Ihr Ziel sei es, dieses Ph?nomen besser zu verstehen und dazu beizutragen, reichhaltigere, umfassendere und pluralistischere Geschichten über Gesundheit, Krankheit, Behinderung und Medizin in Bezug auf unsere Lebenswirklichkeit zu erm?glichen.

Geschichte und Philosophie

John Norrman.

Foto: Nicole Nerger/Universit?t Jena

Bilder sind der ganz konkrete Forschungsgegenstand von John Norrman. Er besch?ftigt sich damit, wie Karikaturen die Krisenvorstellungen w?hrend der europ?ischen Revolutionen von 1848 und 1849 imaginieren. ?Karikaturen repr?sentieren wie kaum ein anderes Medium das soziale Imaginieren“, erkl?rt der schwedische Historiker. ?Man kann praktisch direkt beobachten, wie es als Praxis passiert. Karikieren bedeutet, etwas objektiv zu beobachten und dann in etwas Subjektives umzuformen.“

Norrman interessiert besonders, wie dieses ?transeurop?ische Massenmedium“ die revolution?ren Krisen Mitte des 19. Jahrhunderts als passenden Zeitpunkt für gesellschaftliche Ver?nderungen begriff und nicht nur als eine Art gesellschaftliche Krankheit, die geheilt werden müsse.

?Ich habe mich bisher bereits viel damit besch?ftigt, wie Darstellungen in Bildern funktionieren – wie sie etwa als Propaganda eingesetzt werden oder das Verst?ndnis von Geschlechterbildern aufgreifen. Die neue Umgebung, der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sowie die aktuelle Jenaer Forschung zu diesem Thema erweitern meine Methodenpalette enorm“, formuliert der Doktorand seine Erwartungen an das neue Graduiertenkolleg.

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Francesca Casciotta.

Foto: Nicole Nerger/Universit?t Jena

Die erhofften Impulse kann wahrscheinlich auch die Arbeit von Francesca Casciotta liefern. Denn sie will eine Art theoretischen ?berbau für das Soziale Imaginieren entwickeln. ?Derzeit gibt es sehr viele praktische Beispiele, um das Ph?nomen und seine Praktiken zu beschreiben, aber um es theoretisch zu fassen, fehlt h?ufig die begriffliche Pr?zision“, erkl?rt die Italienerin. ?Hierfür m?chte ich Werkzeuge und Mittel erarbeiten.“

Für ihr Vorhaben betrachtet sie die Ph?nomenologie nach Edmund Husserl als vielversprechendste Basis. Diese philosophische Methode erlaube es, frei von empirischen Einflüssen, Erlebnisse des Sozialen Imaginierens zu analysieren, deren Variantenvielfalt freizulegen und notwendige Bedingungen der M?glichkeiten aufzuzeigen.

Dass sie mit ihrem Projekt in Jena am genau richtigen Ort ist, davon ist die junge Philosophin überzeugt. ?Ich habe bereits für meine Masterarbeit hier geforscht und dabei eine sehr anregende und fruchtbare Atmosph?re vorgefunden“, sagt sie. ?Es herrscht eine gro?e Freiheit für Diskussionen vor, die ich an anderen Universit?ten so nicht erfahren habe.“

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