
Meldung vom:
Die Universidad Aut¨®noma ist eine private Universit?t im Zentrum Santiagos. In Chile ist das Studieren im privaten Bildungssektor sehr ¨¹blich, die ?ffentlichen Unis haben schlichtweg nicht gen¨¹gend Kapazit?ten. Deswegen ist die Studierendenschaft trotzdem eine heterogenere Gruppe als ich es erwartet h?tte. Die Studierenden zahlen normalerweise ca. 10.000€ pro Jahr, viele haben aber einen Studienkredit oder Stipendien. Bekannt ist die Aut¨®noma im Bereich Medizin f¨¹r den hohen Praxisanteil. Die Studierenden verbringen ab dem zweiten Studienjahr fast jeden Vormittag in unterschiedlichen Einrichtungen des ?ffentlichen Gesundheitswesens. Ansonsten ist es eine eher kleinere Uni in Santiago. Auf dem Campus in Providencia finden die Vorlesungen und Skillslab-Kurse statt. Daf¨¹r gibt es ein gro?es Simulationszentrum mit Phantomen und R?umen f¨¹r Schauspielpatient*innengespr?che. Die Uni ist ein gro?es mehrst?ckiges Geb?ude mit wenig Gr¨¹nfl?che, einer wenig einladenden Bibliothek und einer Mensa, die aber auf wenige Menschen ausgelegt ist und von meinen Kommiliton*innen kaum genutzt wurde. Au?erhalb der Pflichtveranstaltungen habe ich mich nicht auf dem Campus aufgehalten.
Sopaipillas pasadas, chilenische fittierte K¨¹rbisfladen in Gew¨¹rzso?e
Foto: Friederike, Uni JenaIch wohnte im Viertel Providencia und konnte immer in einer halben Stunde mit Leihfahrr?dern zur Uni fahren. Meine Wohnung war etwas au?ergew?hnlich f¨¹r austauschstudierende, denn ich wohnte mit 3 ?lteren Menschen zusammen, mit denen ich mich ¨¹ber die Zeit anfreundete und welche mir noch einen anderen Spannenden Blick auf Chile boten. Mein Zimmer fand ich ¨¹ber ContactChile( ContactChile | Reiseberatung, Unterk¨¹nfte, Visum und mehr in ChileExterner Link ). Viele Austauschstudis waren aber anfangs im Hostel und fanden dann ¨¹ber Facebook Marketplace (am ¨¹blichsten in Chile) oder Compartodepto (Piezas y Departamentos en Arriendo, Deptos a Compartir | CompartoDeptoExterner Link) schnell ein Zimmer. Ich habe ca. 300.000 Pesos im Monat gezahlt, das sind ungef?hr 300€.
Santiago ist eine riesige Stadt und ein starker Kontrast zum gr¨¹nen Jena. Es gibt viel Kulturprogramm aber gut vorher zu wissen ist auch, dass es eine starke Luftverschmutzung gibt. Oft h?ngt eine Smogglocke ¨¹ber der Stadt und ich habe mich h?ufig durch die schlechte Luft erk?ltet gef¨¹hlt.
In dem Viertel Providencia ist die Radinfrastruktur sehr gut ausgebaut. Ich bewegte mich mit Leihr?dern von Ita¨² (Bikesharing) und dem gut ausgebauten Metro- und Micro- (Busse) Netz in der Stadt. Santiago hat aber in anderen Viertel auch sehr unterschiedliche Seiten, von extremem Reichtum in Norden bis zu viel Armut in den s¨¹dlicheren und westlicheren Vierteln. Nachts fuhren wir meistens mit dem Uber, wenn die Metro nicht mehr fuhr.
In meiner Freizeit konnte ich oft ins Schwimmbad gehen und beteiligte mich an einer ?Cooperativa¡°, in der gemeinschaftlich z.B. Essen gekocht und Brot gebacken wird und von Mitgliedern der Kooperative f¨¹r wenig Geld gekauft wird. Die Lebenshaltungskosten in Chile sind aber ungef?hr vergleichbar wie in Deutschland, obwohl die Menschen hier ein viel geringeres Einkommen haben.
