
- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Uta von der G?nna
Bei etwa jeder zwanzigsten Schwangeren ergibt die Ultraschall-Dopplermessung in der Mitte der Schwangerschaft, dass Geb?rmutter und Plazenta nicht ausreichend durchblutet werden. Dann besteht die Gefahr, dass das Kind nicht ausreichend vom mütterlichen K?rper versorgt wird und sich nicht zeitgerecht entwickelt. Im schlimmsten Fall kann das Baby vor der Geburt im Mutterleib sterben. ?Schwangerschaft bedeutet Gef??stress“, erkl?rt Prof. Dr. Tanja Groten vom Universit?tsklinikum Jena. ?Der Mutterkuchen produziert aktivierende Substanzen, die die mütterlichen Gef??e oxidativem Stress aussetzen“, so die Geburtsmedizinerin. K?nnen die Gef??e den Stress nicht kompensieren, kann das bei der Mutter zu erh?htem Blutdruck oder sogar zur Pr?eklampsie führen, die auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet wird. Dem Kind droht in dieser Situation eine Mangelversorgung im Mutterleib.
In einer multizentrischen Studie testete ein Forschungsteam um Tanja GrotenExterner Link, ob die gef??schützende Wirkung von Pentaerythrityltetranitrat (PETN) einer Mangelversorgung des Ungeborenen vorbeugen kann. Der seit Jahrzehnten bei Herzbeschwerden und Bluthochdruck eingesetzte Wirkstoff PETN wird im K?rper zu dem k?rpereigenen Botenstoff Stickstoffmonoxid abgebaut, der die Gef??e erweitert und somit die Durchblutung verbessert. Gleichzeitig hat PETN die besondere Eigenschaft, die Schutzmechanismen der Gef??innenwand zu st?rken. In einer Pilotstudie vor einigen Jahren hatte sich PETN nachweislich positiv auf die Versorgungssituation des Ungeborenen auswirkt.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft f?rderte die randomisierte, doppelblinde und Placebo-kontrollierte Studie der Jenaer Geburtsmedizin, an der in 14 Studienzentren über 300 Frauen mit einem auff?lligen Dopplerbefund teilnahmen. Im August 2017 wurde die erste Patientin eingeschlossen, das letzte Studienbaby ist im August 2021 geboren. Unter Leitung des Studienzentrums am Uniklinikum Jena konnte damit erstmals in Deutschland eine interventionelle Studie dieser Qualit?tsanforderungen in der Geburtsmedizin erfolgreich durchgeführt werden.
PETN reduziert das Risiko für Mangelversorgung nicht signifikant
Das Hauptaugenmerk der Studie lag auf der kindlichen Wachstumsverz?gerung, gemessen an deutlichem Untergewicht bei der Geburt bzw. der Zahl der im Mutterleib verstorbenen Babys. Die Ergebnisse in der Gruppe der Patientinnen, die den Wirkstoff erhalten hatten waren jeweils besser als in der Plazebogruppe, jedoch waren die Unterschiede nicht statistische relevant. Deutlichere Vorteile zeigten sich in Bezug auf die Frühgeburtlichkeit und den mütterlichen Blutdruck: W?hrend knapp zwei Drittel der Babys in der PETN-Gruppe reif geboren wurden, kamen in der Plazebogruppe mehr als die H?lfte zu früh auf die Welt. ?ber 36 % der Mütter in der Plazebogruppe entwickelten einen Bluthochdruck, fast jede dritte eine Pr?eklampsie. Unter den Frauen, die den Wirkstoff erhalten hatten, litten nur knapp 24 % an zu hohem Blutdruck und etwa jede fünfte an Pr?eklampsie.
Studienleiterin Tanja Groten ordnet das Ergebnis ein: ?Wir konnten zeigen, dass der Einsatz von PETN sicher ist für die Mütter und für die Kinder. Auch wenn das Studienergebnis nicht für eine klare Empfehlung ausreicht, sollte PETN gerade bei Patientinnen mit einem deutlich erh?hten Risiko für eine Minderversorgung des Ungeborenen als Sekund?rprophylaxe in Betracht gezogen werden.“ Die im Vergleich zur Vorstudie weniger deutliche Wirkung gegen die Mangelversorgung k?nnte in der Einnahme von Aspirin (ASS) begründet sein. ASS wird seit 2018 Patientinnen mit Risiko für eine Funktionsst?rung der Plazenta empfohlen, um einer Pr?eklampsie vorzubeugen. 30% der Frauen im Studienkollektiv haben ASS eingenommen. Dadurch k?nnte der Effekt von PETN geringer ausgepr?gt sein und es h?tte der Behandlung einer gr??eren Gruppe von werdenden Müttern bedurft, um einen statistisch relevanten Effekt zu erzielen.
Langzeiteffekte für Mutter und Kind
Die positiven Effekte von PETN enden nicht mit der Geburt - die ersten Nachuntersuchungen der Kinder der Studienkohorte im Alter von 12 Monaten deuten darauf hin, dass die Kinder auch langfristig von der Pr?ventionstherapie profitieren. Die l?ngere Entwicklungszeit im Mutterleib und das h?here Geburtsgewicht verbessern die Startbedingungen ins Leben. Bei Müttern, die in der Schwangerschaft unter Bluthochdruck oder gar einer Pr?eklampsie litten, ist das Risiko für kardiovaskul?re Erkrankungen deutlich erh?ht. Für sie etabliert Tanja Groten eine spezialisierte Nachsorgesprechstunde. ?Von den Langzeituntersuchungen unserer Studienpatientinnen versprechen wir uns auch wichtige Erkenntnisse zum Einfluss der Schwangerschaft auf die Gef??alterung. Eine Nachuntersuchung der Mütter 15 Jahre nach der Pilotstudie zeigte bei den Müttern, die PETN in der Schwangerschaft eingenommen haben, bereits positive Effekte.“
Original-Publikation:
Groten T et al.: Effect of pentaerythritol tetranitrate (PETN) on the development of fetal growth restriction in pregnancies with impaired uteroplacental perfusion at midgestation—a randomized trial, Am J Obstet Gynecol 2022. DOI: 10.1016/j.ajog.2022.07.028Externer Link German Clinical Trials Register: DRKS00011374Externer Link
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07747 Jena Google Maps – LageplanExterner Link