欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐

图片
Richtersfeld Nationalpark – Wilderness Camp

University of Pretoria

Sommersemester 2024
Richtersfeld Nationalpark – Wilderness Camp
Foto: Natascha, Uni Jena

Natascha, Master Geoinformatik

Vorbereitung

Nachdem ich mich für ein Auslandssemester in Südafrika entschieden hatte, begann die Vorbereitung mit der Bewerbung an der FSU Jena. Dafür mussten unter anderem ein Empfehlungsschreiben, ein Motivationsschreiben und ein Sprachnachweis eingereicht werden. Nach der Zusage wurde meine Bewerbung an die University of Pretoria weitergeleitet.

Eine der ersten Aufgaben war der Abschluss einer Krankenversicherung. Ich entschied mich für die von der Universit?t empfohlene Momentum Health Care Ingwe Option. Es ist wichtig darauf zu achten, dass der Arzt, den man dort aufsucht, einen Vertrag mit der jeweiligen Versicherung hat, um die Kostenübernahme sicherzustellen. Die Unterbringung im Studentenwohnheim war unkompliziert. Mit einem Klick w?hrend der Bewerbung wurde mir ein Platz in der Tuksdorp Residence gesichert, wobei die Kosten teils im Voraus, teils w?hrend des Semesters beglichen wurden (circa 260 Euro / Monat).

An der FSU kann ein Urlaubssemester beantragt werden, wobei die im Auslandssemester erbrachten Studienleistungen anerkannt werden und somit die Semestergebühren entfallen. Die Beantragung des Visums erfolgt pers?nlich in Berlin und erwies sich als aufw?ndig und teilweise abschreckend, da zahlreiche Unterlagen wie beglaubigte Kontoauszüge und Formulare verschiedener Beh?rden ben?tigt wurden. Es empfiehlt sich daher frühzeitig mit der Beantragung zu beginnen, um Zeitdruck zu vermeiden.

Das Promos-Stipendium, für das man sich ebenfalls an der FSU bewerben kann, erleichterte die Finanzierung meines Aufenthalts erheblich. Die Bewerbung hierfür ?hnelt der für den Studienplatz und vor Ort sind nur noch einige Nachweise sowie ein Erfahrungsbericht erforderlich. Diese Unterstützung ist den Aufwand definitiv wert.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Vorbereitung war die Kurswahl. Um die Anerkennung der Kurse zwischen den Universit?ten zu sichern, erstellte ich ein Learning Agreement. Im Vorfeld führte ich Zoom-Gespr?che mit den sehr hilfsbereiten Professoren vor Ort. Letztlich belegte ich fünf Kurse. Zur Orientierung: W?hrend andere Austauschstudenten meist nur zwei Kurse belegten und dadurch mehr Freizeit hatten, war ich voll ausgelastet. Zudem ist es auch m?glich sich erst vor Ort um die Kurswahl zu kümmern.

Ankunft

Als ich in Pretoria ankam, nutzte ich den von der Universit?t empfohlenen Shuttle-Service (EZ Shuttle) und wurde vom Johannesburger Flughafen abgeholt. Alternativ h?tte ich auch den Gautrain nehmen k?nnen, den Zug, der Pretoria sicher mit Johannesburg verbindet. Dieser f?hrt ebenfalls vom Flughafen nach Pretoria und h?lt mit einmal umsteigen an der Station Hatfield, die nur etwa 5 Minuten vom Studentenwohnheim entfernt liegt.

Im Studentenwohnheim Tuksdorp angekommen, wurde mir mein Zimmer gezeigt. Das Wohnheim ist gut gesichert, mit 24-Stunden-Security, und der Zugang ist nur durch ein Drehkreuz mit dem Studentenausweis m?glich. Die Anlage ist sehr sch?n gestaltet, mit verschiedenen H?usern und viel Grün dazwischen. Es gibt einen Gemeinschaftsraum mit Fernseher und Billard sowie einen Au?enpool. Das Wohnheim liegt nur 10 Minuten zu Fu? vom Hatfield Campus entfernt, und die Hatfield Plaza, wo man alles N?tige einkaufen kann, ist in nur 5 Gehminuten erreichbar. Mit Uber ist auch das Loftus Center schnell zu erreichen, das deutlich sicherer, besser ausgestattet und hochwertiger ist.

