
- Universidade Federal de Minas Gerais
Meldung vom:
B¨¹rokratisches
Nach Ankunft im Land ist es empfehlenswert, sich m?glichst schnell bei der Pol¨ªcia Federal
anzumelden, da so die ?Steueridentifikationsnummer¡° (CPF), welche man bereits f¨¹r das Visum braucht, freigeschaltet wird. Die braucht man n?mlich f¨¹r alles, inklusive um sich eine Sim-Card zu besorgen. Hier ist man leider auf Hilfe angewiesen, da man f¨¹r das CPF eine Telefonnummer braucht, die man erst mit dem CPF bekommen kann, aber daf¨¹r sind die Freiwilligen von der Anfangsbetreuung da, zu denen ich sp?ter noch kommen werde. Ebenfalls empfehlenswert ist es, sich den brasilianischen Ausweis f¨¹r Ausl?nder (CRNM) zu beschaffen, damit man nicht immer seinen Reisepass verwenden muss. Dieser kann auch verwendet werden um nach Ende des Semesters, und dem damit abgelaufenen Studierendenvisum, noch l?nger im Land zu bleiben, da das CRNM auch als Aufenthaltserlaubnis gilt (Angaben ohne Gew?hr, in meinem Fall ging es, aber man sollte sich das nochmal durch die Pol¨ªcia Federal best?tigen lassen). Eine weitere M?glichkeit den Aufenthalt zu verl?gern, ist die Ausreise und Wiedereinreise als Tourist (gilt f¨¹r 90 Tage); das geht sehr gut an der Grenze zu Paraguay in Foz do Igua?u und kann super mit einem Besuch der atemberaubenden Wasserf?lle dort verbunden werden.?
Ebenfalls erleichtert es unglaublich das Leben, sich ein brasilianisches Bankkonto zu beschaffen um das Sofortbezahlungssystem PIX nutzen zu k?nnen. Ich habe das mit einer Internetbank names Nubank gemacht. PIX ist verdammt praktisch und ich werde dem in unserem gr??tenteils analogen Deutschland definitiv nachtrauern. Ich w¨¹rde dazu noch raten, sich schlau zu machen zu welcher Cash-Group die eigene Bank geh?rt. Ich hatte anfangs Probleme eine Bank zu finden, bei der ich Geld abheben konnte, sp?ter habe ich dann nahezu alles ¨¹ber mein brasilianisches Konto gemacht, da die Abhebegeb¨¹hren sehr hoch waren. Auf mein brasilianisches Konto habe ich mittels Wise ¨¹berwiesen.
Skyline von Belo Horizonte vom Mirante das Mangabeiras
Foto: Malte, Uni JenaBelo Horizonte (BH, ausgesprochen Beag¨¢)
Belo Horizonte in Minas Gerais ist zwar international weniger bekannt, liegt aber tats?chlich in der drittgr??ten Metropolregion des Landes, die als Vergleich sogar mehr Einwohner als Berlin mit Umland hat. Die Stadt besitzt ein gro?es kulturelles Angebot; Theater, Shows und Konzerte, Feste, allen voran nat¨¹rlich Karneval, und die gr??te Anzahl an Bars pro Einwohner in Brasilien.
Dazu bietet das Umland viel Natur; vor allem lohnt es sich die Wasserf?lle zu besuchen, welche als Ersatz f¨¹r die Str?nde, die Minas Gerais leider nicht hat, dienen. Daf¨¹r ist Minas in Brasilien f¨¹r seine gute K¨¹che und sehr freundliche Bewohner bekannt, was ich beides unterstreichen kann. Von A nach B kommt man in BH am besten mit dem Bus, wof¨¹r es sich definitiv lohnt, die BHBus-Karte zu besorgen (die sich mit PIX ganz einfach und innerhalb weniger Minuten ¨¹bers Internet aufladen l?sst), oder mit Apps wie Uber oder 99, welche gerade nachts sicherer sind. F¨¹r die Busse ist es ebenfalls gut, sich die Apps Moovite (Routenplanung), sowie SIU Mobile (Echtzeit-GPS der Busse) zuzulegen. Wichtig ist zu wissen, dass man den Bussen per Hand ein Signal geben muss damit sie anhalten. Das habe ich anfangs durch das Verpassen einiger Busse gelernt.
Zum Abschluss hier eine kurze und in keinem Fall vollst?ndige Liste an Orten, die es sich lohnt in BH und Umland zu besuchen, nur um die Namen mal geh?rt zu haben:
- BH: Lagoa de Pampulha, Serra do Curral, Pra?a do Papa, Pra?a da Liberdade, Mercado Central, Mercado Novo, Parque Municipal, Parque das Mangabeiras, Mirante das Mangabeiras, Mineir?o (Ort des 7:1).
