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University of Pretoria

University of Pretoria

Wintersemester 2021/22 und Sommersemester 2022
University of Pretoria
Foto: Dominik, Uni Jena

Dominik, Rechtswissenschaft

Einf¨¹hrung
Pretoria ist der Ort an dem der junge Mahatma Gandhi im Jahr 1893 seinen ersten gro?en Auftrag als Rechtsanwalt bekam und 19 Tage im Gef?ngnis erbracht hatte. Er blieb in S¨¹dafrika f¨¹r 21 Jahre. Der junge Winston Churchill wurde im Jahr 1899 in Pretoria f¨¹r insgesamt 4 Wochen bis zu seiner Flucht inhaftiert. 1963 wurde in Pretoria der junge Rechtsanwalt Nelson Mandela verurteilt und hat infolgedessen 27 Jahre im Gef?ngnis verbracht. 1989 hat die Fakult?t f¨¹r Informatik der Universit?t Pretoria einem jungen Einheimischen namens Elon Musk die Ergebnisse seines Computer-Eignungstests bekannt gegeben. Mehr musste ich nicht wissen, au?er vielleicht, dass Black Sabbath, die Band von Ozzy Osbourne, eigentlich doch aus Birmingham stammt. Die Wahl zwischen einer Universit?t in Pretoria und einer Universit?t in Birmingham war getroffen.

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Foto: Dominik, Uni Jena

Vorbereitungen
Man las viel. Man las auch die kompletten Memoires von Gandhi und Mandela und den s¨¹daf-rikanischen Krimi ?13 Stunden¡° von Deon Meyer, besuchte die Veranstaltung ?Das s¨¹dliche Afrika zwischen Chancen und Herausforderungen der Philosophischen Fakult?t der FSU¡°, unterzog sich sprachlichen Pr¨¹fungen. Man hat sich f¨¹r PROMOS Stipendium beworben und es erhalten. Man meldete sich bei dem Å·ÖÞ±­Í¶×¢µØÖ·_Ã÷ÉýÌåÓý-¾º²Ê×ãÇò±È·ÖÍÆ¼öem B¨¹ro der FSU als ?Botschafter¡° an, und erstellte einen Blog ¨¹ber den Studienaufenthalt in Pretoria an der Universit?tswebseite. Man lie? sich immatrikulieren, staunte bei der Breite der Auswahl der Sportkurse der Gastuniversit?t (Rugby, Cricket, Golf, Yachting, Underwater Hockey¡­) und meldete sich bei einigen an. Man kontaktiere die zust?ndigen Personen der Universit?t Pretoria, besorgte sich das Visum in der Botschaft in Berlin, den internationalen F¨¹hrerschein bei dem B¨¹rgerservice der Stadt Jena, kaufte ein und packte den carry-on Koffer nach Vorgaben der einen Direktflug anbietenden Lufthansa. Man k¨¹ndigte das Zimmer bei Studierendenwerk Th¨¹ringen, verschenkte die M?bel und das Fahrrad und a? eine letzte Th¨¹ringer Bratwurst am Paradiesbahnhof.