Tuksdorp besteht aus mehreren geschlechtergetrennten H?usern, in denen sowohl internationale Austauschstudenten als auch Postgraduierte-Studenten aus Südafrika untergebracht sind. Allerdings werden die internationalen- und die südafrikanischen Studenten in den H?usern getrennt voneinander untergebracht. Insgesamt waren wir etwa 30 internationale Austauschstudenten. Ich wohnte in? einem Haus mit acht M?dchen aus verschiedenen L?ndern, darunter Belgien, Brasilien, Holland, Madagaskar und Japan. Mein Zimmer war m?bliert, schlicht eingerichtet, verfügte über eduroam und wir teilten uns zwei Badezimmer für alle acht Bewohnerinnen.

Diese Art der Unterbringung hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Wenn man das typische ?Erasmus-Erlebnis“ sucht und viel 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 zu anderen Austauschstudenten haben m?chte, ist das Wohnheim ideal. Es war jeden Tag lebhaft, und es gab immer jemanden anzutreffen. Sonntags haben wir das ?欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 Cooking“ eingeführt, bei dem jede Nationalit?t einmal für alle im Wohnheim kocht. Wenn einem jedoch der st?ndige Trubel zu viel wird und mehr 欧洲杯投注地址_明升体育-竞彩足球比分推荐 zu Einheimischen sucht, würde ich empfehlen, entweder in ein anderes Studentenwohnheim zu ziehen oder eine Wohnung im Stadtteil Brooklyn zu suchen. Brooklyn ist ein sehr sicherer und sch?ner Stadtteil von Pretoria, der nur 10 bis 20 Minuten zu Fu? vom Hatfield Campus entfernt liegt.

Tuksdorp Residence

Foto: Natascha, Uni Jena

Kosten

Die Lebenshaltungskosten in Südafrika sind insgesamt niedriger als in Deutschland. Eine Uber-Fahrt innerhalb der Stadt kostet etwa 2 Euro, ein Essen im Restaurant rund 8 Euro, und ein Softdrink etwa 1,50 Euro. Auch das Reisen ist vergleichsweise günstig – eine gute Unterkunft für zwei Personen kostet pro Nacht etwa 50 Euro, und Mietwagen sind für unter 200 Euro pro Woche erh?ltlich. Allerdings fand ich die Preise in den Superm?rkten oft etwas h?her als in Deutschland, abh?ngig von Produkt und Einkaufsort. Insgesamt bleibt das Leben in Südafrika jedoch deutlich günstiger. Ich empfehle die "Sixty60 App", mit der man im Supermarkt Checkers bestellen kann. Das ist praktisch, denn die Eink?ufe werden gegen eine Liefergebühr von 1,50 Euro direkt nach Hause geliefert. Au?erdem ist das Leitungswasser in Südafrika meistens trinkbar. Viele Austauschstudenten haben es gut vertragen, aber es gab auch einige, die empfindlich darauf reagierten.

Sicherheit

Südafrika ist ein politisch sehr komplexes Land, das bis heute stark von den Folgen der Apartheid gepr?gt ist, die bis 1989 andauerte. Diese Vergangenheit ist noch immer sichtbar, und die Gesellschaft ist stark von Einkommensunterschieden durchzogen. Als Deutsche war es für mich zun?chst befremdlich, dass in Südafrika die Hautfarbe in offiziellen Formularen erfasst und offen thematisiert wird. Für die Menschen dort ist dies jedoch ein allt?glicher und pragmatischer Fakt des Lebens. Der Gro?teil des Reichtums liegt nach wie vor in den H?nden der wei?en Bev?lkerung, w?hrend die Townships fast ausschlie?lich von Schwarzen bewohnt werden.

Das Leben in Südafrika erfordert ein hohes Ma? an Anpassungsf?higkeit und Vorsicht, was eine erhebliche Umstellung mit sich bringt. Seit dem Ende der Apartheid wurden vielerorts hohe Mauern errichtet, und wirkliche Sicherheit findet man fast ausschlie?lich in Gated Communities oder gesicherten Einrichtungen wie dem Campus oder Shoppingcentern. Innerhalb dieser geschützten Bereiche kann man sich wohl fühlen, aber die Risiken entstehen, wenn man sich zwischen diesen Bereichen bewegt.

