
- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Katrin Bogner
Reine Kopfsache? Von wegen: Welchen Einfluss Hypnose auf unsere k?rperliche Leistungsf?higkeit hat, untersuchte Psychologin Dr. Barbara Schmidt vom Universit?tsklinikum Jena in einer nun im Fachjournal ?Scientific Reports“ ver?ffentlichten Studie. Im Ergebnis zeigte sich, dass mit Hilfe von Hypnose nicht nur das subjektive St?rkegefühl gesteigert werden kann, sondern auch die objektive St?rke – und das mit langanhaltender Wirkung. Dies kann sich sowohl für den Leistungssport als auch für den Genesungsprozess von Patientinnen und Patienten nutzen lassen. ? ?
?Wo haben Sie für den Endspurt noch diese Kraftreserven hergeholt?“. Eine typische Frage, die Sportjournalisten nach einem Rennen den siegreichen Sportlerinnen und Sportlern stellen. Meistens kommt dann als Antwort etwas in Richtung ?mentales Training“ oder ?ich wusste, es steckt noch mehr in mir“. Dass das keine blo?en Floskeln sind, hat Dr. Barbara Schmidt, Psychologin am Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie am Universit?tsklinikum Jena in einer Hypnose-Studie nachgewiesen. Dafür hat sie zun?chst mit deutschen Profi-Biathleten am Olympiastützpunkt im Schwarzwald w?hrend Hypnose-Sitzungen einen besonderen sogenannten Kraftanker entwickelt, der die berühmten ?Kraftreserven“ bei den Sportlern herausgekitzelt hat. ?Die Sportler sollten ihr Kraftgefühl an einen posthypnotischen Anker binden, den sie dann bei Bedarf, also vor allem im Rennen, aktivieren konnten“, erkl?rt Schmidt.?
Mit dem Super-Mario-Kart-Stern Kr?fte mobilisieren
Hierzu sollten sich die Athleten w?hrend der Hypnosesitzung vorstellen, dass sie das Stern-Item aus dem Konsolen-Spiel ?Super Mario Kart“ aktivieren. Der Stern macht den Spieler für kurze Zeit sehr schnell und unverwundbar, was visuell durch buntes Blinken und auditiv durch eine bestimmte Melodie angezeigt wird. ?Die Athleten dachten also im Rennen an ihren Super-Mario-Stern und das daran geknüpfte Gefühl der St?rke und Unverwundbarkeit, das sie in Hypnose an diesen Anker geknüpft haben“, erkl?rt Schmidt. Und das mit Erfolg. ?Sie konnten sozusagen ihre innere Kraft entfesseln.“ Denselben Kraftanker nutzte Schmidt auch bei Hypnosesitzungen in ihrer aktuellen Studie, um zu überprüfen, ob Hypnose die Muskelkraft tats?chlich beeinflussen kann. Dafür verglich sie die Griffkraft der Hand von insgesamt 48 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern vor, unmittelbar nach und eine Woche nach Hypnose. W?hrend die H?lfte der Teilnehmenden eine 40-minütige Hypnosesitzung erhielt, las die Kontrollgruppe im selben Zeitraum die Autobiografie ?Total Recall“ von Arnold Schwarzenegger. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Hypnosegruppe fühlte sich nach der Aktivierung des Kraftankers nicht nur subjektiv st?rker als die Kontrollgruppe, sie wies auch eine Woche nach der Hypnosesitzung eine objektiv st?rkere Griffkraft auf.
Ganz konkret nutzten Schmidt und ihr Forschungsteam ein Handdynamometer, um die Handgriffkraft der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer objektiv zu messen. Diese Messungen fanden zu Beginn der Studie bei allen Teilnehmern statt, um das Ausgangsniveau zu erfassen und dann nach der Hypnosesitzung beziehungsweise der Buchlesung. Eine Woche sp?ter wurde die Handgriffkraft wieder vor und nach der Aktivierung des posthypnotischen Kraftankers gemessen. Zur Einordung des subjektiven St?rkegefühls nutzte Schmidt eine Skala von 0 bis 100, nach der sich die Teilnehmenden selbst einsch?tzen sollten. Mit deutlichem Ergebnis. ?Wir konnten zeigen, dass schon eine einzelne Hypnosesitzung, bei der das Gefühl der St?rke an einen posthypnotischen Anker gebunden wird, in diesem Fall der Mario-Kart-Stern, sowohl die subjektive als auch die objektive St?rke erh?ht, und das mit langanhaltender Wirkung. Hypnose führt also offenbar nicht nur zu einer Ver?nderung des mentalen Zustands, sie bewirkt in Folge auch ?nderungen auf der physiologischen Ebene“, so Schmidt.?
Hypnose für Leistungssport und Genesungsprozesse nutzen
Diese Erkenntnis k?nne man einerseits für den Profisport nutzen, um die Leistungsf?higkeit der Sportlerinnen und Sportler zu erh?hen. Andererseits empfiehlt Schmidt, Hypnose als nicht-invasive Methode auch für den Genesungsprozess bei Patientinnen und Patienten als Ansatz in Betracht zu ziehen, beispielsweise bei der Behandlung von ME/CFS. Das chronische Ersch?pfungssyndrom hat insbesondere im Zusammenhang mit Long-COVID zugenommen, es gibt noch keine kausale Therapie. ?Wir k?nnen mit Hilfe von Hypnose und eines entsprechenden posthypnotischen Kraftankers unsere innere Kraft entfesseln und damit unsere Gesundheit positiv beeinflussen“, sagt Schmidt.?
Original-Publikation:
Nieft, U., Schlütz, M. & Schmidt, B. Increasing handgrip strength via post-hypnotic suggestions with lasting effects.?Sci Rep?14, 23344 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-73117-0Externer Link?
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