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Foto: Dominik, Uni Jena

Einreise
An dem Oliver Tambo gewidmeten Flughafen in Johannesburg wartete ein sehr freundlicher Mann, der bereit war, einem die Geldautomaten zu zeigen, abzuwarten, den carry-on Koffer tragen zu helfen und einen f¨¹r ungef?hr 30€ bis vor den Eingang in die studentische Residenz Tuksdorp an der Grosvenor Street 538 in Pretoria im Auto mitzunehmen. Auf dem Weg erkundigte sich man ¨¹ber die dortigen Bergwerke, die noch aktuelle Inhaftierung des ehemaligen Pr?sidenten, die Distanz zwischen Pretoria und den Str?nden in Durban und ¨¹bers Wetter. ?In Pretoria the weather is always good,¡° sagte der Mann, ¡°The only ocean you can swim in Pretoria is your shower¡± sagte der gleiche Mann, ¡°wenn Sie ein Auto anmieten, dann nehmen Sie niemals, h?ren Sie mich, niemals einen Hitchhiker ins Auto mit¡° erz?hlte er weiter ?wenn Sie auf einer Kreuzung stoppen m¨¹ssen, schlie?en Sie sofort die T¨¹ren¡° oder ?lassen Sie niemals etwas im Auto rumliegen, was man von au?en sehen kann¡° und so weiter. Das wars mit Lachen. Alles klar. Ich wei? Bescheid. Vielen Dank, bis demn?chst!
Am Eingang wartete der W?chter, in einer marineblauen Strickm¨¹tze, dicker Jacke und langen Winterstiefeln, es ist ja nur noch August, Fr¨¹hling, also etwa 15 Grad. ?Å·ÖÞ±­Í¶×¢µØÖ·_Ã÷ÉýÌåÓý-¾º²Ê×ãÇò±È·ÖÍÆ¼ö Sie¡° sagte der W?chter, nachdem ich mich vorgestellt ?Warten Sie bitte kurz hier, ich hole Jana, sie begleitet Sie dann weiter¡°. Ms Fourie, eine der die Tuksdorp Residenz leitenden Personen, also neben Mr. & Ms. Smith und dem Studentischen Ausschuss, dem sogenannten ?Mancom¡°, hei?t eigentlich Jana Fourie und war meine erste, und bis zur Einreise die wichtigste, Verbindung in Wohnangelegenheiten.
Die Residenz besteht aus vielen kleinen H?uschen, die entweder als Bungalows oder als 2-st?ckige, stark an die Cape Dutch Architecture erinnernde Geb?ude mit vielen g?rtnerischen Sch?pfungen rund um einem bis zu 2 m tiefem Pool unter den Palmen und schmalen, abends beleuchteten Gehwegen zwischen den einzelnen H?usern bis zu Parkpl?tzen und s?mtlichen Rezidenzeing?ngen. Ich war begeistert. Anders als im benachbarten Stadteil Brooklyn ist der Zaun rund um die Residenz zwar hoch, den elektrischen Draht unter Stromspannung und 2 Meter hohe dicke Mauer lie? man hier aber weg. Hurra, dachte ich, bald f?ngt der Sommer an und ich studiere, bin eigentlich aber doch im Urlaub!
Das Zimmer am ersten Obergeschoss ist zwar klein, man f¨¹hlt sich aber, nach 2 Jahren in einem gleich gro?em Zimmer w?hrend lauter Ausgangssperren am Erdgeschoss in Jena eigentlich wie ein Baas (Afrikaans f¨¹r Boss, gegen¨¹ber der Mehrheit der Bev?lkerung beleidigend). Man begr¨¹?t die Mitbewohner- zwei junge Franz?sen aus Paris und Versailles, die einem den Deutschen aus dem Nebenzimmer vorstellen. Man stellt sich bei den Damen im House 8 vor und los geht¡¯s ¨C Einkaufen. Nicht weit, und man nimmt zur¨¹ck ?ein Uber¡°, denn es ist hier unglaublich g¨¹nstig. Am Abend gibt es franz?sischen Dinner, wir sind zu neunt.

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Foto: Dominik, Uni Jena

Studium
Studienliteratur besorgte man sich nach den Anweisungen der Lehrpersonen im Vorfeld online. Die Lehrb¨¹cher waren damit zur Abholung bereit im Bookmarks Laden, der direkt am Campus operiert. Man trifft sich mit Ms Mphahlele, der ?Mutti¡° der internationalen Studierenden ¨C wie ich selbst Sie gerne nenne - und l?sst sich abfotografieren und eine Student Card ausstellen, die als Schl¨¹ssel f¨¹r s?mtliche Einrichtungen und Areale der sieben Campuse der Universit?t Pretoria, zur Bedienung von Ger?ten, als Ausweis und als Guthabenkarte dient.
Das zweite Semester f?ngt zum Anfang August an, das erste Anfang Februar. Man registriert sich in Absprache mit Ms Mphahlele, die selbst nur als ?Mahlogonolo¡°, also mit Vornamen vorstellig wird, und mit den zust?ndigen Personen der jeweiligen Fakult?t im Vorfeld der Einreise. Danach geht alles glatt.

Campus
Der Hauptcampus steht in Hatfield, der Sportscampus in Hillcrest, die anderen sind ¨¹ber Pretoria verstreut. Im Hatfield Campus stehen einige Bibliotheken, Kantinen, ein Amphitheater oder eine Kapelle und unter anderem die Fakult?ten f¨¹r Rechtswissenschaft, die Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften, Mathematik, Zoologie, Agrarwissenschaften und Informatik. Besonderheiten gibt es allerlei, vor allem sind hier seit 1910 bis in die 2010er Jahren Fakult?ten eine nach der anderen entstanden, die jeweils in einem eigenen Baustil angefertigt und in das Areal eingeblendet wurden, ein Spektakel, das mir den Atem raubte, als ich hier zum ersten, zweiten und zu den weiteren Malen, manchmal auch mit anderen Studierenden spazieren gegangen, oder sogar in einem Golfmobil, wie es hier ¨¹blich ist, gefahren bin. Es gibt hier einige Springbrunnen und Wasserf?lle, einen kleinen Teich und viel, viel gr¨¹ne ¨C und im Sommer in allen Farben strahlender und nach unz?hligen exotischen D¨¹ften riechender ¨C Natur. Man findet an jeder Ecke einen geheimen Platz, wo man den Ganzen Tag ¨¹ber beim Lernen rumhocken mag. Am sommerlichen Nachmittag sieht man gelegentlich G?rtner an Rasenfl?chen, im Schatten der Palmen mit geschlossenen Lidern ruhen, bereits am fr¨¹hen Morgen sind sie alle da um den Campus, der eigentlich ein gro?er botanischer Garten zu sein scheint, sauber und in Form zu halten ¨C Pflanzen pflegen, die B?ume s?gen, Gehwege fegen, Grass schneiden, gie?en, die Springbrunnen reinigen und erst abends geht man wieder Heim. So auch etwa die Professoren, sowie die K?che und K?chinnen, nur die W?chter wechseln h?chstens die Schicht und mit ihnen bleibt, zumindest in der Hauptbibliothek der Humanisten, rund um die Uhr das Bibliothekpersonal. Es sind hier einige Kantinen, ein Restaurant, Fastfood-Kiosks, Snack-Automaten und Kaffees mit oder ohne Terrassen, je nach Ort und Einrichtung. Man verbleibt oft den ganzen Tag im Campusareal, wechselt den Standort, die Gesellschaft, mal geht man Klavier oder Orgel spielen, mal spielt man an den B?nken oder den dazu bestimmten Fl?chen Gartenschach, am Abend nutzt man die dazu gezeichneten Pfade zum Joggen.