Abgesehen vom Gautrain gibt es in der Region keine sicheren ?ffentlichen Verkehrsmittel, und Südafrika ist stark auf das Auto als prim?res Transportmittel ausgerichtet. Es gibt zwar st?ndig hupende Toyota-Busse, die ohne festes System per Handzeichen überall hinfahren, aber sie werden von den wohlhabenden Einheimischen gemieden und als gef?hrlich angesehen. Ich hatte zwar kein eigenes Auto, habe aber oft eines gemietet, um aus Pretoria herauszukommen. Mein Tipp: Man sollte nie jemanden mitnehmen, es gibt viele Tramper sowie Menschen und Tiere entlang der Fahrbahn. Haltet nur an, wenn die Polizei euch anh?lt. Wenn Gegenst?nde auf der Stra?e liegen, sollten diese umfahren werden, da es sich um eine Falle handeln k?nnte. In Situationen, in denen Bewaffnete involviert sind, sollte man ohne Widerstand alles Wertvolle übergeben – dieser Rat wurde mir von Einheimischen gegeben.

Uber hat für mich gut funktioniert, aber es wird empfohlen, nicht alleine zu fahren, besonders nicht als Frau nachts. Taxis und Bolt sollte man nicht benutzen. Zu Fu? sollte man überhaupt nicht gehen, es sei denn, es handelt sich um kurze, bekannte Strecken. In der Regel gehen in Südafrika nur Menschen aus ?rmeren Bev?lkerungsschichten zu Fu?. Allerdings gibt es Ausnahmen: In Stadtteilen wie Brooklyn oder in der N?he des Campus innerhalb von Hatfield ist es relativ sicher, zu Fu? zu gehen, da dort viele Sicherheitskr?fte pr?sent sind und man, je n?her man der Universit?t kommt, auf immer mehr Fu?g?nger (haupts?chlich Studierende) trifft.

Nachts unterwegs zu sein, birgt besondere Risiken. Selbst in Gruppen sollte man nur in bekannten Gegenden zu Fu? gehen, und auch beim Autofahren ist Vorsicht geboten, da Highjacking und betrunkene Fahrer ein Problem darstellen. Ich selbst bin nachts nur mit Einheimischen ausgegangen. Andere internationale Studierende haben sich mehr zugetraut, was allerdings nicht ohne Konsequenzen blieb: Handys wurden gestohlen, und in einem Fall wurde jemand mit einer Waffe bedroht und ausgeraubt.

Mein Tipp ist: Stets auf sein Bauchgefühl zu h?ren und lieber einmal zu vorsichtig als zu nachl?ssig zu sein. Der Grundsatz ?don’t be stupid“ gilt hier besonders. Man merkt schnell, welche Gegenden sicher sind und wo man sich unwohl fühlt – auf dieses Gefühl sollte man unbedingt h?ren.

Grundversorgung

Neben den allt?glichen Herausforderungen gibt es in Südafrika auch erhebliche Probleme mit der Grundversorgung. W?hrend meines Aufenthalts erlebte ich viermal, dass ich für ein bis drei Tage kein Wasser hatte, da die Pipelines h?ufig ausfielen. Ich empfehle daher sich einen Wasservorrat anzulegen. Auch geplante Stromausf?lle sind weit verbreitet. Die sogenannten "Loadshedding"-Ausf?lle k?nnen bis zu 12 Stunden am Tag andauern. Glücklicherweise ist der Campus mit Dieselgeneratoren ausgestattet, sodass man meist ungest?rt weiterarbeiten kann, was auch für das Studentenwohnheim Tuksdorp gilt. Um den Alltag besser planen zu k?nnen, empfehle ich, die ?ESP-App“ herunterzuladen, mit der man durch Eingabe der eigenen Gegend die Zeiten des Loadsheddings einsehen kann.

