
- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Ute Sch?nfelder
Sollte es jemals einen Preis für den l?ngsten Weg zur Arbeit geben, das Team um Christina Braun von der Universit?t Jena h?tte gute Chancen darauf, diesen zu gewinnen. Für die Anreise in ihr Forschungsgebiet legen die Polarornithologin und ihr Team jedes Mal rund 14.000 Kilometer zurück – Luftlinie. Das Ziel der Reise ist die Fildes-Halbinsel auf King Georg Island in der Antarktis. Seit den frühen 1980er Jahren beobachten Forschende der Universit?t Jena bereits die Ver?nderungen der antarktischen Tierwelt; seit 2003 wird ihr langfristiges Monitoringprojekt zu Brutv?geln und Robben vom Umweltbundesamt finanziert. Vor wenigen Wochen sind Christina Braun, Hannes Gr?mer und die Studentinnen No?lle Heid und Nora F?rster von ihrem jüngsten Aufenthalt aus der Antarktis nach Jena zurückgekehrt und haben jetzt erste Forschungsdaten ausgewertet.
W?hrend der jeweils gut dreimonatigen Exkursionen dokumentieren die Forschenden im Verlauf des antarktischen Sommers das Vorkommen von insgesamt 14 Brutvogelarten in einem definierten Areal von etwa 35 km2 Gr??e. Darunter sind Pinguinarten, wie die Zügel-, die Adélie- und die Eselspinguine, Skuas und Riesensturmv?gel. ?Wir z?hlen, wie viele Brutpaare es gibt und welchen Bruterfolg sie haben, also wie viele Küken am Ende der Saison überlebt haben“, berichtet Christina Braun. Die Wissenschaftlerin ist seit dem Jahr 2000 in der Arbeitsgruppe Polar- und Ornitho-?kologie der Uni Jena und hat in diesem Jahr ihren 14. Forschungsaufenthalt in der Antarktis verbracht. ?Dieses Monitoring über inzwischen vier Jahrzehnte ist bisher einmalig und unsere Daten eine wichtige Basis für die Forschung“, unterstreicht sie.
Klimawandel ver?ndert das Artenverh?ltnis
Aus ihren Beobachtungen lesen die Forschenden deutliche Trends ab. So sind etwa die Kapsturmv?gel, die einst zu Hunderten im Untersuchungsgebiet brüteten, fast v?llig verschwunden. Lediglich drei Brutpaare haben die Jenaer Forschenden w?hrend ihres diesj?hrigen Aufenthalts entdecken k?nnen. Andere Arten nehmen in ihrem Bestand deutlich zu, darunter der Riesensturmvogel. ?Ursache dafür sind ver?nderte Umweltbedingungen, vor allem infolge des Klimawandels“, sagt Christina Braun. Riesensturmv?gel profitieren von der Erw?rmung des Ozeans, in dem sie ein reichhaltigeres Nahrungsangebot vorfinden. ?hnliche Verschiebungen konnten die Forschenden auch bei Pinguinen beobachten. W?hrend sich die Eselspinguine, die ursprünglich in subantarktischen Regionen leben, immer mehr ausbreiten, sind die für die Antarktis typischen Arten, wie die Adélie- und Zügelpinguine auf dem Rückzug. ?Beide Arten sind von Meereis abh?ngig, da dieses die Basis für die antarktische Nahrungskette bildet, indem der Antarktische Krill, die Hauptnahrung von Pinguinen und Walen, die dort vorhandenen Eisalgen abweidet. Da das Meereis immer weiter schrumpft, wandern die Pinguine immer weiter nach Süden, in weniger geeignete Gebiete ab“, so Braun.
Südlicher Riesensturmvogel mit Jungtier: Er ist ein Vertreter der Ordnung der R?hrennasen und gilt als Indikatorart für Umweltver?nderungen und für St?rungen im Brutgebiet. Er verbringt sein Leben überwiegend als Aasfresser auf See und kann eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern erreichen. Riesensturmv?gel brüten in Kolonien und legen ein Ei, dass von beiden Elterntieren bebrütet wird. Nach ca. vier Monaten ist das Küken flügge bzw. flugbereit.
Foto: Hannes Gr?merZusammen mit uruguayischen Kolleginnen und Kollegen haben sich die Jenaer Forschenden au?erdem an einem antarktisweiten Monitoring zum Bruterfolg von Eselspinguinen beteiligt. ?Wir haben beobachtet, wie die Tiere wachsen und an Gewicht zunehmen“, erkl?rt Hannes Gr?mer, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Teil des Jenaer Expeditionsteams. Konkret hei?t das, dass jeden Tag zwanzig Jungtiere eingefangen und gewogen wurden. W?hrend die Eselspinguinküken mit rund 110 Gramm aus dem Ei schlüpfen, bringen sie am Ende des Sommers zwischen 3,5 und 6 Kilo auf die Waage. ?Ihr Gewicht entscheidet letztlich darüber, welche ?berlebenschancen sie im anstehenden Winter haben“, so Gr?mer, der zum 4. Mal mit in der Antarktis war.
In den kommenden Monaten werden die Forschenden die in der zurückliegenden Saison erhobenen Daten für eine neue Ausgabe des Berichts zum ?Monitoring der klimabedingten Ver?nderungen terrestrischer und mariner ?kosysteme in der Maxwell Bay (Antarktis)“Externer Link aufbereiten, den das Umweltbundesamt alle drei Jahre ver?ffentlicht. Zudem werden die Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Und danach wird es auch bald schon wieder Zeit, die n?chste Reise zu planen. Im November, sp?testens Dezember wird das Team aus Jena erneut aufbrechen, um die Ver?nderungen in der Tierwelt der Antarktis zu beobachten.
Ein Eselspinguin füttert sein Junges. Eselspinguine sind eine von drei im Untersuchungsgebiet heimischen Pinguinarten. Die ans?ssige Kolonie beherbergt den gr??ten Brutplatz dieser sich in der Antarktis ausbreitenden Art. In der Regel legen Eselspinguine zwei Eier, wobei das Bebrüten und die Jungenaufzucht durch beide Elterntiere erfolgt. Hauptnahrung der Eselspinguine sind Krill und Fisch.
Foto: Christina Braun