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Meldung vom: | Verfasser/in: Ute Sch?nfelder
Es ist eine umstrittene Entscheidung, die die Bundesregierung vor einigen Tagen getroffen hat: Erwerb und Besitz von geringen Mengen Cannabis sollen künftig straffrei sein. Sofern der Bundestag dem Kabinettsentwurf zustimmt, wird das ?Cannabis-Gesetz“ im kommenden Jahr in Kraft treten. Was für die einen ein l?ngst überf?lliger Schritt ist, l?sst andere weiter eindringlich vor den Gesundheitsrisiken des Cannabis-Konsums warnen.
Einen anderen Blick auf Cannabis – den auf die traditionelle Heilpflanze – lenken Forschende der Universit?t Jena jetzt gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Italien, ?sterreich und den USA mit einer im Fachmagazin ?Cell Chemical Biology“ ver?ffentlichten Studie. Das Team vom Institut für Pharmazie hat darin untersucht, wie bestimmte Inhaltsstoffe aus der Cannabis-Pflanze Entzündungen entgegenwirken. Aus vorherigen Untersuchungen war bereits bekannt, dass Cannabis nicht nur schmerzlindernd und krampfl?send, sondern auch entzündungshemmend wirkt. ?Allerdings war der Grund für die entzündungshemmende Wirkung bislang weitgehend unklar“, sagt Dr. Paul Mike Jordan, der die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Werz geleitet hat.
Die Forschenden untersuchten, wie verschiedene Cannabinoide, darunter das psychoaktive THC (Tetrahydrocannabinol) und das in bereits heute frei erh?ltlichen Produkten enthaltene CBD (Cannabidiol), auf menschliche Immunzellen wirken. ?Wir konnten feststellen, dass alle acht von uns untersuchten Cannabinoide eine entzündungshemmende Wirkung aufweisen“, sagt Lukas Peltner, Doktorand und Erstautor der Studie. ?Es zeigte sich, dass s?mtliche untersuchten Substanzen die Bildung von entzündungsf?rdernden Botenstoffen in den Zellen hemmen und zugleich die Bildung von entzündungsaufl?senden Botenstoffen verst?rken.“
CBD legt in Immunzellen einen Schalter um
Insbesondere habe sich das CBD als hochwirksam erwiesen, welches das Team anschlie?end hinsichtlich seines Wirkmechanismus‘ genauer untersucht hat. Dabei konnten die Forschenden feststellen, dass CBD das Enzym 15-Lipoxygenase-1 aktiviert, was die Produktion von entzündungsaufl?senden Botenstoffen ausl?st, die im weiteren Verlauf die Entzündung abklingen lassen. ?Damit legt CBD in den betroffenen Zellen quasi einen Schalter um, der das Entzündungsgeschehen von der f?rdernden zur hemmenden Seite lenkt“, unterstreicht Dr. Jordan. Diese Ergebnisse in Zellkulturen konnten die Forschenden auch im Tierexperiment an M?usen best?tigen.
Die gewonnenen Erkenntnisse k?nnten langfristig in neue therapeutische Strategien zur Behandlung von Entzündungserkrankungen münden, so das Fazit der Forschenden. Dabei sollte vor allem das CBD im Fokus stehen, welches unter den Cannabinoiden am wirksamsten in der Studie war. Bisherige bereits zugelassene Pr?parate mit Cannabinoiden würden zwar CBD enthalten, ?daneben aber auch das psychoaktive THC, was mit einer Vielzahl an Nebenwirkungen einhergehen kann“, stellt Dr. Jordan klar. Therapeutika, die ausschlie?lich CBD enthalten, würden dieses Problem verringern.
Die Forschungsarbeiten sind im Rahmen der Sonderforschungsbereiche ?ChemBioSys“Externer Link und ?PolyTarget“ der Universit?t Jena durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gef?rdert worden.
Dr. Paul Mike Jordan (l.) untersucht mit Lukas K. Peltner (r.) wie Cannabinoide im K?rper wirken.
Foto: Anna K?nigOriginal-Publikation:
Peltner LK et al. Cannabidiol acts as molecular switch in innate immune cells to promote the biosynthesis of inflammation-resolving lipid mediators, Cell Chemical Biology (2023). https://doi.org/10.1016/j.chembiol.2023.08.001Externer Link