?An den Wochenenden konnte ich einige Berge in der Umgebung von Santiago besteigen und auch mehrmals mit dem Nachtbus in den S¨¹den von Chile oder ans Meer reisen. Santiago liegt mitten in den Anden und Cerros (Berge) von ¨¹ber 3000m sind mit der Metro erreichbar (aber nat¨¹rlich sehr anstrengend zu besteigen). Empfehlenswert ist es die Berge im Fr¨¹hling oder Herbst zu machen (wegen Hitze/Schnee), auf einigen gibt es auch Refugios zum ?bernachten
Cerro (Berg) Provincia mit Refugio, kann von Santiago aus bestiegen werden
Foto: Friederike, Uni JenaIch belegte drei von vier F?chern des vierten Studienjahrs. In meinem Fall waren das P?diatrie, Familienmedizin und Onkologie. Das mit Abstand aufwendigste Fach war P?diatrie. Die Information im Vorfeld, mit dem ausschlie?lich theoretischen Unterricht, stellte sich vor Ort als hinf?llig dar. Mindestens dreimal w?chentlich verbrachten wir die Vormittage von 8-12.30 Uhr in verschiedenen Gesundheitseinrichtungen. Wir waren in Gruppen von f¨¹nf bis sechs Menschen eingeteilt, diese habe ich im Laufe des Semesters sehr gut kennenlernte. Unsere erste Rotation in der Kinderheilkunde fand im CESFAM in Lo Espejo, einer der ?rmsten Viertel Santiagos, statt. CESFAMs sind in Chile die erste Anlaufstelle im Gesundheitwesen, ?hnlich wie Haus?rzt*innen oder Kinder?rzt*innen in Deutschland. In den Zentren arbeiten verschiedene Berufsgruppen, wie ?rzt*innen, Krankenpflege, Psycholog*innen oder Physiotherapeut*innen. Wir empfingen im drei?ig Minuten Takt Kinder mit ihren Eltern und mussten selbst die Untersuchung, Anamnese und Dokumentation machen. Bei allen Teilen tat ich mir sehr schwer, da ich noch viele Probleme mit dem Spanischen hatte. Unsere weiteren Rotationen waren einem CONIN in Providencia, das ist ein Kinderheim f¨¹r schwerkranke und behinderte Kinder, einem SAP in San Joaquin, das ist eine Ambulanz f¨¹r Akutsprechstunden und Notf?lle und in dem Krankenhaus in Buin-Paine. Somit konnte ich in jeweils 3 Wochen unterschiedliche Viertel Santiagos und die Lebenswelten der Menschen dort besser kennenlernen. Mein Spanisch verbesserte sich auch stark im Vergleich zu meiner Ankunft. In zwei der Rotationen mussten wir auch fast t?glich F?lle vorstellen und Referate zu den von uns gesehenen Krankheiten halten. Zus?tzlich hatten wir zweimal w?chentlich nachmittags Vorlesungen und einmal einen Skillslab-Kurs. Alle Veranstaltungen haben mindestens 60% Anwesenheitspflicht und die Praktika sogar 100%. Zu meinem recht freien Studium in Deutschland war das ein starker Kontrast. Wir schrieben in allen F?chern drei Klausuren und in P?diatrie hatten wir zus?tzlich eine praktische Pr¨¹fung in Form des international verbreiteten OSCE sowie eine m¨¹ndliche Pr¨¹fung.
Im Praktikum waren nicht nur menschliche Patient*innen unterweg
Foto: Friederike, Uni JenaIn Familienmedizin (Salud familiar y comunitaria) entwickelten wir eine Familienstudie. Die ersten sechs Semesterwochen besuchten wir w?chentlich eine Familie mit komplexen Gesundheitsproblemen und einer prek?ren sozialen Situation. Wir planten Interventionen, vereinbarten Termine im CESFAM und versuchten sie in ihren Bed¨¹rfnissen zu unterst¨¹tzen. Sehr spannend war es auch die Menschen zuhause zu besuchen. Im Vorfeld machte ich mir Gedanken, ob wir nicht ¨¹bergriffig w?ren, in ihre Privatsph?re einzudringen. Die Familien spiegelte uns aber Dankbarkeit f¨¹r unseren Einsatz. Die Studie stellten wir als Gruppe zum Semesterende im Kolloquium vor.
Insgesamt hatte ich in dem Semester eine recht hohe Arbeitsbelastung, vor allem weil ich oft morgens lange Wege auf mich nehmen musste um zu den Praktika zu kommen und teils bis halb sieben Abends Vorlesungen hatte. Dadurch konnte ich mein Spanisch aber extrem verbessern und alle Pr¨¹fungsleistungen mit den Chilen*innen zusammen ablegen.
Besonders gut gefielt mir in dem Semester der Einblick ins chilenische Bildung- und Gesundheitswesen. Durch den hohen Praxisanteil konnte ich viele F?higkeiten dazugewinnen und mein Spanisch stark verbessern. Ich bin sehr dankbar diese Erfahrungen gemacht zu haben! Vielen Dank an das internationale B¨¹ro in Jena f¨¹r das Erm?glichen meines Aufenthalts in Chile! Nach dem Semesterende Anfang Dezember habe ich nun noch Zeit weitere Ecken Chiles und S¨¹damerikas zu entdecken bis das Studium im Fr¨¹hjahr in Jena weitergeht.