Seit dem Ende der Apartheid hat der African National Congress (ANC) in allen Provinzen mit Ausnahme des Westkaps bei jeder Wahl die absolute Mehrheit errungen. Diese langj?hrige politische Dominanz wurde jedoch durch Korruptionsskandale, insbesondere bei der staatlichen Elektrizit?tsgesellschaft Eskom, in Frage gestellt. Bei den Wahlen im Mai 2024 verlor der ANC erstmals seine absolute Mehrheit und muss nun mit einer anderen Partei koalieren. Seitdem gab es seit 140 Tagen (Stand 13.08.2024) kein Loadshedding mehr, das zuvor fast t?glich, teilweise mehrmals am Tag, stattfand. Wer sich für ein Auslandssemester in Südafrika entscheidet, wird unter Umst?nden nicht mehr von den Stromausf?llen betroffen sein. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Situation langfristig entwickelt.

Pretoria

Pretoria ist trotz seiner 2,5 Mio. Einwohner eine eher unscheinbare Stadt mit begrenzten touristischen Attraktionen. Die Hauptanziehungspunkte sind vor allem die Menlyn Mall und die Brooklyn Mall, zwei gro?e Einkaufszentren, sowie das Viertel Hazelwood, das für seine lebendige und sichere Restaurant- und Cafészene bekannt ist. Ein besonderes Erlebnis für Frühaufsteher ist der Boeremark, ein gro?er Markt, der samstags von 5 bis 10 Uhr ge?ffnet ist und eine breite Auswahl an frischen Lebensmitteln sowie zahlreichen Essensst?nden bietet. Darüber hinaus hat Pretoria einige kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dazu geh?ren das Voortrekker-Monument und die Union Buildings, der Sitz der südafrikanischen Regierung. Der botanische Garten von Pretoria ist ein ruhiger Rückzugsort, der sich ideal für entspannte Spazierg?nge und Naturerlebnisse eignet. Es gibt auch mehrere Nature Reserves wie Groenkloof und Faerie Glen innerhalb der Stadt. Diese bieten sichere und kostengünstige M?glichkeiten zum Wandern. Ein wichtiger Hinweis: In Südafrika sollte man die zentralen Gesch?ftsviertel (CBDs) aufgrund erh?hter Kriminalit?t generell meiden. In Pretoria gilt dies besonders für das Viertel Sunnyside – der Name mag einladend klingen, doch in Wirklichkeit ist es als kriminell bekannt.

Boeremark

Foto: Natascha, Uni Jena

Universit?t

Die University of Pretoria ist vollst?ndig eingez?unt und bietet eine echte Oase der Sicherheit. Der Hatfield Campus ist wundersch?n gestaltet, mit viel Grün, gepflegten Geb?uden und einer Vielzahl von Restaurants und Cafés. Es ist mit Abstand der sch?nste Campus, den ich je gesehen habe – weit beeindruckender als alles, was ich aus Deutschland kenne. Mein Institut verfügte über einen hervorragend ausgestatteten Arbeitsraum, und auch die anderen internationalen Studenten berichteten von exzellenten Arbeitsbedingungen, insbesondere in den Bibliotheken, die sich ideal zum Lernen und Arbeiten eignen.

Auch für die Freizeitgestaltung bietet die Universit?t zahlreiche M?glichkeiten. Eine Vielzahl an Sportkursen findet auf dem Hillcrest Campus, dem Sportcampus, statt. Sowohl der Hatfield als auch der Hillcrest Campus liegen in Hatfield, wobei das Studentenwohnheim dazwischen liegt. Einige Sportkurse, wie Klettern oder Segeln, finden jedoch an anderen Orten statt, sodass man dafür ausw?rts f?hrt.

Das Universit?tssystem in Südafrika unterscheidet sich von dem in Deutschland. Es umfasst einen dreij?hrigen Bachelor, ein einj?hriges Honours-Programm und einen zweij?hrigen Master, wobei der Honours-Abschluss etwa dem Ende eines deutschen Bachelors entspricht. Der Master ist hingegen rein forschungsbasiert. Auch das Notensystem ist anders: Es reicht von 0 bis 100%, wobei man bereits ab 75% als ?pass with distinction“ gilt und zum Bestehen mindestens 50% ben?tigt. Noten über 75% sind sehr selten und werden entsprechend hoch gesch?tzt.

