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Bemalte Au?enwand einer Bildungseinrichtung

Universidad de Buenos Aires- Argentinien

Sommersemester 2024
Bemalte Au?enwand einer Bildungseinrichtung
Foto: Linda, Uni Jena
  • Universidad de Buenos Aires

Meldung vom:

Linda, Master Soziologie

Buenos Aires: Eine trubelige, laute Metropole mit beeindruckenden Sehensw¨¹rdigkeiten, unglaublich viele kulturellen Angeboten und gro?er sozialer Ungleichheit. Ich empfehle Noise-Cancelling-Kopfh?rer, dann kann es eine tolle Zeit werden. F¨¹r mich war es ein gro?es Experiment, ein Auslandssemester so weit weg von Deutschland zu verbringen; ein Experiment, das mich einige Nerven gekostet, aber auch vieles gelehrt und mir Freude bereitet hat.

Die Vorbereitung (Wohnungssuche in Buenos Aires, Untervermietung meiner Wohnung in Jena, Abschluss von Versicherungen, Kl?rung von Finanziellem, Flugbuchung, Visumsantrag, Kursplanung etc.) war sehr zeitraubend, weshalb ich empfehlen w¨¹rde ¨C soweit irgend m?glich ¨C das Semester vor dem Auslandsaufenthalt nicht zu voll mit Veranstaltungen zu packen. Die Kommunikation mit der argentinischen Botschaft in Berlin hat schon ein wenig auf das Leben in Argentinien vorbereitet, da alles leicht chaotisch und mit dem Zur¨¹cklegen weiter Wege verbunden war (f¨¹r das Visum muss man pers?nlich in Berlin vorstellig werden; bis zu 90 Tage kann man als deutsche:r Staatsb¨¹rger:in aber auch ohne Visum im Land zubringen).

Blick vom Palacio Barolo hinunter auf die Stadt

Foto: Linda, Uni Jena

Die Kommunikation mit der f¨¹r mich zust?ndigen Fakult?t der UBA (Universidad de Buenos Aires) war leider nicht besonders gut. Auch auf konkrete Nachfragen meinerseits wurde mir nicht so weitergeholfen, wie ich das gehofft hatte, und in mehrere Mail-Verteiler der von mir belegten Kurse hatte man mich wohl aus Versehen nicht aufgenommen, sodass ich wichtige Infos nicht erhielt und f¨¹r mich alles noch ein bisschen chaotischer wurde. Ich muss hier aber zwei Dinge anmerken: Erstens hatten die Uni-Angestellten wirklich keine leichte Zeit, da man wegen der neuen Regierung (Javier Milei...) nicht wusste, f¨¹r wie viele Monate die finanziellen Mittel der UBA noch ausreichen w¨¹rden, um den Normalbetrieb aufrecht zu erhalten. Zweitens bezieht sich meine Erfahrung auf den Master-Bereich der Sozialwissenschaften; dieser ist v?llig abgetrennt von anderen Fakult?ten und sogar von den Bachelor-Studieng?ngen der Sozialwissenschaften. Ich wei? von meiner ?Nachfolgerin¡° an der UBA, dass sie als Bachelor-Austauschstudentin viele Infos bekommen hat und zum Beispiel auch ¨¹ber die Orientierungsveranstaltung f¨¹r Å·ÖÞ±­Í¶×¢µØÖ·_Ã÷ÉýÌåÓý-¾º²Ê×ãÇò±È·ÖÍÆ¼ös informiert wurde, ¨¹ber deren Existenz mich einfach nie jemand hingewiesen hatte. Daraus ergibt sich ein weiterer Tipp von mir: Macht das Auslandssemester an der UBA schon im Bachelor, wenn es geht. Auch aus einem anderen Grund ist das sinnvoll: Der Master ist in Argentinien ¨C anders als in Deutschland ¨C eher als optionales Add-on zum Studium zu verstehen und viele studieren ihn berufsbegleitend (weshalb in manchen Mastern alle Kurse von 18 bis 22 Uhr stattfinden) und haben bereits ein bestehendes soziales Umfeld; so richtig Kennenlernstimmung kam da nicht auf und ich fand es sehr schwer, Å·ÖÞ±­Í¶×¢µØÖ·_Ã÷ÉýÌåÓý-¾º²Ê×ãÇò±È·ÖÍÆ¼öe zu kn¨¹pfen. (Extrovertiertere und kontaktfreudigere Leute k?nnten da sicher ganz andere Erfahrungen machen.) Der Draht zu den Profs war aber unglaublich gut: Besonders im Master ist die Stimmung sehr locker, die Profs trinken mit den Studis zusammen Mate (quasi das Nationalgetr?nk) und man kann die Profs alles fragen ¨C wenn man sich das auf Spanisch zutraut. Hier sei noch erw?hnt, dass das argentinische Spanisch anders ist als das vieler anderer L?nder; das beschr?nkt sich nicht nur auf Vokabeln, sondern bezieht sich auch auf die Grammatik: ?t¨²¡° ist in Argentinien ?vos¡° und Verben werden in dieser Form auch etwas anders konjugiert. Es lohnt sich also, vorher zu recherchieren und/oder ein paar argentinische Filme zu gucken. Spanischkenntnisse sind f¨¹r die Seminare unbedingt notwendig, mit Englisch kommt man allgemein nicht weit.