- Umland: Rio Acima (Cachoeira do ?ndio), Serra do Cip¨®, Serra da Piedade, Gruta da Lapinha, Ouro Preto, Inhotim, Capit¨®lio, Diamantina, Tiradentes.
Universidade Federal de Minas Gerais (UFMG)
Die UFMG ist eine der gr??ten und besten staatlichen Universit?ten in Brasilien, dementsprechend begehrt und umk?mpft sind die Studienpl?tze dort. Der Campus Pampulha ist absolut riesig und hat ein eigenes Bussystem. Kennenlernen tut man die UFMG im Rahmen der Einf¨¹hrungswoche, in der man auch die anderen internationalen Studierenden kennenlernt, sowie die ?Padrinhos¡° und ?Madrinhas¡° vom Anfangsbetreuungsprogramm kennenlernt. In meinen Semestern hier gab es auf ca. 70 internationale Studierende ¨¹ber 200 Freiwillige, also ist man auf jeden Fall gut betreut. Durch die relativ kleine Anzahl an internationalen Studierenden kann das DRI, das internationale B¨¹ro dort, Ausfl¨¹ge f¨¹r alle anbieten, die sich perfekt eignen um Å·ÖޱͶעµØÖ·_Ã÷ÉýÌåÓý-¾º²Ê×ãÇò±È·ÖÍÆ¼öe zu kn¨¹pfen und das Umland von BH kennenzulernen.
Auf der b¨¹rokratischen Seite hilft es schnell den Antrag auf den Studierendenausweis zu stellen, welcher das Ein-und Ausgehen bei den Uni-Geb?uden erleichtert und als Nachweis f¨¹r Studierendenrabatte dient; unter anderem in den Kantinen, wo man f¨¹r umgerechnet ca. 1,10€ essen kann. Auch kann man nach Anmeldung sehr billig die Sporteinrichtungen dort (CEU) benutzen.
Campus Pampulha der UFMG ma?stabsgetreu im Vergleich mit Jena
Foto: Malte, Uni JenaStudienalltag
An dieser Stelle kann ich an einigen Stellen nur ¨¹ber meinen Studiengang (Master in Physik)
schreiben, aber einige Punkte sind auch genereller. Ein gro?er Unterschied zu Deutschland ist die Beziehung zwischen Studierenden und Professoren, die mehr auf Augenh?he stattfindet. Alle meine Professoren wollten nur mit Vornamen angesprochen werden und es gibt z. B. nach den Vorlesungen auch nie Applaus oder unser akademisches Klopfen.
Generell sind viele Dinge flexibler als an deutschen Unis, was gut aber auch schlecht sein kann. Es ist sehr viel m?glich wenn man nachfragt und auf Personen zugeht. So konnte ich z. B. im ersten Semester einige meiner Klausuren auf Englisch schreiben, trotz Portugiesisch als Unterrichtssprache. Auch sehr bereichernd war die M?glichkeit, Credits in individuellen Projekten mit Professoren zu sammeln, sowas wie angeleitetes Studieren mit ein paar praktischen Anwendungen. Daf¨¹r ist man diesen bei der Korrektur der Klausuren noch mehr ausgesetzt als in Deutschland, weil es kein Pr¨¹fungsamt gibt.
Zum Studierendenleben geh?ren auch die Uni-Parties, die gerne auch mal ein bisschen wilder ausfallen als man das vielleicht in Deutschland gewohnt ist. Hier sollte man sich zumindest mental darauf vorbereiten auch mal sehr direkt angesprochen zu werden. Ansonsten ist noch zu erw?hnen, dass es nicht so extreme Pr¨¹fungsphasen gibt - eine Pr¨¹fungsleistung darf maximal 40% der Gesamtnote ausmachen - sondern man muss eher das gesamte Semester am Ball bleiben muss. Daf¨¹r ist das Semester dann meistens auch mit dem Ende der Vorlesungszeit vorbei.
Studierende ¨¹bernehmen die Hauptstra?e vor dem Campus zur traditionellen Semesteranfangsparty in der Bar "Cabral"
Foto: Malte, Uni JenaZwischenmenschliches
Wie bereits angesprochen sind die Brasilianer generell und die Leute in Minas speziell deutlich w?rmer und freundlicher als in Deutschland. Begr¨¹?t wird sich unter Gleichaltrigen mit Umarmung bzw. K¨¹sschen auf die Wange und es ist ebenfalls nicht ungew?hnlich sich mit Fremden in der ?ffentlichkeit zu unterhalten. Meiner Erfahrung nach sind die Leute super hilfsbereit, gerade am Anfang als vieles neu f¨¹r mich war konnte ich mich auch in gebrochenem Portugiesisch auf die Hilfe der Leute, die mir zuf?llig begegnet sind, verlassen. Selbst wenn einem tats?chlich nicht weitergeholfen wird, wird sich dennoch stets bem¨¹ht, dass man mit einem guten Gef¨¹hl aus dem Gespr?ch geht.