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Die Stadt
Pretoria ist von einer Seite mit Bergen umringt, auf der anderen ist es flach bis nach Johannesburg und weiter fort. Das Zentrum ist bergab, Hatfield geh?rt dennoch zum sog. CBD (Abgek¨¹rzt f¨¹r ?Central Business District¡°). Rund um den Campus findet man die Botschaften nahezu aller V?lker der Welt, also etwa 135 St¨¹ck. Zu Fu? schafft man die altbekannten Aussichtspunkte der Festungen Klapperkop Schanskop, Wonderboomport, der Union Buildings, Freedom Park oder das Voortrekker Monument. Die Stadt verf¨¹gt ¨¹ber Dutzende ?ffentlich zug?ngliche Freizeitb?der, davon 4 Schwimmb?der mit olympischem Format. T?glich hat man die Gelegenheit, zu Fu? in die Groenkloof Nature Reserve, National Zoological Gardens, National Botanical Gardens, Rietvlei Nature Reserve oder Austin Roberts Bird Sanctuary und so weiter zu gehen. Der gr??te von Menschenhand geschaffene st?dtische Wald der Welt und zugleich die gr??te Stadt in der Welt, die nicht an einem See, Fluss oder einer K¨¹ste liegt, Johannesburg, ist etwa 20 km entfernt. Es bietet sich an, die Bergwerke und die Townships, insbesondere Soweto zu besuchen, ein Slum mit der einzigen Stra?e in der Welt, an der gleich zwei Nobelpreistr?ger ¨C Pr?sident Nelson Mandela und Erzbischof Desmond Tutu- gewohnt haben. Von der Endstation Hatfield erreicht man die Endstation in Johannesburg mit dem ¨¹berregionalen Gautrain in weniger als einer Stunde. Eine weitere Besonderheit sind die sogenannten ?Taxis¡°, die wei?en Toyota Minibusse, die bereit sind, jeden abzuholen, und zwar egal wo, die man aber nicht per Telefon anrufen kann, sondern es kommt hier und da immer wieder einer und holt einen ab. Dies erinnert in gewisser Situation stark an den ?Fahrenden Ritter¡° aus Harry Potter und kommt einem mit seinem unschlagbaren Preis zugute.

Tipps
Zeigt der Ampel rot, geht man los. Wer an roter Ampel steht, zeichnet sich als Ausl?nder aus ¨C und Ausl?nder sind bei 34% Arbeitslosigkeit in der Republik gut geeignet, einem ein Mahl zu besorgen. Wenn man zu Fu? geht, l?uft man an der linken Seite der Gehwege, sonst stellt sich man den anderen in den Weg und zeichnet sich als Ausl?nder aus. Wenn man jemanden begr¨¹?t, fragt man ?How are you¡° oder ?Howzit¡°, das wird als h?flich empfunden. Wenn jemand ?sch?p¡° (geschrieben ?xap¡°) sagt, bedeutet das in etwa so viel wie ?jawohl¡°. Reisen Sie viel ¨C S¨¹dafrika ist an manchen Stellen sehr arm, an den anderen unvorstellbar reich. Nutzen Sie Ihre Zeit ¨C lernen Sie Menschen kennen, machen Sie Sport, essen Sie ausw?rts, besuchen Sie Pl?tze wie Soweto und Stellenbosch oder wie Bergwerke und Nationalparks, besuchen sie beide Ozeane S¨¹dafrikas (das Indische, z.B. Durban, sowie den Atlantik, z. B. Cape Town) und wenn es Ihnen gelingt, finden Sie sich Praktikum, denn erst solche Erfahrungen k?nnen Sie wirklich in das ?echte Leben¡° in S¨¹dafrika erleben- au?erhalb unserer studentischen Bubble.

*Dominik hat auch als Auslandsbotschafter der Uni Jena einen Blog verfasst. Den Link dazu findet man hier.

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Foto: Dominik, Uni Jena