Der Obelisco, ein Wahrzeichen der Stadt

Foto: Linda, Uni Jena

Um noch weitere Menschen kennenzulernen, habe ich einen Yoga-, einen T?pfer- und einen Buchbindekurs besucht. Das geht in Buenos Aires sehr gut, weil solche ?tallers¡° nicht sehr teuer sind: Der teuerste war der T?pferkurs, bei dem ich f¨¹r monatlich vier bis f¨¹nf Einheiten ¨¢ 2,5 Stunden umgerechnet nur etwa 40 € bezahlt habe. Au?erdem nehmen an diesen Kursen wirklich viele unterschiedliche Menschen teil, die ganz unterschiedlichen Alters waren und verschiedenste Berufe hatten.

Ansonsten sind die Lebenshaltungskosten fast so hoch wie in Deutschland. Gl¨¹cklicherweise l?sst sich fast alles mit Kreditkarte bezahlen, da es etwas kompliziert oder sehr teuer ist, an Bargeld zu kommen ¨C und es au?erdem etwas nervig w?re, mit Bargeld-B¨¹ndeln durch die Gegend zu laufen. Argentinien steckt seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten, in einer schweren Wirtschaftskrise und die Inflationsrate liegt bei ¨¹ber 250 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Armut ist in Buenos Aires allgegenw?rtig: Obdachlose, die am Rand der Gehwege schlafen; Bettler:innen vor den Superm?rkten; Menschen ¨C nicht selten ganze Familien ¨C, die in M¨¹llcontainern nach Essbarem oder anderweitig Wertvollem suchen. Unsicher f¨¹hlen muss man sich deshalb nicht wirklich und auch sp?tabends sind noch so viele Leute unterwegs, sodass man sich gut durch die Stadt bewegen kann. Klar, so sicher wie in Jena ist es nicht, die s¨¹dlicheren Viertel sollte man meiden, das Handy immer gut festhalten und Wertsachen nicht allzu sehr zur Schau stellen. Wirklich unsicher habe ich mich vor allem wegen der M¨¹cken gef¨¹hlt, derentwegen es vor allem im M?rz und April viele F?lle von Dengue-Fieber gab, weshalb man auf jeden Fall aus Deutschland Anti-M¨¹cken-Spray mitbringen sollte (das in Argentinien oft ausverkauft ist).