Ich habe am Honours-Programm der University of Pretoria teilgenommen, das stark auf theoretische Grundlagen ausgerichtet und ?u?erst zeitintensiv war, mit zahlreichen Abgaben. Obwohl es auch praktische ?bungen gab, wurden diese oft von detaillierten Schritt-für-Schritt-Anleitungen begleitet, die wenig Raum für eigenst?ndiges Denken lie?en. Abweichungen von den Vorgaben führten h?ufig zu Punktabzügen, was den Eindruck vermittelte, dass Eigeninitiative nicht besonders erwünscht war.

Ein besonders pr?gender Kurs im Honours-Programm besch?ftigte sich intensiv mit der Geschichte der Apartheid. Die Studenten im Kurs waren aus unterschiedlichen Bev?lkerungsgruppen, was den Austausch für verschiedene Sichtweisen sehr interessant machte. Die Diskussionen waren oft sehr pers?nlich, da viele Kommilitonen durch die Erfahrungen ihrer Familien direkt oder indirekt von der Apartheid betroffen waren. Zentrale Fragen wie die Rückgabe des Landes und der Umgang mit dem Erbe der Apartheid wurden intensiv diskutiert. Solche tiefgehenden und pers?nlichen Einblicke in die Geschichte w?ren in Deutschland in dieser Form kaum m?glich gewesen.

Eine der eindrucksvollsten Erfahrungen w?hrend meines Studiums war das HonsWeekend, ein Kennenlernwochenende für alle neuen Honours-Studierenden. Wir verbrachten zwei N?chte im Marakele Nationalpark, wo etwa 40 Studierende zusammenkamen. Es war eine fantastische Gelegenheit, meine Kommilitonen kennenzulernen und durch Spiele sowie gemeinsame Mahlzeiten eine enge Gemeinschaft zu bilden. Dieses besondere Erlebnis war jedoch eine Ausnahme in meinem Studiengang – die anderen Austauschstudenten hatten keine vergleichbare Veranstaltung. Hier der Link zu der Bildgalerie der UP-Webseite mit den Bildern: https://www.up.ac.za/geography-geoinformatics-and-meteorology/gallery/view-3210701-2024-honours-weekendExterner Link

Hatfield Campus

Foto: Natascha, Uni Jena

Kultur

Ich bin begeistert von den Menschen, die ich in Südafrika kennengelernt habe. Vom ersten Tag an wurde ich in meinen Studiengang integriert. Alle waren unglaublich interessiert an mir und stets hilfsbereit. Die südafrikanische Mentalit?t ist beeindruckend – die Menschen halten zusammen, begegnen dem Leben mit Dankbarkeit und sie lieben es, miteinander ins Gespr?ch zu kommen. Smalltalk geh?rt hier zur Begrü?ung einfach dazu; ein schlichtes "Hallo" w?re fast schon unh?flich.

Das Land und seine Geschichte sind komplex und oft schwierig, was es jedoch – auch wenn es hart klingen mag – gerade so interessant macht. Südafrika ist ein Land der extremen Kontraste, das in seiner Vielfalt und Komplexit?t fasziniert und herausfordert. Ein Beispiel, um diesen Kontrast zu verdeutlichen, ist die Gated Community Montecasino in Johannesburg: Dieser künstlich errichtete, riesige Freizeitpark ist im Stil eines italienischen Dorfes gestaltet, mit nachgebauten Gassen, die einen bemerkenswerten Kontrast zur Realit?t des restlichen Landes bieten. In dieser abgeschotteten Welt kann man sich sicher und frei bewegen, fast wie in einem idyllischen Italien und die harte Realit?t au?erhalb der Mauern vergessen.

Darüber hinaus bringt Südafrika eine beeindruckende Vielfalt an Kulturen und Sprachen mit sich. Es gibt insgesamt 11 offizielle Landessprachen, wobei Englisch als gemeinsame Sprache dient, die in der Regel als zweite Muttersprache gelernt wird. Es gibt auch eine Bev?lkerungsgruppe, deren Muttersprache allein Englisch ist, haupts?chlich Nachfahren britischer Kolonisten, die ab dem frühen 19. Jahrhundert in gr??erer Zahl ins Land kamen.

