
Der Name des Geschichtsprofessors und Dichters Friedrich Schiller scheint selbstverst?ndlich mit der Jenaer Universit?t verbunden. Kaum noch jemand fragt, seit wann sie denn diesen Namen tr?gt. Naheliegend ist die Frage jedoch schon.
Die Alma Mater Jenensis entstand nach der Niederlage des vom ernestinischen Kurfürstentum geführten Schmalkaldischen Bundes protestantischer Reichsst?nde (1547) – zun?chst als 1548 gegründete ?Hohe Schule". Der Landesherr Johann Friedrich brauchte nach Verlust der Kurwürde, der Kurlande und der Wittenberger Universit?t eine neue Universit?t für das Rest-Herzogtum, das sich sp?ter in weitere Herzogtümer teilte. Für sie fungierte die 1558 zur Universit?t erhobene Salana als ?Ernestinische Gesamtuniversit?t". Sachsen-Weimar-Eisenach nahm zwar unter den Erhalterstaaten der Universit?t die Rolle eines primus inter pares ein. Der Weimarer Herzog bzw. (seit 1815) Gro?herzog trug den ?Rektor"-Titel. Ein gemeinsamer Namenspatron lie? sich bei dieser Konstellation aber nicht festlegen. Umso mehr stellte die Salana ihre klassisch-idealistische Traditionslinie mit Schiller als Dichter des ?Wahren, Guten, Sch?nen" heraus. Seit 1817 fand dieser Topos durchweg Eingang in die Jenaer Universit?tsstatuten.
Nach dem revolutionsbedingten Ende der Dynastien schlossen sich die Kleinstaaten 1920 zum Land Thüringen zusammen. Weimar wurde Landeshauptstadt, die Salana ?Thüringische Landesuniversit?t" mit ver?nderter Struktur und neuer Hauptsatzung (1924). Die Suche nach einem Namenspatron unterblieb. Sie h?tte in arge Verlegenheit geführt. Die deutschen Universit?ten verstanden sich zwar als ?Horte freien Geistes", trugen aber überwiegend Namen fürstlicher Gründer. In solcher Tradition bot sich für Jena der Universit?tsgründer Johann Friedrich als Namenspatron an. Doch der passte nicht in die neue Zeit. So blieb es bei dem Funktionsnamen ?Thüringische Landesuniversit?t".
Thüringische Staatszeitung vom 12.11.1934 anl?sslich der Namens?nderung der Universit?t.
Abbildung: Universit?tsarchiv Jena