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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
Zwei Gelbrücken-Stirnv?gel mit Beutelnestern.
Foto: Gunnar Brehm/Universit?t JenaEin neues, dekoratives Exponat bereichert die aktuelle Sonderausstellung ?KonstrukTier – animal constructions“ im Phyletischen Museum der Friedrich-Schiller-Universit?t Jena. Gezeigt wird das Beutelnest eines Gelbrücken-Stirnvogels (Cacicus cela). Dieser etwa amselgro?e Vogel aus der Familie der St?rlinge baut sein aufwendig gewebtes Nest aus dünnen Zweigen und Pflanzenfasern. Das Nest ist etwa einen halben Meter lang und wie eine Keule geformt: oben schmal und nach unten zu einer Kugel verdickt. ?Im Beutel liegen normalerweise die Eier“, sagt Dr. Gunnar Brehm von der Universit?t Jena. Der Zoologe hat das Nest w?hrend einer Exkursion in Peru gefunden, unter einem der Brutb?ume, in deren Ge?st meist Dutzende der auff?lligen Beutelnester h?ngen. Im Phyletischen Museum wird das Nest nun gemeinsam mit zwei Vogelb?lgen aus der Sammlung gezeigt. Die Ausstellung über die tierischen Baumeister ist noch bis zum 26. Februar 2023 zu sehen.?
Exkursion im Regenwald war Teil eines neuen Forschungsprojektes ?
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Der Fund des Beutelnestes geschah zuf?llig w?hrend der Forschungsreise nach Peru. Eigentlich waren Dr. Brehm und ein Forschungsteam mit seiner Doktorandin Yenny Correa im Regenwald unterwegs, um erste Daten für ein neues Forschungsprojekt zu erheben. Das Projekt ?Diversit?t und Schlüsseleigenschaften von Nachtfaltern entlang eines vollst?ndigen H?hengradienten in den Peruanischen Anden“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gef?rdert. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Cusco (Peru), Würzburg, Jena und München, insgesamt werden vier Projekte mit insgesamt knapp einer Million Euro gef?rdert. Gunnar Brehm und Yenny Correa sammeln in ihrem Projekt Nachtfalter in einem H?hengradienten, das hei?t, in der gesamten Region von ca. 240 Meter über NN bis hinauf zur Baumgrenze, die in Südost-Peru bei über 3.700 Metern liegt. ?Wir wollen herausfinden, was die bestimmenden Faktoren für die enorme Vielfalt von Insekten im Regenwald sind“, sagt Dr. Brehm. Im Fokus des Gesamtprojekts stehen Hautflügler, Zweiflügler, K?fer und Schmetterlinge, die die artenreichsten Gruppen im Tierreich sind. Gunnar Brehm und Yenny Correa bearbeiten die artenreichen Spanner (Geometridae), B?renspinner (Arctiinae), Schw?rmer (Sphingidae) und Pfauenspinner (Saturniidae), die jeweils unterschiedlich im H?hengradienten verbreitet sind und die sich in vielen Eigenschaften stark unterscheiden, etwa in Gr??e und F?rbung.
Eine Sammlung auch für zukünftige Forschung ?
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Schmetterlinge spielen eine Schlüsselrolle als Best?uber, Pflanzenfresser und Beute, doch seien die ihre Diversit?t bestimmenden Faktoren in den Tropen kaum untersucht, sagt Dr. Brehm. Im Regenwald der Anden werden die Tiere per Lichtfang gesammelt und sp?ter zum Teil genetisch untersucht und mit UV-Fotografie und automatisierten Segmentierungs-Algorithmen analysiert. Die Ergebnisse werden es erlauben, Rückschlüsse auf die Diversit?tsmuster zu ziehen und zugleich zu untersuchen, wie sich funktionelle Eigenschaften der Falter in Abh?ngigkeit von der H?he ihres Lebensraumes ver?ndern. ?Es geht auch darum, Ver?nderungen im Zuge des Klimawandels zu erforschen“, sagt Gunnar Brehm. Es sei ein Glück, dass der Regenwald im Cos?ipata-Tal von der H?he des Amazonas bis zur Baumgrenze noch weitgehend erhalten ist – das Gebiet ist einfach viel zu steil, um Landwirtschaft betreiben zu k?nnen. So gibt es auch noch viele Brutm?glichkeiten für den Gelbrücken-Stirnvogel, dessen Beutelnest nun im Phyletischen Museum zu sehen ist. Nach der Auswertung der Daten sollen bis zu 30.000 Tiere in die Best?nde des Phyletischen Museums integriert werden. Zudem ist eine DNA-?Barcode“-Bibliothek von ca. 3.500 Arten geplant. Das gesamte Material wird dabei so bearbeitet und aufbewahrt, dass es jetzt, aber auch noch in 100 Jahren problemlos wissenschaftlich ausgewertet werden kann. Die Sammlung des Museums wird damit an Bedeutung gewinnen, denn es kommen hunderte Arten hinzu, die es in keinem anderen Museum gibt und die neu für die Wissenschaft sind.