In Pretoria sprechen die meisten Menschen als erste Muttersprache Afrikaans oder Zulu. Afrikaans, stark vom Niederl?ndischen beeinflusst, ist die Sprache der Nachfahren der niederl?ndischen Siedler, die sich ab 1652 am Kap niederlie?en, w?hrend Zulu zu den Sprachen der indigenen Bev?lkerung geh?rt, die schon seit Jahrhunderten in der Region lebt.

Neben Zulu, sind auch Xhosa und Sesotho weit verbreitet. Xhosa ist eine weitere Sprache der Bantu-Familie und wird vor allem in der Ostkap-Provinz gesprochen. Sesotho hingegen ist besonders in der Provinz Free State und Teilen von Gauteng verbreitet. Aufgrund ihrer gemeinsamen Ursprünge ?hneln sich einige der indigenen Sprachen Afrikas, sodass sich Sprecher unterschiedlicher Sprachen untereinander verst?ndigen k?nnen. Die Sprache, die jemand im Land spricht, spiegelt also die kulturelle Herkunft wider und beeinflusst auch den Akzent im Englischen. Diese sprachliche Vielfalt tr?gt zur einzigartigen kulturellen Landschaft Südafrikas bei und macht das Land besonders spannend für interkulturelle Begegnungen.

Reisen

Landschaftlich ist Südafrika ebenso vielf?ltig wie seine Kultur. Die zahlreichen Nationalparks bieten ideale Gelegenheiten für Safaris und echte Abenteuer. Ich war an Orten, die so abgeschottet waren wie nichts, was ich je zuvor erlebt hatte – ich bin über die Dünen des Kgalagadi Transfrontier Parks an der Grenze zu Botswana gefahren, habe den Kruger-Nationalpark von Nord nach Süd durchquert und zahlreiche Tiere, wie L?wenbabys beim Spielen oder Elefanten beim Planschen, gesehen. Ich habe steinige Gebirgsketten durchquert, um am Ufer des Orange River an der Grenze zu Namibia zu übernachten (Richtersfeld Nationalpark). An der Küste des Western Cape konnte ich Pinguine und Robben beobachten und den berühmten Table Mountain erklimmen. Au?erdem habe ich unvergessliche Wanderungen im Drakensberg-Gebirge nahe der Grenze zu Lesotho unternommen. Mein Tipp für Reisen in Nationalparks in Südafrika: Nutzt die SANParks-Webseite, um Unterkünfte in staatlichen Nationalparks zu buchen. Diese Parks sind in der Regel die gr??ten und deutlich günstiger als private Optionen (private Game Farms). Seid besonders vorsichtig, wenn Begriffe wie ?Lodges“ auftauchen, da diese oft private, teure Unterkünfte bezeichnen, die bei der Google-Suche zuerst erscheinen und eher auf Luxus ausgerichtet sind. Hier der Link zur SANParks Webseite: https://www.sanparks.org/?homeExterner Link

Richtersfeld Nationalpark – Wilderness Camp

Foto: Natascha, Uni Jena

Abschlie?ende Worte

Mein Bericht mag an manchen Stellen negativ geklungen haben. Ich m?chte auch noch einmal betonen, dass das Leben in Südafrika eine immense Einschr?nkung der Freiheit mit sich bringt. Aber die Geschichte, die Kultur und die intensive Interaktion mit den Einheimischen h?tte ich nirgendwo anders so erleben k?nnen wie dort. Südafrika ist ein Land der Kontraste. Dieses Spannungsfeld regt dazu an, viel zu lernen und eigene Perspektiven zu hinterfragen. Ich pers?nlich habe mich dadurch sehr weiterentwickelt. Auch die Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, die mir t?glich entgegengebracht wurde, habe ich so noch nirgendwo erlebt. Alle meine Erfahrungen haben mich nachhaltig gepr?gt und das Sch?nste sind die Freundschaften fürs Leben, die ich mit den Menschen dort geschlossen habe.