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Meldung vom: | Verfasser/in: Volker Hahn
Die Verbreitung europ?ischer Waldpflanzen verschiebt sich überraschend nach Westen. Stickstoffeintr?ge – und in geringerem Ma?e der Klimawandel – sind die Hauptursachen.
Dies sind die Ergebnisse einer in der Zeitschrift Science ver?ffentlichten Studie, an der drei Forschende des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv) beteiligt waren, darunter apl. Prof. Dr. Markus Bernhardt-R?mermann von der Uni Jena. Die Studienergebnisse widersprechen der Annahme, dass haupts?chlich der Klimawandel für die Verschiebung der Artenverbreitung verantwortlich sei. Sie werfen ein neues Licht auf die Frage, wie Umweltfaktoren, und insbesondere Stickstoffeintr?ge, die Artenvielfalt ver?ndern.
Stickstoffeintr?ge durch Luftverschmutzung als Hauptursache identifiziert
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Arten nach Westen verlagern, ist laut der neuen Studie 2,6 Mal h?her als dass sie sich nach Norden verlagern. Der Hauptgrund dafür: Hohe Stickstoffeintr?ge durch Luftverschmutzung, die eine rasche Ausbreitung stickstofftoleranter Pflanzenarten vor allem aus Osteuropa nach Westen erm?glichen. Die Ansiedlung konkurrenzstarker Arten in Gebieten mit hohen Stickstoffeintr?gen geht oft auf Kosten hoch spezialisierter Pflanzenarten.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass künftige Biodiversit?tsmuster durch komplexe Wechselwirkungen verschiedener Umweltver?nderungen bestimmt werden und nicht allein durch den Klimawandel. ?Die Wechselwirkungen des Klimawandels mit historisch wichtigen Faktoren werden h?ufig übersehen“, sagt Co-Autor Dr. Ingmar Staude, Wissenschaftler bei iDiv und der Universit?t Leipzig. ?Wir k?nnen die meisten Arealverschiebungen europ?ischer Waldpflanzenin den vergangenen Jahrzehnten auf die Stickstoffeintr?ge zurückführen, und nur in geringerem Ma?e auf den Klimawandel. Dies wirft eine wichtige Frage auf: Wie k?nnen sich ?kosysteme an steigende Temperaturen anpassen, w?hrend die Verschiebungen der Artenvielfalt haupts?chlich durch andere Umweltver?nderungen, insbesondere die Luftverschmutzung, verursacht werden?“ Das bessere Verst?ndnis dieser komplexen Wechselwirkungen sei wichtig für Landbewirtschafter und politische Entscheidungstr?ger, um biologische Vielfalt und ?kosystemleistungen schützen zu k?nnen, sagen die Forschenden.
Wichtigste Ergebnisse der Studie:
- Europ?ische Waldpflanzen verschieben ihr Verbreitungsgebiet mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3,6 Kilometern pro Jahr.
- 39 % der Pflanzenarten verlagern sich nach Westen. Nach Norden verlagern sich nur 15 % der Arten.
- ?berraschenderweise sind Stickstoffeintr?ge und nicht der Klimawandel Hauptfaktor für die Verlagerungen der Verbreitungsgebiete.
- In der Studie wurden die Verschiebungen im Verbreitungsgebiet von 266 europ?ischen Waldpflanzenarten über mehrere Jahrzehnte analysiert; an einigen Standorten wurden die ersten Messungen schon 1933 gemacht.
- Mehrere der symboltr?chtigsten W?lder Europas wurden in diese Studie einbezogen, z. B. der Urwald Bia?owie?a in Polen.
Original-Publikation:
Sanczuk, P. et al. Unexpected westward range shifts in European forest plants link to nitrogen deposition. Science (2024). DOI: science.org/doi/10.1126/science.ado0878
