
- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien/Janine Kalisch
Das Neupersische Reich der Sasaniden war lange Zeit ein Rivale des R?mischen Reiches. Die Herrscher, die sich auf den Stammvater Sasan zurückführten, kontrollierten ab etwa 224 n. Chr. einen Raum, der zeitweise vom Kaukasus bis zum Indus reichte. Der Althistoriker PD Dr. Frank Schleicher von der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena untersucht nun, wie die sasanidischen Herrscher Einfluss und Macht gegenüber Vasallenherrschern bis weit über die Grenzen des eigentlichen Imperiums hinaus ausüben konnten. Hierfür wird der moderne Begriff des Commonwealth auf Kulturr?ume der Antike übertragen. Schleichers gerade begonnenes Forschungsprojekt ?Vasallenherrschaft im Sāsānidischen Commonwealth“ wird mit 343.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rdert.
Ein gro?es Reich mit vielseitigen Beziehungen
Frank Schleicher untersucht die Wechselwirkungen zwischen den Gro?k?nigen des Imperiums und ihren Fürsten in der Peripherie. Wie versuchten die Herrscher, die Kontrolle über das gesamte Reich zu erhalten, ohne überall milit?risch pr?sent sein zu müssen? Welchen Nutzen zogen die Vasallenherrscher aus der Abh?ngigkeit zu den sasanidischen K?nigen und umgekehrt? Vier Schlüsselregionen des iranischen Reiches sollen zur Kl?rung dieser Fragen genauer betrachtet werden. ?Besonders gut ist die Quellenlage für den Südkaukasus, das heutige Ostsyrien, Nordarabien und die Region südlich des Aralsees“, sagt Frank Schleicher. Die Theorien zur Aufkl?rung der herrschaftlichen Beziehungen reichen von Gef?lligkeiten und Geschenken der Gro?k?nige bis hin zum genauen Gegenteil, etwa in Form von Kriegsandrohungen oder der Verweigerung milit?rischer Unterstützung im Falle einer Bedrohung von au?en. Mit der Beseitigung der Vasallenherrscher seit dem ausgehenden 5. Jahrhundert begann ein Prozess, der letztlich den Zerfall des sasanidischen Imperiums in den Jahren um 630 n. Chr. einleitete. Frank Schleichers Aufgabe besteht vorrangig darin, jene schriftlichen Quellen zu sichten und auszuwerten, die vor allem von Griechen, R?mern, Armeniern und Arabern teilweise Jahrhunderte nach der Sasanidenherrschaft verfasst wurden. Aber auch zeitgen?ssische Inschriften und Dokumente, die bei arch?ologischen Grabungen zutage traten, müssen bearbeitet werden. Das Forschungsprojekt l?uft bis Oktober 2025.?
Konferenz zum Expertenaustausch
Da der Althistoriker das Forschungsprojekt allein bestreitet, ist reger Austausch mit anderen Experten besonders wichtig. Anfang September 2023 sollen die ersten Ergebnisse bei einer Konferenz an der Universit?t Jena vorgestellt werden, um einen internationalen Diskurs anzusto?en. ?Am Ende dieses Projektes soll eine Monographie stehen, in der die Herrschaftsstrukturen des Sasanidenreiches beschrieben werden und deren Inhalte modellhaft für die Untersuchung weiterer antiker Imperien genutzt werden k?nnen“, sagt Frank Schleicher. Das Ziel ist es, die Herrschaftsbeziehungen innerhalb des Imperiums zu verstehen und die M?glichkeit zu er?ffnen, diese in einen historischen Betrachtungsrahmen mit anderen Gro?reichen wie Rom oder Byzanz einzuordnen und zu vergleichen.