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Meldung vom: | Verfasser/in: Alena Gold
Der blaue Rindenpilz w?chst auf Baumst?mmen und ?sten von Laubb?umen und zeichnet sich durch seine intensive kobaltblaue Farbe aus. Die Substanzklasse, aus der sich diese blaue Farbe ableitet, ist bei vielen Pilzarten verbreitet. Sie erm?glicht es den Pilzen, bioaktive Stoffe herzustellen, die Totholz abbauen und durch die sie mit ihrem mikrobiellen Umfeld interagieren. Forschende des Exzellenzclusters Balance of the MicroverseExterner Link an der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena befassten sich nun genauer mit der Frage, wie der Pilz diese blaue Substanz herstellt und fanden heraus, dass ein Faktor entscheidend ist: Licht. Die Ergebnisse der Studie stellen die Forschenden in der Fachzeitschrift "Microbiology Spectrum" vor.
?Um die blaue Farbe der Pilze genauer zu analysieren, habe ich vor einiger Zeit eine sehr gro?e Menge an Pilzkulturen vorbereitet und diese in den Brutschrank gestellt“, berichtet Prof. Dr. Dirk Hoffmeister, Professor für Pharmazeutische Mikrobiologie der Uni Jena. Als er ein paar Tage sp?ter die Kulturen untersuchte, war er überrascht: Es war kein einziger blauer Farbtupfer zu erkennen, alle Pilzkulturen waren wei? – bis auf eine einzige. Diese war auf der Fensterbank vergessen worden und nicht im dunklen Brutschrank gewachsen. In dieser Kulturplatte hatte der Pilz die blaue Farbe gebildet. ?Wir vermuteten daher, dass die Farbe erst dann gebildet wird, wenn der Pilz einer Lichtquelle ausgesetzt ist“, erkl?rt Hoffmeister.
Aus vorherigen Forschungserkenntnissen war bereits bekannt, dass Pilze durch Rezeptoren Licht wahrnehmen k?nnen und dass Licht den Stoffwechsel und die Physiologie von Pilzen beeinflusst. Die Erstautorin der Studie Stefanie Lawrinowitz hat sich dem Ph?nomen der blauen F?rbung nun aus einem anderen Blickwinkel gen?hert: Sie hat analysiert, welchen Einfluss Licht auf das Gen hat, das zentral für die Farbstoffbildung verantwortlich ist. Dabei fand sie heraus, dass das Gen erst unter Lichteinfluss korrekt abgelesen und in eine messenger RNA (mRNA) übersetzt werden kann.
Anschlie?end tritt ein zweiter Mechanismus in Kraft, welcher ebenfalls Licht ben?tigt, um die mRNA richtig zu bearbeiten und Proteine zu bilden. Beide Prozesse werden von der An- und Abwesenheit von Licht reguliert. ?Es ist sehr spannend zu sehen, wie das Licht die Interaktion des Pilzes mit der Umwelt reguliert“, sagt Dirk Hoffmeister.
Warum genau der Pilz die au?ergew?hnliche blaue Farbe bildet, ist noch nicht gekl?rt. Jedoch sind sich Hoffmeister sowie die ebenfalls an der Studie Beteiligten Prof. Dr. Erika Kothe und Prof. Dr. Hans-Dieter Arndt sicher, dass die Interaktion des Pilzes mit seiner Umwelt über die Moleküle l?uft, die wiederum für die blaue F?rbung verantwortlich sind.
Original-Publikation:
S. Lawrinowitz, J. M. Wurlitzer, D. Weiss, H.-D. Arndt, E. Kothe, M. Gressler, D. Hoffmeister: “Blue light-dependent pre-mRNA splicing controls pigment biosynthesis in the mushroom Terana caerulea”, Microbiology Spectrum (2022), DOI: https://doi.org/10.1128/spectrum.01065-22Externer Link