
- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Uta von der G?nna
Ein Jenaer Forschungsteam entwickelte einen standardisierten und international verwendbaren Test für das Stimmged?chtnis. Der frei verfügbare Jena Voice Learning and Memory Test soll Forschungsdaten zur Personenwahrnehmung besser vergleichbar machen und k?nnte perspektivisch auch in der klinischen Diagnostik oder Forensik verwendet werden.
Wie wir andere Menschen wahrnehmen, wird von deren ?u?erem und ihrem Verhalten bestimmt. Einen wichtigen Beitrag zu unserem Gesamtbild liefert auch die Stimme, die so individuell ist wie Angesicht oder Fingerabdruck. Und ?hnlich wie bei Gesichtern kann die F?higkeit, eine Stimme wieder zu erkennen, sehr variieren. Die Spanne reicht von sogenannten Super-Recognizern, die eine Stimme nach einmaligem H?ren nicht vergessen, bis zu Menschen mit Phonagnosie - so wird die Unf?higkeit bezeichnet, selbst enge Vertraute an der Stimme zu erkennen.
?Untersuchungen zu dieser Eigenschaft in der Wahrnehmungsforschung sind jedoch bislang kaum zu vergleichen, weil es kaum standardisierte Tests gibt, die die individuelle F?higkeit der Stimmerkennung objektiv messen k?nnen“, erkl?rt PD Dr. Romi Z?ske. Die Psychologin hat deshalb mit einem Projektteam an der HNO-Klinik des Universit?tsklinikums Jena und am Institut für Psychologie der Jenaer Universit?t einen Test entwickelt und evaluiert, der genau das leisten kann. In vierj?hriger Forschungsarbeit entstand der ?Jena Voice Learning and Memory Test“, der nun im Internet frei zug?nglich zur Verfügung steht.
Zun?chst sprachen 80 Freiwillige im Alter zwischen 18 und 35 Jahren jeweils 50 S?tze einer computergenerierten Pseudosprache ein. ?Damit wollten wir sicherstellen, dass der Test international angewendet werden kann und der Inhalt des Gesprochenen beim H?ren keine Rolle spielt, nur die Stimme selbst“, so Romi Z?ske. Hieraus traf das Team dann eine Vorauswahl von Sprecherinnen und Sprechern, deren Stimmen anhand akustischer Kriterien in Dreiergruppen zusammengefasst wurden, so dass sich die Stimmen in einer Gruppe wenig, mittel oder stark ?hnelten. Im Test galt es dann, eine Stimme zu lernen und aus einer Dreiergruppe wiederzuerkennen. Nach zwei Probedurchl?ufen mit vielen internationalen Testh?rern verblieben schlie?lich 22 Dreiergruppen mit verschiedenen Stimmen für den Jena Voice Learning and Memory Test.
Teilnehmer, die den Test absolvieren, lernen vier Frauen- und vier M?nnerstimmen kennen. Zun?chst h?ren die Probanden drei Pseudos?tze der zu lernenden Stimme. Unmittelbar danach sollen sie diese Stimme heraush?ren aus insgesamt drei Stimmen, die einen anderen Satz sprechen. Diese Lernphase wird zweimal durchlaufen. In der anschlie?enden Wiederholungsphase erklingen die acht Stimmen mit je zwei schon geh?rten und neuen S?tzen. Dann folgt die eigentliche Testphase mit 22 Versuchsdurchg?ngen, wobei jede der acht Lernstimmen mehrfach aus Dreiergruppen erkannt werden soll. Diese Gruppen decken alle drei ?hnlichkeitsstufen ab und sprechen einen bislang unbekannten Pseudosatz in abgestufter L?nge. Insgesamt dauert der Test etwa 22 Minuten.
In der Evaluation hat sich der Test als verl?ssliches Instrument zur Messung der menschlichen F?higkeit, Stimmen zu lernen und wiederzuerkennen, erwiesen. Das Studienteam konnte unter den Testteilnehmern auch Super-Recognizer und ?stimmblinde“ Menschen identifizieren. Romi Z?ske: ?Wir stellen unseren Test als Service für Grundlagenforschung zur Verfügung, um individuelle Unterschiede im Stimmenged?chtnis objektivierbar und Forschungsdaten zur Personenwahrnehmung weltweit vergleichbarer zu machen. Da das Stimmenged?chtnis eine wichtige Grundlage sozialer Kommunikation ist, er?ffnen sich auch klinische und forensische Anwendungsfelder.“
Originalpublikation:
Humble D, et al. The Jena Voice Learning and Memory Test (JVLMT): A standardized tool for assessing the ability to learn and recognize voices. Behav Res (2022). https://doi.org/10.3758/s13428-022-01818-3Externer Link
Test und ausführliche wissenschaftliche Information: https://osf.io/cyr23/Externer Link
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