
- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Judith J?rdens
In einem Festakt wurde heute das Senckenberg Institut für Pflanzenvielfalt an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena gegründet. In Anwesenheit von Wolfgang Tiefensee, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft in Thüringen sowie Timon Gremmels, Hessischer Staatsminister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur wurde das Institut als Bestandteil Senckenbergs in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Das neue Institut beherbergt unter anderem das Herbarium Haussknecht – mit etwa 3,5 Millionen Belegen eine der bedeutendsten europ?ischen Sammlungen von Pflanzen. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger gratulierte in einer Videobotschaft und betonte, dass ?auch der Wissenschaftsstandort Deutschland von der Neugründung profitiere“.
Pflanzen spielen eine unverzichtbare Rolle in den ?kosystemen weltweit. Sie bilden die Grundlage des Lebens, indem sie Sauerstoff produzieren, Kohlenstoffdioxid binden und Lebensraum sowie Nahrung für zahlreiche Lebewesen schaffen. Ohne Pflanzen würden das Gleichgewicht der Natur, die ?kosysteme und das Klima, so wie wir es kennen, nicht existieren. Darüber hinaus sind Pflanzen für uns Menschen von unsch?tzbarem Wert als Nahrungsmittel und Quelle für Medizin und Rohstoffe.
?Jena ist eine Hochburg der Biodiversit?tsforschung. Das neue Senckenberg-Institut fügt sich hervorragend in diese wissenschaftliche Tradition und das vorhandene Forschungsumfeld ein. Allein das in Jena ans?ssige Herbarium Haussknecht ist eine Sammlung von unsch?tzbarem Wert. Ihre wissenschaftliche Nutzbarkeit wird sich durch die Kooperation mit Senckenberg noch einmal deutlich erh?hen. Umgekehrt wird mit dieser Institutsneugründung die internationale Sichtbarkeit und Bedeutung der Jenaer Biodiversit?tsforschung noch einmal deutlich gest?rkt. Als Land unterstützen wir das Vorhaben deshalb auch finanziell in erheblichem Umfang“, sagt Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee.
In Jena soll am achten Senckenberg-Institut zukünftig der Biodiversit?tswandel im Anthropoz?n – dem durch den Menschen gepr?gten Zeitalter – mit modernen und innovativen Methoden in zeitlicher Tiefe und r?umlicher Breite umf?nglich analysiert werden. Die an der Universit?t Jena bereits etablierten Professuren für Integrative Taxonomie der Pflanzen und für Funktionelle Biodiversit?t der Pflanzen werden zukünftig mit zwei neuen Senckenberg-Professuren für ?kologie und Evolution der Moose sowie ?Digital Collectomics“ gemeinsam die Sammlungsbest?nde des Jenaer Herbariums für ihre Forschungen verwenden, um den Biodiversit?tswandel zu erforschen.
Optimale Bedingungen für sammlungsbezogene Forschung
Prof. Dr. Georg Pohnert, vorl?ufiger Leiter der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena, freut sich: ?In Jena gibt es optimale Bedingungen für eine neuartige sammlungsbezogene Forschung und Lehre: Das Senckenberg-Institut wird eingebettet in die innovative Forschungslandschaft am Standort Jena. Forschungsschwerpunkte an unserer Universit?t, in denen ?kologie, Evolution und Biodiversit?t erforscht werden, bilden ein perfektes Umfeld für die neue Einrichtung.
Aber auch das Institut für Informatik sowie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig tragen zur Einbettung der neuen Aktivit?ten bei. Weiterhin bestehen umfangreiche Anknüpfungspunkte und Kooperationen zum Exzellenzcluster Balance of the Microverse und zu au?eruniversit?ren Forschungsinstituten wie dem Max-Planck-Institut (MPI) für Biogeochemie, dem MPI für Chemische ?kologie und dem MPI für Geoanthropologie.“
Das Herbarium Haussknecht z?hlt mit 3,5 Millionen Belegexemplaren zu einem der europaweit bedeutendsten Herbarien und ist zugleich die gr??te botanische Regionalsammlung Deutschlands. ?Die Sammlung ist ein gro?er Schatz, der Potenziale für unterschiedliche Forschungsfragen birgt“, erl?utert Prof. Dr. Christine R?mermann, Leiterin des Senckenberg Instituts für Pflanzenvielfalt Jena und f?hrt fort: ?Durch die Digitalisierung, verknüpft mit ?Imaging‘ und der Einbeziehung von Künstlicher Intelligenz und ?Deep Learning‘, durch die Integration von Datenbanken, und durch die Anwendung molekulargenetischer Methoden kann nun das umfangreiche Potenzial dieser einzigartigen Sammlung für die Analyse des Biodiversit?tswandels gehoben und geteilt werden.“
R?mermann und ihr Team planen, die biologische Vielfalt und ihre Ver?nderungen sowie Wechselwirkungen r?umlich explizit und über einen Zeitraum des letzten Jahrhunderts zu rekonstruieren. Auch Prognosen und Handlungsoptionen für die Erhaltung der Artenvielfalt sollen zukünftig von den Forschenden in Jena entwickelt werden.
?Das nunmehr achte Senckenberg-Institut ist Bestandteil unseres strategischen Erweiterungsvorhabens ?Anthropocene Biodiversity Loss‘. Durch dieses k?nnen wir unseren systemischen Ansatz der Geobiodiversit?tsforschung – der Erforschung der Vielfalt des Lebens mit den zahlreichen Wechselwirkungen im System Erde – in enger Kooperation mit den Partnereinrichtungen vor Ort konsequent weiterentwickeln und vertiefen. Um den dr?ngendsten Herausforderungen unserer Zeit – der Zwillingskrise aus Biodiversit?tsverlust und Klimawandel – begegnen zu k?nnen, ist es unabdingbar, Daten und Informationen in Wissen und schlussendlich in Handlungsoptionen umzuwandeln.
Unsere Sammlungen – zu denen nun auch das beeindruckende Herbarium Haussknecht geh?rt – sind unersetzbare Archive der Natur. Wir k?nnen diese im Rahmen des Erweiterungsvorhabens zu digitalen Forschungsplattformen ausbauen und Sammlungsdaten mit globalen Daten zum System Erde verknüpfen. So übernimmt Senckenberg als Teil der Leibniz-Gemeinschaft Verantwortung für Mensch und Natur gegenüber künftigen Generationen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Beteiligten und Unterstützer*innen und freue mich au?erordentlich über das neue Institut in unserer Senckenberg-Familie“, schlie?t Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Timon Gremmels, Dr. Thoralf Held, Prof. Georg Pohnert, Prof. Karsten Wesche, Prof. Klement Tockner, Prof. Frank Hellwig, Prof. Christine R?mermann, Prof. Axel Brakhage und Wolfgang Tiefensee (v.l.n.r.) bei der Gründung des Senckenberg-Institutes für Pflanzenvielfalt am 10.06.2024 in der Aula der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena.
Foto: Jürgen Scheere (Universit?t Jena)