
Meldung vom:
Ich habe mich immer davor gescheut, zu schreiben und scheue mich immer noch davor. Nicht, weil ich nichts erlebe, dass ich gern festhalten würde. Nicht, weil ich glaube, ich h?tte gar nichts zu erz?hlen, was irgendjemanden vielleicht ein bisschen interessieren k?nnte. Auch nicht – und das am aller wenigsten-, weil ich keinen Spa? am Umgang mit Worten und Sprache habe. Nein, der einzige Grund dafür, dass ich kaum etwas zu Papier bringe, was ich im Kopf habe, weder Blog, noch Tagebuch, nicht einmal besonders viele Briefe schreibe, ist die Irrelevanz- diese unglaubliche Unbedeutsamkeit, die ich meinen eigenen Gedanken zuschreibe. Wie k?nnte ich auch nur meinen kleinen individuellen Gedanken erlauben, in einer Welt Platz einzunehmen, die so komplex, vielseitig und riesengro? ist. Wie k?nnte ich mir anma?en, die Vielschichtigkeit, das Zusammenspiel aus so vielen Faktoren, die zu ihrem aktuellen Zustand beigetragen haben, zu missachten, indem ich NUR meine Perspektive berichte? Wo doch meine Sicht auf die Dinge so gepr?gt ist von pers?nlichen Umst?nden, von Erfahrung und Erwartung und hindurchgeht durch den Filter des Privilegs meiner Lebensumst?nde, eingenommen von Zeit und Raum und unf?hig über diese Blase hinaus wahrzunehmen und zu erfahren. Wie kann ich mit diesen Hintergedanken Worte aufs Papier bringen, die so unvollkommen, so wenig vielschichtig und wenig allumfassend das beschreiben k?nnen, was in der Welt wichtig und viel wichtiger ist, als all das, was ich wahrscheinlich w?hrend meines gesamten Lebens je zu erz?hlen habe?
An einer Stelle macht der Gedankenweg, der mich in der Vergangenheit so oft vom Schreiben abgehalten hat, eine Kurve: Doch vielleicht geht es gar nicht darum, vielleicht ist das nicht der Anspruch eines Texts – ALLES zu berichten – offensichtlich ist es der nicht. Vielleicht darf man sich trotzdem trauen Platz einzunehmen, etwas zu hinterlassen, was nicht all die wichtigen Punkte beachtet, weil EIN Mensch eben auch nicht ALLES sein kann, sondern immer nur ein winziger Teil des Ganzen und die Wahrheit immer aus vielen Wahrheiten besteht.
Uff, man fragt sich wahrscheinlich- wieso schreibe ich das alles an dieser Stelle? :D Ich glaube, um unbeschwert von meinen Erfahrungen berichten zu k?nnen, musste ich das kurz loswerden. Mir ist wichtig, dass jede Person, die einen Blick auf diesen Bericht wirft, versteht, ihn einzuordnen- als EINE Erfahrung. Meine Perspektive ist nicht frei von Stereotypen, die wiederrum meine Erwartungen und wiederrum meine Erfahrungen w?hrend meines Aufenthalts pr?gen werden. Doch nun habe ich das Gefühl, an dem Punkt zu stehen, von dem ausgehend ich trotzdem frei berichten kann – ganz pers?nlich- und ich hoffe sehr, dass ich damit das eine oder andere Interesse wecken oder stillen kann.
LG, Antonia :)??
Notizen
Foto: Antonia Mesgarha