Eine Realit?t, mit der man schnell konfrontiert wird, ist die Armut, die in Brasilien existiert.
Konfrontiert wird man durch viele Obdachlose, die auf Portugiesisch sch?ner als ?Bewohner der Stra?e¡° oder ?Personen in Stra?ensituationen¡° bezeichnet werden, die um Geld bitten oder einem Kleinigkeiten verkaufen wollen. Hier sollte man sich vornherein klar machen, ob man bereit ist, und wenn ja, wieviel man bereit ist, diesen Personen zu geben. Denn die Grenzen der Gro?z¨¹gigkeit k?nnen und werden gerne ausgetestet. Ich habe mir von Anfang an einen Wert pro Person festgelegt und bin von diesem nicht abgewichen, generell wird ein ?Nein¡° (oder besser ein indirektes ?Vielleicht ein andern mal¡° oder ?Heute nicht¡°) aber ohne gro?e Probleme akzeptiert.
Eine weitere Realit?t, der man sich bewusst sein sollte, ist, dass die deutsche, eher direkte, Art der Kommunikation als grob oder unfreundlich angesehen werden kann. Das lernt man aber mit der Zeit und die Menschen begegnen uns ?Gringos¡°, wie Ausl?nder liebevoll betitelt werden, in den meisten Situationen mit Nachsichtigkeit. Dieselbe Nachsichtigkeit sollte aber von unserer Seite aus bei den Dingen, die in Brasilien vielleicht anders ablaufen als in Europa, an den Tag gelegt werden. Starke Kritik am Land, gerade von Personen aus L?ndern, die ehemals aktiv Kolonialismus betrieben haben, wird weniger gern gesehen.
Ein gro?er Unterschied liegt auch in der Art wie Verabredungen und zeitliche Absprachen
gehandhabt werden. Deutsche P¨¹nktlichkeit wird gerne mit Warten bestraft, gerade wenn man sich mit Freunden irgendwo trifft, ist es ratsam mit genug Versp?tung anzukommen (so ca. 1 Stunde, kann aber auch mehr sein), so ungew?hnlich sich das vielleicht auch anf¨¹hlen mag. F¨¹r berufliche oder offizielle Termine gilt das nat¨¹rlich nicht.
Ebenfalls m?chte ich jedem, der nach Brasilien kommt nahelegen auch wirklich zu versuchen Portugiesisch zu lernen. Innerhalb eines Semesters kann es schnell passieren, dass man sich ins bereits bekannte Englisch zur¨¹ckzieht und haupts?chlich was mit anderen Austauschlern macht, aber ich glaube, es gibt wenige L?nder auf der Welt, in denen es sich mehr rentiert die Landessprache zu lernen. Die Menschen freuen sich extrem und begegnen einem noch herzlicher als sowieso schon, wenn man ihre Sprache spricht. Wenn ich f¨¹r jedes Mal, das ich ?Dein Portugiesisch ist richtig gut¡° oder ?hnliches h?ren durfte, einen Euro bekommen h?tte (unabh?ngig davon ob ich 5 oder nur einen Grammatikfehler in meinem Satz hatte), k?nnte ich mir locker den n?chsten Flug nach Brasilien leisten. Die Einstellung gegen¨¹ber der Sprache ist anders als in Deutschland; es gibt keine ?richtiges¡° Portugiesisch und sobald das Gegen¨¹ber versteht was man meint, spricht man gutes Portugiesisch. Um grammatikalisch korrekt bzw. authentisch Brasilianisch zu kommunizieren, muss man aktiv und kontinuierlich um Korrektur bitten.
Dass es kein ?richtiges¡° gesprochenes brasilianisches Portugiesisch gibt, ist der gro?en? sprachlichen Diversit?t in Brasilien geschuldet. Die Akzente varriieren regional sehr stark und hinzu kommt dass sehr viel regionaler Slang verwendet wird. Minas Gerais ist hier als Portugiesisch-Anf?nger einer der schwierigsten Orte, da der regionale Dialekt sehr schnell ist, sehr viel Umgangssprache verwendet wird und Worte quasi beliebig verk¨¹rzt werden. Als Besipiel wird aus ?Onde voc¨º esta?¡° ein ?Onc¨ºt¨¢?¡°, quasi als ob man auf Deutsch ?Wostu?¡° anstatt ?Wo bist du?¡° sagen w¨¹rde. Auch wenn man mit einigen Portugiesisch-Kentnissen anreist, ist das erstmal gew?hnungsbed¨¹rftig.