Parallel zur Armut existiert in der Stadt auch unglaublicher Reichtum, was sich zum Beispiel im schicken Hafenviertel, an den vielen gro?en Autos und den mit Portiers, Marmorvert?felungen und teilweise mit Elektroz?unen (!) ausgestatteten Wohngeb?uden in den n?rdlichen Vierteln zeigt. Gerade diese sozialen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu sehen und sie auch mit dem noch gr??eren und allt?glichen Reichtum in Deutschland zu vergleichen, hat mich sehr gepr?gt und f¨¹r die Privilegien des Globalen Nordens sensibilisiert. Allein schon daf¨¹r hat sich das Auslandssemester gelohnt.

Buenos Aires und Argentinien haben aber auch viele tolle Sehensw¨¹rdigkeiten und fantastische, unglaublich vielf?ltige Landschaften zu bieten: In Buenos Aires sind das zum Beispiel viele historische Geb?ude mit unglaublich interessanter, geschichtstr?chtiger und pomp?ser Architektur, Denkm?ler noch und n?cher, ein toller Botanischer Garten, Friedh?fe, Theater und so weiter und so fort. Im Norden des Landes gibt es tropische Wasserf?lle, im Westen die Anden und Nationalparks mit beeindruckenden W¨¹stenlandschaften und Felsformationen, ganz im S¨¹den Gletscher. Argentinien hat ein gut ausgebautes und in Relation zu den zur¨¹ckzulegenden Entfernungen recht g¨¹nstiges Fernbusnetz, innerhalb der gr??eren St?dte kann man sich super und sehr billig mit dem ?PNV fortbewegen.

Auch aufgrund der langen Einwanderungsgeschichte ist Argentinien ¨C und vor allem Buenos Aires ¨C unglaublich vielf?ltig und reich an unterschiedlichen Lebensgeschichten. Auch f¨¹r¡¯s Feiern gibt es ¨¹beraus viele M?glichkeiten und Orte. Argentinier:innen sind allgemein sehr herzlich und gastfreundlich und wer das will, kann sich in ein Schw?tzchen mit dem Kassierer, der Sitznachbarin in der U-Bahn oder der Kellnerin im Caf¨¦ verwickeln lassen. Ohnehin Caf¨¦: Das ist als lernende Studentin in Buenos Aires der Place to be und bietet sehr leckere s¨¹?e Teigwaren als Motivationshilfe. Die lebendige Caf¨¦kultur im Land hat mir wirklich sehr gut gefallen und so manchen Tag vers¨¹?t.

Ich habe mich damals f¨¹r Buenos Aires entschieden, weil ich ein paar Bekannte dort hatte. Diese Å·ÖÞ±­Í¶×¢µØÖ·_Ã÷ÉýÌåÓý-¾º²Ê×ãÇò±È·ÖÍÆ¼öe haben mir sehr, sehr viel gebracht, denn auch wenn ich im Endeffekt nicht viel Zeit mit ihnen verbringen konnte, konnten sie doch Fragen kl?ren wie: Wie fahre ich Bus? Wo komme ich an eine SIM-Karte? Bis wann ist es drau?en sicher? Wo sollte ich wohnen, welche Viertel sollte ich meiden? Wer sich entscheidet, nach Buenos Aires zu gehen und vorher noch nie dort war, sollte auf jeden Fall mit jemandem reden, der/die sich dort etwas auskennt. Also schreibt mir gerne. Meine Mailadresse vermittelt das Å·ÖÞ±­Í¶×¢µØÖ·_Ã÷ÉýÌåÓý-¾º²Ê×ãÇò±È·ÖÍÆ¼öe B¨¹ro.?

Fazit: Das Studium und Leben in Buenos Aires war eine Herausforderung, aber vor allem eine gute und sch?ne Erfahrung, die ich nicht missen m?chte.

Gro?e Demonstration auf dem zentralen Platz der Stadt zum Jahrestag der letzten Milit?rdiktatur

Foto: Linda, Uni Jena