Zuletzt sollte noch angesprochen werden, dass in Brasilien mit Regeln generell flexibler umgegangen wird als in Deutschland. Das macht vieles m?glich, aber auch einiges unsicherer.
Besonders deutlich wird das im Stra?enverkehr, wo einem mehr Aufmerksamkeit abverlangt wird. Daf¨¹r f¨¹hlt es sich deutlich nat¨¹rlicher an, bei Rot ¨¹ber die Ampel zu laufen wenn keine Autos ankommen, als in deutscher Gehorsamkeit zu warten bis endlich das Licht umspringt; mit der Zeit wird man immer vertrauter mit diesem ?jeitinho brasileiro¡°, dem ?kleinen brasilianischen Weg¡°.
Reisen
Brasilien hat unglaublich viele und attraktive Reiseziele, die zudem f¨¹r europ?ische Verh?ltnisse ziemlich g¨¹nstig sind. Daf¨¹r ist Brasilien sehr gro?, was die Logistik erschwert. F¨¹r einige Ziele ist man quasi gezwungen zu fliegen, weil ein Bus oder eine F?hre mehrere Tage dauern w¨¹rden, f¨¹r den Rest empfiehlt es sich mit ein bisschen Sitzfleisch f¨¹r die ?konomischeren Varianten zu entscheiden. Meine l?ngste Reise waren 30h im Bus, alles darunter habe ich ebenfalls mit Bus gemacht. Eine Seite, die f¨¹r billige Verbindungen sehr zu empfehlen ist, ist buser. Daf¨¹r ist nahezu immer mit Versp?tungen zu rechnen, die bei komplexeren Verbindungen gro?z¨¹gig mit eingerechnet werden sollten.
Grunds?tzlich gilt beim Reisen die Devise ?Es gibt immer einen billigen Weg¡° und diesen billigen Weg kennen oft nur die Einheimischen. Fragen lohnt sich immer! Auch sollte man sich darauf vorbereiten, dass es, gerade in informellen Verkaufssituationen, einen Preis f¨¹r Brasilianer und einen Preis f¨¹r Ausl?nder gibt. Besonders f?llt dies in touristischen Gebieten auf, hier gilt das Prinzip ?Gringo paga mais¡° (?Gringos bezahlen mehr¡°). Gerade in Rio de Janeiro gilt dieses Prinzip besonders, hier gibt es sogar verschiedene Preise f¨¹r Einheimische und Brasilianer aus anderen Bundesstaaten. Also lohnt es sich aufzupassen. Ich pers?nlich hatte kein Problem damit manchmal ein bisschen mehr zu zahlen, weil selbst die h?heren Preise umgerechnet in Euro meistens noch annehmbar waren.
Ausflug zu einem Wasserfall in der Serra do Cip¨® mit Austauschlern und Freiwilligen aus dem Anfangsbetreuungsprogramm
Foto: Malte, Uni JenaSicherheit
Brasilien hat sicherlich nicht den besten Ruf was Sicherheit angeht, die Realit?t ist allerdings
deutlich entspannter als das, was man teilweise in Horrorstorys aus Metropolen wie S?o Paulo oder Rio h?rt. Wenn man bewusst mit seinen Wertgegenst?nden umgeht, es in Gro?st?dten vermeidet, alleine in die gef?hrlicheren Gegenden zu gehen (¨¹ber diese sollte man sich bei Einheimischen oder im Internet schlau machen) und es vermeidet, nachts alleine auf der Stra?e unterwegs zu sein, minimiert man schon viel Risiko. Gewaltverbrechen, gr??tenteils angetrieben durch soziale Ungerechtigkeit, finden haupts?chlich in den ?rmeren Bev?lkerungsschichten bzw. mit der Polizei statt, in denen man sich aus Austauschstudent normalerweise kaum bewegt.
Was wahrscheinlicher passieren kann, dass unter Androhung von Waffengewalt einem das Handy abgenommen wird. Das ist in den Gegenden, in denen ich mich bewegt habe, durchausvorgekommen, aber bei niemandem den ich pers?nlich kenne. Taschendiebstahl findet wie in nahezu allen Gro?st?dten statt.
Solange man sich bewusst ist, dass man alleine (auch als Mann) einem h?heren Grundrisiko
ausgesetzt ist als in Deutschland und dementsprechend vorsichtiger vorgeht, kann man? schon vieles vermeiden. Mir ist in dem ganzen Jahr gar nichts passiert und es gab nur eine handvoll von Situationen, in denen ich mich, durch eigene Unvorsichtigkeit, unsicher gef¨¹hlt habe.